Justiz
Staatsanwalt klagt den Unfallfahrer an

Nach dem Tod eines 15-jährigen Mädchens muss sich der CSU-Kommunalpolitiker Jürgen Linhart vor dem Chamer Schöffengericht verantworten.

25.02.2014 | Stand 16.09.2023, 7:22 Uhr
Fritz Wallner

In diesem Auto starb nach dem Zusammenstoß ein 15-jähriges Mädchen, das auf dem Beifahrersitz saß. Foto: Archiv

Wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs und fahrlässiger Körperverletzung muss sich in Kürze der ehemalige Chamer CSU-Kommunalpolitiker Jürgen Linhart (40) vor dem Schöffengericht des Amtsgerichtes Cham verantworten. Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Regensburg sei Ende Januar eingegangen, bestätigte Amtsgerichtsdirektor Johann Kopp gestern auf MZ-Anfrage.

Ein genauer Termin für den Beginn des Prozesses stehe noch nicht fest, sagte Kopp. Derzeit liege die Anklage dem Angeschuldigten und seinem Rechtsanwalt zur Stellungnahme vor. Der Verteidiger habe Fristverlängerung beantragt. „Es ist schwer absehbar, wann die Verhandlung beginnen wird“, sagte der Amtsgerichtsdirektor. Zusätzlich notwendig werdende Beweiserhebungen könnten den Gang des Verfahrens verzögern.

Sechs Gutachten erstellt

Der als Rechtsanwalt tätige Linhart war im Juli vergangenen Jahres auf der Fahrt von Regensburg nach Cham auf der Bundesstraße 85 bei Roding in einer Kurve auf die Gegenfahrbahn geraten und in das Auto einer 47-jährigen Frau geprallt. Dabei wurde ein 15-jähriges Mädchen auf dem Beifahrersitz getötet. Die Fahrerin, ihre achtjährige Tochter und ihr 20-jähriger Sohn wurden schwer verletzt. Eine Blutprobe ergab, dass der Unfallfahrer mit 0,53 Promille leicht alkoholisiert war.

Die Fertigstellung der Anklageschrift hatte sich längere Zeit verzögert, weil insgesamt sechs ausführliche unfallanalytische Gutachten angefertigt werden mussten, wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft Regensburg, Dr. Wolfhard Meindl, erläuterte. Unter anderem sollen im Prozess ein unfallanalytisches Gutachten, ein toxikologisches Gutachten, ein Gutachten zur Blutalkoholkonzentration und ein rechtsmedizinisches Gutachten zur Todesursache bei dem 15-jährigen Mädchen vorgelegt werden. Nach Einwänden der Verteidigung seien auch Nachbegutachtungen erforderlich geworden.

Politische Karriere aufgegeben

Linhart hat eine erfolgreiche Karriere bei der Jungen Union und bei der CSU hinter sich. In der CSU-Nachwuchsorganisation bekleidete er diverse Ämter vom Ortsvorsitzenden über den Kreis- und Bezirksvorsitzenden bis hin zum stellvertretenden Landesvorsitzenden. Im Kreis Cham ist er Kreisrat. Vor dem Unfall war er auch als möglicher CSU-Oberbürgermeisterkandidat in Regensburg vorgeschlagen worden. Er hatte jedoch auf eine Kandidatur verzichtet. Mittlerweile hat er sich aus dem politischen und gesellschaftlichen Leben weitgehend zurückgezogen. Wie man aus seinem Umfeld hört, geht ihm der Verkehrsunfall mit seinen schrecklichen Folgen noch immer sehr nahe. „Er denkt ständig an die Unfallopfer und ihre Angehörigen“, heißt es und er halte engen Kontakt zur Notfallseelsorge.