MZ-Serie
Ein Fitz muss auf die Bühne

Bayerische Originale: Der Fitz-Clan bereichert die bayerische Künstlerszene. Schauspieler Gerd Fitz hat nun die Bühne verlassen.

02.06.2015 | Stand 16.09.2023, 7:02 Uhr
In der Serie „Die Löwengrube“ standen die Fitz-Brüder miteinander vor der Kamera: Gerd Fitz (l.) in der Rolle des Kommissar Grüner, sein Bruder Walter Fitz als Vater Soleder (2. von l.). Jörg Hube spielte die Rolle des Karl Grandauer, Christine Neubauer war Traudl Soleder. −Foto: BR

Seinem Sohn Michael hat Gerd Fitz von der Bühne abgeraten. „Mach du was anderes!“, sagte der bayerische Volksschauspieler zu ihm. Zu schwierig, zu unsicher sei der Beruf. Doch Michael Fitz konnte nicht anders – so wie seine Onkel und Tanten, seiner Cousinen und Cousins und inzwischen deren Kinder. Ein Fitz muss auf die Bühne. Das ist seit vier Generationen so. „Wir sind eine richtige große Künstlerdynastie“, sagt Gerd Fitz’ Nichte, die Kabarettistin Lisa Fitz, im MZ-Interview.

Karrierestart als Sänger

Gerd Fitz war eigentlich Sänger und machte erst spät als Schauspieler Karriere. Mit seinem Bruder Walter und dessen Frau Molly, einer ausgebildeten Opernsängerin, gründete er in den 1950er Jahren das Trio Fitzett, nachdem er sein klassisches Gesangsstudium abgebrochen hatte. Mit Liedern wie „Fünf kleine Affen“ oder „Kapitän hieß Jack“, die sie gemeinsam mit Hans Albers aufnahmen, machte sich die Kombo einen Namen. 1956 legte sich Gerd Fitz, der eigentlich als Friedrich Sebastian Fitz geboren wurde, seinen Künstlernamen zu und trat mit wechselhaftem Erfolg solo auf, unter anderem mit einer deutschen Fassung des italienischen Schlagers „Volare“. Finanziell war es sicherlich keine leichte Zeit für den Künstler, dessen Vater Hans als Autor von Volksstücken und Schauspieler die Künstlerdynastie begründet hatte. Wohl auch deshalb riet er seinem inzwischen geborenen Sohn Michael dringend zu etwas „solidem“.

Mit inzwischen über 40 konnte Gerd Fitz in der Münchner Theaterszene Fuß fassen und erhielt nun auch zunehmend Fernsehauftritte. Eine Hauptrolle war nie dabei. Gerd Fitz war der Mann für gute Nebenrollen. In Serien wie „Königlich Bayerisches Amtsgericht“, „Die Wiesingers“ oder die „Münchner Geschichten“ von Helmut Dietl machten ihn einem großen Publikum bekannt. „Ein begabter Hund war ich immer“, sagte Gerd Fitz später über seine Karriere, die mit der Rolle des „Kommissar Grüner“ in der preisgekrönten Reihe „Die Löwengrube“ richtig Fahrt aufnahm.

In der Serie „Der Schwammerlkönig“ aus dem Jahr 1988 stand Gerd Fitz erstmals gemeinsam mit seinem Sohn Michael vor der Kamera, den es nach einem dreimonatigen Praktikum beim Finanzamt, trotz der väterlichen Warnung, in die Schauspielerei verschlagen hatte. Gerd Fitz’ Schwester Veronika wurde derweil mit einer anderen Kultserie bekannt. Sie spielte „Die Hausmeisterin“ an der Seite von Helmut Fischer und Ilse Neubauer.

In den 1980er Jahren wurden Gerd Fitz und sein Bruder Walter wieder ein Gespann auf die Bühne – am Nockherberg. Beim traditionellen Politikerderblecken schlüpfte Gerd in die Rollen von Hans-Jochen Vogel, Hans-Dietrich Genscher, Max Streibl und Hans Zehetmair, sein Bruder Walter übernahm die herausragende Rolle des bayerischen Ministerpräsidenten Franz Joseph Strauß bis zu dessen Tod 1988. Vier Jahre später starb auch Walter Fitz, dessen Tochter Lisa Fitz in seine Fußstapfen getreten war. Seit Anfang der 1980er Jahre prägte sie die bayerische Kabarett- und Gesangsszene.

„Der Name Fitz war auf jeden Fall ein Türöffner, aber ebenso richtig ist, dass man sich dann ganz alleine bewähren muss und ebenso schnell wieder weg vom Fenster ist, wenn man nicht gut ist. Weil bei einem Fitz eben auch ein strenger Maßstab angesetzt wird“, sagt Lisa Fitz, die am 27. Juni mit ihrem neuen Programm „Weltmeisterinnen – gewonnen wird im Kopf“ in der Alten Mälzerei in Regensburg gastieren wird, im Gespräch mit der MZ. Für sie selbst sei nie ein anderer Beruf in Frage gekommen. „Mein Beruf ist mein Wunsch- und Traumberuf, mein Vorbild war mein Großvaters Hans Fitz, Begründer der Künstlerfamilie, Schriftsteller, Gitarrist, Schauspieler, Vortragskünstler. Meine Mutter Molly Fitz war Sängerin und Gitarristin und auch mein Vorbild mit ihrer warmen, dunklen Stimme. Die zweite und dritte Generation bestand bzw. besteht fast ausschließlich aus Künstlern, mein Sohn Nepo ist nun schon die vierte Generation.“

Jüngstes Talent: Florian David Fitz

Neben Nepo Fitz, der zu einem erfolgreichen Kabarettkünstler heranwächst, ist auch Florian David Fitz ein Spross aus der vierten Generation des Künstler-Clans. „Mein Vater Walter und mein Onkel Gerd waren eher in der volkstümlichen Schauspielerei tätig. Florian ist dabei, eine internationale Karriere zu machen. Seine Ausbildung in der Boston Music School war so umfassend, dass ihm nun alle Wege offen stehen“, ist sich Lisa Fitz sicher, die die ersten Karriereschritte von Florian David eng begleitete und unterstützte.

Beamten oder Handwerker, das habe es in der Familie Fitz selten gegeben, sagt Lisa Fitz, die regelmäßig große Verwandtschaftstreffen im „Familienzentrum“ in Krailling organisiert. Bei den Treffen gehe es zu wie bei einer italienischen Familie, scherzt die Kabarettistin. „Jeder weiß eine Anekdote, die ein andrer noch gar nicht kennt. Natürlich nicht nur Lustiges. Neben Lachen gibt es auch Tränen und Zoff. Das gehört einfach dazu.“

Gerd Fitz hat den Clan am 24. März 2015, einen Tag nach seinem 85. Geburtstag, verlassen. Sein Witz und seine schöne Tenorstimme, Talente, die Lisa Fitz an ihm besonders bewunderte, bleiben ein Teil des Erfolges dieser ungewöhnlichen Münchner Familie.