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Die heikle Sache mit dem Sterben

Viele Eltern wissen nicht, wie sie das Thema Tod erklären sollen. Fernseh-Erklärer „Checker Tobi“ nimmt sich der Sache an.

03.11.2016 | Stand 16.09.2023, 6:38 Uhr
Katja Meyer-Tien
„Checker Tobi“ schaut sich in der Sendung unter anderem auf dem Friedhof um. −Foto: BR/megaherz gmbh/Stefan Schindler

Anna ist ein mutiges Mädchen. Sie klettert auf Bäume, springt vom Einmeterbrett und kämpft mit den stärksten Jungs. Doch es gibt etwas, das ihr Angst macht: der Tod. Anna war drei Jahre alt, als sie zum ersten Mal nächtelang weinte, weil sie nicht wusste, was sie tun sollte, wenn Mama oder Papa einmal sterben würden.

Wir versuchten sie zu beruhigen, mit dem, was Eltern in solchen Situationen sagen: Dass Menschen meist sterben, wenn sie alt sind, sehr krank oder einen Unfall haben. Und dass wir noch nicht so alt sind, dass wir nicht krank sind und immer sehr vorsichtig, damit uns nichts passiert. Es half nichts. Erst der Gedanke, dass sie selber, wenn sie mal groß ist, eine Medizin gegen das Sterben erfinden könnte, ließ sie irgendwann spät in der Nacht schließlich doch einschlafen.

Wer nach Rat dazu sucht, wie man Kindern das Thema Sterben und Tod nahebringt, der tut sich nicht ganz leicht. Ebenso wie es unzählige Aufklärungsbücher zur Sexualität gibt, zur Gewaltprävention, zu Essen, Töpfchen und Schnuller ist mittlerweile auch die Fülle an Bilder-, Vor- und Selbstlesebüchern zum Thema Tod und Sterben erstaunlich. Sie reicht von religiös und spirituell über tieftraurig bis witzig und skurril. Im Internet, in Magazinen und Büchern finden sich Ratschläge von Experten, meist heißt es da, man solle das Kind und seine Ängste ernst nehmen, seine Fragen ehrlich beantworten, zugeben, dass man selber nicht weiß, was nach dem Tod kommt. Formulierungen wie „Du brauchst keine Angst zu haben“ oder „Wir sterben schon nicht“ sollen Eltern vermeiden, weil sie das Thema beenden, ohne dem Kind wirklich Orientierung zu geben.

Viele Ratschläge, wenig Konkretes

Die einen raten, das Thema proaktiv anzugehen, dem Kind also Antworten anzubieten, bevor es danach fragt, um es bestmöglich auf die zwangsläufige Konfrontation mit dem Thema vorzubereiten. Andere sagen, man solle warten, bis die Kinder mit ihren Fragen kommen, weil sie erst dann bereit für die Antworten sind.

Nur: Wie das genau und ganz konkret geht mit diesen Antworten, das bleibt vielen auch nach der Lektüre all dieser Hilfen verborgen. Wie kann man etwas erklären, was man selber nicht versteht? Wie kann man etwas so Tieftraurigem wie dem Verlust eines geliebten Menschen seinen Schrecken nehmen? Fragen, die auch Martin Tischner umtrieben.

Auf keinen Fall sollten die sechs- bis zehnjährigen Zuschauer überfordert werden, die zur Sendezeit am Samstagvormittag häufig allein vor dem Fernseher sitzen. Nicht zu schwer sollte die Sendung werden – und auf keinen Fall Bilder produzieren, die sich in die Köpfe der Kinder einbrennen. „Von all den Themen, die wir bisher gemacht haben, war das mit Sicherheit das schwerste“, sagt Tischner, der mit seinem Team 2016 für den Film „Checker EXTRA – Warum so viele Menschen fliehen“ mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde.

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Anna ist aufgeregt, als sie den Film sehen darf. Sie ist inzwischen in der zweiten Klasse, im Sommer ist ihr Urgroßvater gestorben. Sie war bei der Beerdigung dabei, hat viele Fragen gestellt. Sie weint nicht mehr jedes Mal, wenn sie an ihn denkt, aber manchmal. Der Zeichentrickfilm zum Bilderbuch „Leb wohl, alter Dachs“ macht sie noch immer unendlich traurig.

Aufmerksam schaut sie zu, wie Checker Tobi seinen Hamster beerdigt, sie seufzt leise. „Schon echt traurig, wenn jemand stirbt“, sagt Tobi. „Warum müssen denn eigentlich alle Lebewesen sterben? Und was passiert dabei? Und was kommt danach?“

Lachen und scherzen im Hospiz

Als Tobi dann Kinder besucht, die ihre Eltern verloren haben, steigen mir Tränen in die Augen. Doch Anna schaut gespannt, sie lacht sogar, als der sterbenskranke Ulrich im Hospiz scherzt, dass er vielleicht als Krokodil wiederkommt. Tobi besucht einen Friedhofsgärtner, der bei der Arbeit pfeift, und eine Bestatterin, die mit den Verstorbenen redet und es als Ehre empfindet, sie für ihre Beerdigung vorzubereiten. Und trifft dabei tatsächlich einen Ton, der es Anna leicht macht, dem Thema zu folgen.

„Checker Tobi: Der Leben- und Sterben-Check“ läuft am 5. November um 8 Uhr im Ersten.

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