MZ-Serie
Heidi Brühl: Ponys, Schlager und Theater

Bekannt wurde sie als Dalli vom Immenhof, beliebt war sie lebenslang: Heidi Brühl führte ein Leben im Scheinwerferlicht.

14.10.2015 | Stand 16.09.2023, 6:56 Uhr
Immer unverdorben, froh und lebenslustig: Heidi Brühl (l.) mit Angelika Meissner und Margarete Haagen in „Die Mädels vom Immenhof“ −Foto: ARD Degeto

Es ist ein Wort, das Heidi Brühls Leben für immer verändert: „Scheißstuhl!“ ruft sie, als sie im Büro von Regisseur Wolfgang Schleif an einer Sessellehne hängen bleibt. Heidi Brühl ist zwölf Jahre alt, als Schleif begeistert ruft: „Das ist meine Dalli!“. Es folgten die schönsten acht Wochen ihrer Jugend, schreibt Heidi Brühl später: Die Dreharbeiten zum Film „Die Mädels vom Immenhof“, in dem sie als Dalli die Hauptrolle spielt, sind der Beginn ihrer großen Karriere. Und sie sind das Ende ihrer Kindheit.

Tanzen, auch wenn es weh tut

Die Eltern trennen sich, als Heidi acht ist. Heidi bleibt bei ihrem Vater. Er, der selbst gerne Opernsänger geworden wäre, lässt nun keine Gelegenheit aus, Heidi bekannt zu machen. Ein Ballettauftritt im NWDR-Fernsehfunk, erste Zeitungsberichte, Heidi als Münchner Kindl, eine erste kleine Rolle in einem Film mit Liselotte Pulver. Heidi ist froh, wenn sie wegen der Auftritte nicht zur Schule muss, sie will Primaballerina werden. Und landet beim Film.

Was in den Immenhof-Filmen noch fast ein Spiel ist – ein wenig Filmen neben viel Spaß beim Reiten – wird mit bald richtige Arbeit. Gesangs-, Klavier- und Sprechunterricht, Ballettstunden und Dreharbeiten zu Filmen wie „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“, „Vater, unser bestes Stück“ und der Sprung ins ernste Drama mit „Die Frühreifen“: Neben der Schule arbeitet Heidi Brühl Vollzeit, ihre Arbeit sichert den Unterhalt von Vater, Tochter und Haushälterin. Fritz Brühl widmet sich nun ganz ihrer Karriere, managt Termine und wacht über Heidis Ruf. Unverdorben, unschuldig und rein, das ist ihr Image, und soll es auch bleiben: Männerkontakte sind tabu. Nur inoffiziell ist sie eine Weile verlobt.

Dass sie das Lied mit zwei gebrochenen Rippen singt, dass ihr Vater ein halbes Jahr zuvor gestorben ist und sie selber beinahe den Folgen einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse erlegen wäre: Man merkt es nicht. „Ich haben nie jemanden getroffen, der disziplinierter war als meine Mutter“, sagt ihre Tochter Nicole Brühl heute.

Privates bleibt privat

Nicole Brühl kam 1970 in Rom zur Welt, drei Jahre nach ihrem Bruder Clayton. Denn 1963 hatte Heidi Brühl zwei große Leidenschaften entdeckt: Ihre Liebe zum Theater erwachte, als sie in Berlin mit dem Musical „Annie get your gun“ auf der Bühne stand. Und sie heiratete den US-Schauspieler Brett Halsey. Mit ihm zog sie erst nach Rom, dann nach Las Vegas und schließlich nach Los Angeles.

Auch in den USA lief es gut für Heidi. Sie spielte an der Seite von Clint Eastwood, bekam eine Rolle in einer Columbo-Folge, trat in Las Vegas auf. Zwischendurch drehte sie immer wieder in Deutschland, trat in Shows auf und schien dabei stets bester Laune. Horst Janson, der mit ihr 1973 und 1974 die beiden letzten Immenhof-Filme drehte, erinnert sich gerne an sie: „Sie war immer fröhlich, ein guter Kumpel, mit dem man reden konnte“.

Sie selbst redete nur wenig über das, was sie wirklich bewegte. Es gab eine private Mami und eine öffentliche Heidi Brühl, erinnert sich Nicole Brühl: „Sie ging nicht mal zum Mülleimer, ohne sich zu schminken“.

1976 trennte sich Heidi Brühl von ihrem Mann und kehrte mit ihren Kindern zurück nach Deutschland, wo sie weiterarbeitete als Sängerin und Produzentin. Und sich sogar einmal für den Playboy auszog, ansonsten aber ihrem skandalfreien Image treu blieb. Sie starb 1991 im Alter von 49 Jahren während einer Operation. Dass sie sechs Jahre lang gegen Brustkrebs gekämpft hatte, wussten die wenigsten. Man hat es ihr nicht angemerkt.