Tradition
Ein Pferdekenner im Dauereinsatz

Bereits Wochen vor der Landshuter Hochzeit ist Tierarzt Dr. Graßl gefragt. Er entscheidet, ob ein Tier dem Trubel standhält.

24.06.2017 | Stand 16.09.2023, 6:31 Uhr

Mit kundiger Hand reitet der Bischof auf seinem Ross durch die Innenstadt.Foto: Bäumel-Schachtner

Als im Juni 1475 Herzog Georg von Bayern seine polnische Prinzessin Hedwig freite, zogen acht prächtige Tigerschecken den goldenen Brautwagen durch die Landshuter Straßen. Alle vier Jahre wird dieses prächtige Ereignis wieder lebendig: Bei dem großen Historienschauspiel, der Landshuter Hochzeit – heuer vom 30. Juni bis 23. Juli. Und noch immer ziehen acht Tigerschecken den Brautwagen.

Weitere 140 Pferde marschieren bei den Hochzeitszügen an den Sonntagen mit. Eine Meisterleistung für die Tiere, in all dem Trubel gelassen zu bleiben. Einen großen Beitrag, dass alle sicher durch den Umzug kommen, leistet Dr. Peter Graßl. Der Landshuter ist seit 1985 der Tierarzt bei der Landshuter Hochzeit und hat schon in den Wochen vorher eine Menge zu tun.

Schon als kleiner Bub mit dabei

Graßl hat eine Menge Verantwortung: Er entscheidet, ob ein Reiter gut genug ist, am Festzug teilzunehmen. Und ob ein Pferd das richtige Nervenkostüm hat. Schon als kleiner Bub war er bei der Landshuter Hochzeit dabei. 1950 wurde sein Vater zum Tierarzt für das Historienereignis bestimmt, seit 1985 ist Graßl selber zusammen mit seiner Frau Christiane und seinem Sohn Martin der zuständige Tierarzt.

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„Meine Aufgabe ist es, vor dem Zug zu kontrollieren, ob die Pferde alle in Ordnung sind“, erklärt er. Der Tierarzt trägt ein Landshuter-Hochzeit-T-Shirt und hat seine grauen Haare, die er dafür hat wachsen lassen, mit einem Haargummi zusammengebunden.

Mit 77 seit 49 Jahren als Kutscher dabei

Ludwig Rust kommt vorbei mit einem Wagerl, auf dem ein Geschirr drapiert ist. Der Landshuter ist 77 Jahre alt und der älteste Kutscher der Landshuter Hochzeit. Seit mittlerweile 49 Jahren ist er dabei. „Früher mussten die Rösser noch von Hand getränkt werden“, tauscht er mit Graßl Erinnerungen aus.

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Gunther Schopf ist ganz entspannt. Er ist von der Tigerhill-Ranch in Rinchnach gekommen, um zu überprüfen, ob beim Einsatz seiner acht Noriker, die schon seit Wochen in Landshut stehen und die den Brautwagen ziehen, alles in Ordnung ist. Schopfs Paradepferd Löwe wird gerade aufgezäumt.

Der mächtige weiße Noriker mit den schwarzen Tupfen biegt den mächtigen Hals und stößt ein lautes Wiehern aus. Löwe ist der einzige Hengst im Achtergespann und als Tempomacher notwendig. Auf seinem Rücken sitzt ein Reiter, der den temperamentvollen Burschen zusätzlich lenkt. Graßl ist zufrieden: Die Schopf-Pferde sehen top aus und sind einsatzbereit. „Wir halten sie artgerecht und bilden sie gut aus, deshalb sind sie so umgänglich“, sagt Schopf nicht ohne Stolz.

Befehl kommt per Megafon

Der Tierarzt schaut sich jeden Teilnehmer prüfend an. Dann gibt Prof. Klaus Timmer, Vorstandsmitglied der Förderer und zuständiger Mann im Tierausschuss, per Megafon den Befehl zum Losfahren. Der Zug schlängelt sich durch die Innenstadt, nach einer Stunde ist er wieder am Ausgangspunkt angekommen – ohne Zwischenfälle.

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