Sport
Jahn-Investor: Staatsanwalt ermittelt

Gegen Unternehmer Philipp Schober wurden Strafanzeigen wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung und Betrugs gestellt.

03.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:21 Uhr

Gegen Jahn-Investor Philipp Schober gibt es mehrere Strafanzeigen, in denen die Staatsanwaltschaft München ermittelt. Foto: Lex

Die Staatsanwaltschaft München I hat bestätigt, dass gegen Jahn-Investor Philipp Schober mehrere Ermittlungsverfahren anhängig sind. Es geht um Betrug und Insolvenzverschleppung. Unter den Erstattern der Strafanzeigen befindet sich mit dem FC Bayern München der bedeutendste deutsche Fußballclub.

Wie eine Sprecherin der Anklagebehörde sagte, hat die Staatsanwaltschaft München I federführend die Ermittlungen übernommen. Insgesamt geht es um vier Strafanzeigen wegen Betrugsverdachts, die in München, Weiden, Berlin und Osnabrück gegen Schober gestellt wurden. Darüber hinaus hat der FC Bayern über eine Kanzlei Strafanzeige wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung erstattet. Nach Informationen unseres Medienhauses geht es dabei um Tickets für Fußballspiele, die nicht bezahlt worden seien.

Schober ließ über seine Anwältin mitteilen, dass keine strafrechtlichen Ermittlungsverfahren gegen ihn geführt würden – weder wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung noch wegen Betrugs.

Philipp Schobers Einstieg bei Jahn Regensburg: Eine Chronologie

Persönliches Fehlverhalten geprüft

Schobers Firma Mainspo Marketing GmbH wurde Anfang 2017 abgewickelt, seine Firma Mainspo/Phyllos GmbH hatte er im Mai 2016 an einen Geschäftsmann aus Polen verkauft. In beiden Ermittlungsverfahren wird ein persönliches Fehlverhalten des 31-Jährigen in Bezug auf seine unternehmerische Tätigkeit als geschäftsführender Gesellschafter der GmbHs geprüft.

Der Kauf und Weiterverkauf von Tickets für Sportveranstaltungen war eine von Schobers wichtigsten Einnahmequellen, sagten zwei ehemalige Mitarbeiter unserem Medienhaus. Er erwarb die Karten bei den Vereinen und verkaufte sie auf Online-Auktionsplattformen gewinnbringend weiter. Zehn, zwölf, manchmal auch 15 Stück. Wenn Tickets allerdings unter der Hand teuer weiterverkauft werden, entgehen dem Staat Steuern.

Hier lesen Sie das Interview, das Philipp Schober unserem Medienhaus kurz nach seinem Einstieg als Investor beim SSV Jahn gab.

Accounts bei Fußballclubs gesperrt

Der Deutsche Fußballbund und die Profi-Fußballvereine gehen mittlerweile gegen sogenannte Zweitmarkt-Anbieter vor, die mehr als 15 Prozent auf den Eintrittspreis draufschlagen. Schobers Accounts bei den Fußballclubs seien mehrfach gesperrt worden, er habe sich immer wieder neue E-Mail-Adressen besorgt, um das Geschäft weiterzuführen, sagen seine ehemaligen Mitarbeiter.

Zu den laufenden Ermittlungen in den möglichen Betrugsfällen konnte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I am Donnerstag keine weiterführenden Auskünfte erteilen. Die Akten seien derzeit nicht griffbereit und die zuständige Sachbearbeiterin in Terminen. Sie betont, dass in allen Fällen die Unschuldsvermutung gelte. Schobers Anwältin weist darauf hin, dass es sich bei den Betrugsvorwürfen um Bagatelldelikte gehandelt habe, die fallengelassen worden seien.

Jahn sieht sich in seiner Meinung bestätigt

Der SSV Jahn sieht sich durch die jüngsten Berichte in seiner Meinung über Schober bestätigt. Die Inhalte der Berichterstattung hätten den Verein nicht überrascht, teilte Jahn-Geschäftsführer Christian Keller unserem Medienhaus mit. „Intern lag uns bereits seit geraumer Zeit ein recht transparentes Bild zur beruflichen Vergangenheit von Herrn Schober vor.“ Der SSV Jahn könne sich ganz grundsätzlich keine Zusammenarbeit mit einem fremden Investor vorstellen. Nun aber werde auch für die breite Öffentlichkeit endgültig klar, warum sich der SSV Jahn bereits von Anfang an „ganz besonders entschieden“ gegen eine Zusammenarbeit mit Schober positioniert habe, sagte Keller. Für eine solche Zusammenarbeit habe nie eine Basis bestanden. „Umso mehr ist der SSV Jahn sehr froh, dass rechtsform- und satzungsbedingt keine Einflussnahme von Herr Schober auf die strategische Ausrichtung und das operative Geschäft des SSV Jahn möglich ist.“

Schon vor den Enthüllungen unseres Medienhauses war Jahn-Präsident Rothammer auf Distanz zu Investor Philipp Schober gegangen.

Irritiert zeigte sich der Jahn auch über die Ankündigungen, die Schober über seine Anwältin mitteilen ließ, wonach Schober eine konsequente Aufklärung der Korruptionsaffäre in den Reihen des SSV Jahn betreiben werde. „Wir haben diese Aussage mit großer Verwunderung zur Kenntnis genommen“, sagte Keller. Der SSV Jahn habe sich bereits mehrfach sehr transparent zu seiner Position in der mutmaßlichen Korruptionsaffäre geäußert, seine Beziehungen zu den Angeschuldigten offen gelegt und auf seine Zeugenfunktion verwiesen, der der Verein auch weiterhin „vollumfänglich“ nachkommen werde. „Strafrechtlich relevante Vorgänge, insofern es sie denn gegeben hat, haben zu keiner Zeit auf Ebene des SSV Jahn stattgefunden. Es gibt also keinerlei Aufklärungsbedarf beim SSV Jahn“, sagte Keller. Unabhängig davon gelte, dass Schober nicht für den SSV Jahn spreche und somit auch nicht als Akteur beziehungsweise „Aufklärer“ innerhalb des Clubs auftreten könne. Genauso gelte, dass sich seit dem Kauf der BTT-Anteile durch Schober die Gegebenheiten in der Korruptionsaffäre nicht wesentlich verändert haben. Die Anschuldigungen seien auch vor der Anklage schon im Raum gestanden. „Herrn Schober waren diese daher nicht nur bekannt, er hat auch selbst betont, dass ihn die Korruptionsaffäre erst auf die Möglichkeit zum Erwerb der BTT-Beteiligung am Jahn aufmerksam gemacht hat“, sagte Keller.

Ob es nach einem kurzfristig abgesagten Gespräch zwischen Schober und Jahn-Präsident Hans Rothammer zu einem neuen Termin komme, sei offen. Schober habe angekündigt, wieder mit konkreten Lösungsvorschlägen auf den Verein zu zukommen, sagte Keller. „Der Ball liegt insofern nun bei Herrn Schober.“

Wer hat beim SSV Jahn Regensburg das Sagen? Ein Überblick

Wie steht der Bayerische Fußballverband zum Einstieg von Investoren bei Fußballvereinen?Unser Interview mit BFV-Präsident Rainer Koch.

In mehreren Sportvereinen hat der Jahn-Investors verbrannte Erde hinterlassen. Mehr dazu lesen Sie hier:

Alles über den SSV Jahn Regensburg lesen Sie hier in unserem Spezial.

Aktuelle Nachrichten erhalten Sie jetzt auch über WhatsApp direkt auf Ihr Smartphone.Hier können Sie sich anmelden.