Interview
Topmodel mit sozialer Ader

Anna Wilken wurde durch Heidi Klums TV-Show bekannt. Aus Liebe zu Jahn-Spieler Sargis Adamyan zieht sie nach Regensburg.

24.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:31 Uhr
Katrin Wolf

Model Anna Wilken fühlt sich in Regensburg bereits wohl. Foto: altrofoto.de

Anna, bist du Fußballfan?

Was heißt Fußballfan… Jetzt natürlich ja, vor allen Dingen wegen meinem Freund. Ich hatte eigentlich zu Fußball vorher keinen Bezug. Mittlerweile interessiere ich mich schon sehr dafür, aber hauptsächlich für die Liga und den Verein, für den er spielt.

Das heißt, du bist Jahn-Fan?

Jetzt bin ich Jahn-Fan, genau.(lacht)Ich kenne mich mit Fußball nicht so gut aus, aber man verfolgt natürlich den Verein, für den der Lebensgefährte spielt.

Hier lesen Sie mehr über Jahn-Stürmer Sargis Adamyan!

Mit deinem Freund hast du ein Jahr in Siegen gewohnt. Vorher warst du wegen deiner Modelkarriere in Paris…

Nein, ich habe in Berlin gewohnt. In Paris habe ich nur sehr viel gearbeitet. Momentan bin ich aber mehr im Social-Media-Bereich tätig und fühle mich da recht wohl. Gerade reise ich nicht mehr so viel, auch weil ich immer krass Heimweh habe. Ich bin so ein starker Familienmensch, und es fällt mir echt schwer, ein paar Monate von zu Hause weg zu sein. Ich fühle mich mit dem, was ich momentan tue, sehr wohl, und das kann ich eben auch von überall aus. Regensburg bietet sich auch echt an, denn man kann hier so viele schöne Fotos machen. Es gibt hier so viele schöne Wände, Fenster, Tore…

Anna Wilken mit Freund Sargis Adamyan und ihrem Hund, Zwergspitz Oskar:

Regensburg gefällt dir also?

Ja, ich finde die Stadt wunderschön und habe auch schon viele sehr gute Cafés und Restaurants entdeckt. Die Walhalla zum Beispiel finde ich auch toll. Wir haben vorher ein Jahr in Siegen gewohnt, da war es hässlich. Was mich hier aber stört, sind die vielen Autos in der Fußgängerzone. Und es ist sehr schwer, eine Wohnung zu finden.

Ursprünglich kommst du aus dem kleinen Ort Wittmund in Ostfriesland…

Ich finde die Landschaft hier auch megaschön, aber Strand ist einfach etwas ganz anderes. Ich glaube, vor allem im Winter ist es hier ganz anders. Wir haben zwar auch Winter und Schnee, aber wohl nicht so stark wie hier. Da freue ich mich auch nicht drauf, muss ich ganz ehrlich sagen.

So schlimm ist es gar nicht… Zurück zu deinem Job: Du bist im Social-Media-Bereich als „Influencer“ tätig. Definiere bitte mal, was das für dich bedeutet.

Wie das Wort schon sagt, verstehe ich darunter jemanden, der beeinflusst… aber das klingt immer so böse, so, als würde man jemanden manipulieren wollen. Das ist es für mich gar nicht. Für mich ist das auch einfach der Ausdruck für jemanden, der im Social-Media-Bereich tätig ist – Blogger bin ich nicht, Instagrammer klingt auch komisch. Natürlich bedeutet es auch eine Aufgabe, wenn man viele Follower hat… Aber auch wer nur 2000 Follower hat, kann andere Menschen inspirieren oder beeinflussen… aber inspirieren klingt viel schöner.

Geld verdient man dabei durch Product Placement. Machst du dir manchmal Gedanken wegen jüngerer User, die die Werbung vielleicht nicht gleich sehen und denken, die Fotos wären spontan entstanden?

Anna Wilken unterwegs in Regensburg:

Mittlerweile muss man sehr stark kennzeichnen, was Werbung ist. Ich habe ein Social-Media-Management, das sich ausschließlich um meine Kooperationen kümmert, seien es geschenkte oder bezahlte Sachen oder Reisen.

Wie stehst du heute zu „Germany’s next Topmodel“?

Ich mag darüber eigentlich nicht mehr gerne reden. Es ist eine Reality-Show, es wird ein Model gesucht, das GNTM vertritt, und man muss das auch mögen. Ich bin damals freiwillig gegangen, weil es für mich einfach nichts war. Aber ich bereue nicht, dort mitgemacht zu haben.

Für deine Karriere war es der Startschuss?

Nicht nur der Startschuss, ich habe dadurch einfach Interesse am Modeln gewonnen. Vorher hatte ich noch keinen Bezug dazu. Schon ganz am Anfang meiner Teilnahme hatten mich schon Modelagenturen kontaktiert. Ich habe mich dann aber für GNTM entschieden, weil es ja auch eine Erfahrung ist, die man da macht.

Schaust du noch GNTM?

Nein, ich habe das nachher nie wieder geguckt. Vorher übrigens auch nicht. Wir gucken aber noch die Castings.

Das klingt alles, als wäre es nicht die beste Erfahrung deines Lebens gewesen...

Doch, ich will das gar nicht negativ darstellen. Ich wüsste ja nicht, wo ich jetzt sonst wäre… ohne GNTM hätte ich wahrscheinlich studiert und wäre jetzt am Ende meines Studiums und hätte einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Negativ war dieser Schritt gar nicht. Ich habe megatolle Sachen erlebt, nur war die Plattform einfach nicht meins.

Wie gehst du mit dem Druck in der Modebranche um?

Es ist halt so, dass die Designer nicht auf einen warten und man sich Mühe geben muss. Gerade im Ausland hat man viel Konkurrenz und muss sich durchboxen. Und wenn man dann so ist wie ich - ich habe viel Heimweh und bin relativ sensibel - dann ist das nicht immer ganz so easy. Das Modeln ist durchaus nicht so, wie alle denken, dass man mal eben schnell modelt und dabei ein paar tausend Euro verdient. Man braucht auch viel Glück. Ein Designer muss ja auch denken, diese Person hat Potenzial, die wollen wir fördern, das ist wie beim Fußball. Und das kann dann auch der Sprung sein.

Wo soll die Reise in Zukunft für dich hingehen?

Du arbeitest unter anderem mit Senioren…

Ich arbeite ehrenamtlich im Altenheim, meiner Oma zu Ehren, die Alzheimer hatte. Ich habe sie zusammen mit meiner Mutter, meinem Opa und meinem Stiefvater gepflegt. Als ich 16 war, ist sie in meinem Beisein gestorben. Ich werde mir auch hier in Regensburg ein Altenheim suchen, wo ich ehrenamtlich arbeiten kann. Wichtig ist, dass die Atmosphäre stimmt, und dass die Pfleger auch gern Ehrenamtliche bei sich haben.Das Ehrenamt ist so wichtig, gerade in der Pflege gibt es ja immer weniger Leute, die den Beruf noch ausüben möchten,und oft haben sie so wenig Zeit, dass sie den Leuten gerade mal den Hintern abwischen, sich aber nicht wirklich mit ihnen beschäftigen können.

Man merkt, ich bin, was soziale Themen angeht, ein Moralapostel.(lacht)In dem Bereich engagiere ich mich ganz viel. Wenn ich könnte, würde ich das zu meinem Hauptberuf machen, aber damit verdient man halt kein Geld, und ohne Geld kann man nicht leben, das ist einfach so…

Könntest du dir denn vorstellen, einen sozialen Beruf zu ergreifen?

Momentan kann ich mir das noch nicht vorstellen, weil ich einfach noch so viel als Model und Influencer tätig bin. Da ich mein Abitur damals abgebrochen habe, müsste ich eine Ausbildung machen. Das wäre momentan zu zeitaufwendig.

Was genau machst du im Altenheim?

Ich beschäftige mich mit den alten Leuten – Bücher lesen, spazieren gehen, Tee trinken … Außerdem habe ich mit anderen Frauen zusammen das Projekt „Rosentreter & Team“ ins Leben gerufen. Wir wollen den Leuten mit You-Tube-Videos zeigen, wie toll es sein kann, mit alten Menschen umzugehen, mit welcher Leichtigkeit man auch der Krankheit Alzheimer und Demenz begegnen kann und wie viel einem alte Menschen geben können. Der You-Tube-Kanal ist gerade gestartet, aber wir haben auch vor, an Schulen zu gehen und mehr daraus zu machen, auch in Form von Kampagnen.

Das YouTube-Projekt „Rosentreter & Team“:

Du bist an Endometriose erkrankt und gehst sehr offen damit um…

Ich damit an die Öffentlichkeit gegangen, um aufzuklären, weil ich einen sehr langen Diagnoseweg mitgemacht habe. Bei mir waren das um die sechs Jahre. Das war eine Zeit, die für mich sehr unangenehm war, weil man nicht weiß, was mit seinem Körper los ist. Das hat damit zu tun, dass es auch so viele Symptome sind bei der Endometriose, wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Durchfall… Die komplette Diagnose habe ich vor zwei Jahren bekommen, an die Öffentlichkeit gegangen bin ich vor fünf Monaten. Ich wollte mich eigentlich nicht dazu äußern, weil man gerade als Model dann schnell ein Image als „krank“ bekommt, und das auch grenzwertig ist. Gerade Social Media bietet so eine große Plattform für Hass, Neid und Beschimpfungen, und wenn man sich dazu äußert, dann muss man immer mit allem rechnen.

Welche Erfahrungen hast du in dieser Hinsicht gemacht?

Für mich war es der richtige Schritt. Ich hab total viele Leute erreicht, habe vielen Menschen helfen können und mir selber auch, weil es mir guttut, darüber zu reden, und weil ich auch mal ein Bild posten kann, auf dem ich nicht so schön aussehe, aber dann drunter schreiben kann „Hey sorry, heute geht’s mir richtig scheiße“. Es war mir gar nicht bewusst, dass ich damit so vielen helfen kann, die selber mit niemandem darüber reden können. Das ist ein ganz schönes Gefühl.

Wie lebst du im Alltag damit?

Ich habe schon Probleme damit zurechtzukommen, deshalb bin ich jetzt erst einmal drei Wochen auf Reha. Man will ja nicht immer nur Schmerzmittel nehmen, und oft kann ich mit meinen 21 Jahren am Wochenende auch nicht rausgehen, weil ich einfach Schmerzen habe. Es gibt natürlich Krankheiten, die sind weitaus schlimmer, aber es ist halt nervig für einen selber. Deshalb gehe ich auch in die Reha, um eine Balance zu finden, wie man mit dem Schmerz umgehen kann, und wie auch Meditations- und Entspannungstechniken helfen können, einfach mal runterzukommen.

Die ehemalige „Germany’s next Topmodel“-Gewinnerin Barbara Meier arbeitet an ihrer Schauspielkarriere und engagiert sich für den Umweltschutz.Im Interview verrät sie mehr über ihre Projekte.

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