Comic
Charlie Browns Zauber wirkt weiter

Die Peanuts sind zurück im Kino – nicht als Strichmännchen, sondern als animierte 3D-Figuren, aber genauso anrührend.

23.12.2015 | Stand 16.09.2023, 6:56 Uhr
Charlie Brown und sein treuer Hund Snoopy sind zurück auf der Kinoleinwand. −Foto: Twentieth Century Fox/dpa

Dieses Mal wird alles anders. Das hat sich Charlie Brown fest vorgenommen. „Es kommt nicht oft vor, dass man die Chance auf einen absoluten Neuanfang bekommt“, sagt sich der Junge mit dem kugelrunden Kopf und einer einzigen Haarsträhne auf der Stirn, der sich für den größten Versager der Welt hält, und dennoch nicht aufsteckt. Ein neues Mädchen ist in die Nachbarschaft gezogen. Ein Mädchen, das noch nie von ihm gehört hat. Ein wunderschönes, kleines, rothaariges Mädchen. Er will sie kennenlernen, mit ihr sprechen. Charlie Brown ist verliebt. Damit ist eigentlich alles gesagt.

Die Peanuts sind zurück im Kino, 35 Jahre nach dem letzten Film. Und 65 Jahre, nachdem der Comicstrip von Charles M. Schulz um viele Kinder und einen Hund Premiere feierte. „Die Peanuts – Der Film“ bringt die kleinen Helden erstmals computeranimiert und in 3D-Anmutung auf die Leinwand. Das ist ein Wagnis. Denn was die Peanuts-Welt seit Beginn auszeichnete, war der so typische, sehr flache 2D-Look. Für den neuen Streifen kreierten die Macher um Regisseur Steve Martino bis zu sechs Computermodelle für jede Figur. Je nachdem aus welchem Blickwinkel die Figur zu sehen ist, sind die Augen unterschiedlich positioniert, die Münder, ja selbst die Kopfformen werden angepasst. Je nach Animation werden diese Modelle dann ineinander „gemorpht“ wie das die Experten ausdrücken. Ein Bild wird also in das andere überführt. Das bedeutet, dass sich die Gesichter auf den Köpfen bewegen, wenn sich die Figuren drehen. Dieser technische Spezialeffekt sorgt dafür, dass der charakteristische Peanuts-Stil und damit der besondere Charme erhalten bleibt.

Snoopy jagt den Roten Baron

Das ist familientaugliches Kino für die Weihnachtsfeiertage. Schon die Jüngsten werden sich über Snoopys irre Slapstick-Einlagen amüsieren und mitfühlen, wenn Charlie Brown tieftraurig ist, sich selbst für den größten Versager hält, aber trotzdem niemals aufgibt.

Teil unseres Gefühlshaushalts

Ein Stück von uns selbst, findet sich in jedem Peanuts-Charakter wieder. Schröder mit seinem „Ach, lasst mich doch in Ruhe, ich habe zu tun“, Lucy mit ihrem treffenden Sarkasmus, Linus mit seiner Unsicherheit. Sie alle formen die Gang aus der Nachbarschaft, bei der wir nur selbst allzu gerne mitspielen würden, weil es einfach ganz fabelhafte Kinder sind. Das berührt jedes Mal neu. Schon immer waren die Peanuts mehr als nur Comicfiguren. Sie sind Teil unseres Gefühlshaushalts, Philosophie und Alltag zu gleich, voller Weisheit und Trotz.

Wenn nun die von Vince Guaraldi kreierte Musik im Peanuts-Stil – jazzig, mit Swing-Elementen, insgesamt mit einem lockeren und leichten Gefühl inszeniert – auf ein Neues erklingt, dann ist alles wieder da, all die Klassiker: die Fehlversuche beim Drachensteigen, die Niederlagen beim Baseball, die Anläufe und Lucys Wegziehen des Footballs, die quäkenden, unverständlichen Stimmen der Erwachsenen, die nie zu verstehen sind, und die Sache mit der Liebe, diese Unbeholfenheit, wenn es darum geht die Angebetete anzusprechen. Und das ist ja nicht nur für Charlie Brown kompliziert.

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