Vermisst
Was wurde diesen Frauen angetan?

Anna Poddighe, Brigitte Neumayr und Kerstin Langley werden vermisst – wahrscheinlich kamen sie wie Maria Baumer gewaltsam um.

14.11.2014 | Stand 14.11.2014, 15:13 Uhr
Kerstin Langley, Anna Poddighe und Brigitte Neumayr (v.l.o.) werden vermisst. Die Polizei schließt Gewaltverbrechen – so wie im Fall der getöteten Maria Baumer (r.u.) – nicht aus. −Foto: Fotos: Polizei

Der Fall Anna Poddighe ist einer von derzeit sechs Vermisstenfällen in der Oberpfalz – und einer von drei Fällen, in denen die Polizei ein Gewaltverbrechen nicht ausschließt, ja sogar für wahrscheinlich hält. So wie auch bei Kerstin Langley und Brigitte Neumayr aus Regensburg. Die Frauen verschwanden. Ohne Papiere, ohne jemals noch Geld von ihren Konten abzubuchen, ohne noch irgendein Lebenszeichen zu schicken. In allen Fällen gibt es Verdachtsmomente, aber nichts, das den Tod beweisen kann. Es gibt nur einen leeren Platz in drei Familien. Und viele ungeklärte Fragen.

Die Ermittlungen laufen weiter

Seit Juni 2012 bangt die Familie von Anna Poddighe auf der italienischen Insel Sardinien und im oberpfälzischen Amberg um die Mutter, Tochter und Schwester. Polizei und Staatsanwaltschaft versuchen weiterhin Licht in den mysteriösen Fall zu bringen. „Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen“, sagte Dr. Thomas Strohmeier von der Staatsanwaltschaft Amberg auf MZ-Nachfrage. Die Spur der damals 41-Jährigen verliert sich am 17. Juni 2012. Ihr Lebensgefährte war der Letzte, der sie lebend gesehen hat. Nach seinen Aussagen wollte die Mutter einer erwachsenen Tochter an jenem Abend das Altstadtfest in Amberg besuchen. Gegenüber ihrer Schwester Daniela und auch auf Facebook hatte sie dagegen mitgeteilt, dass sie zu einem Konzert in die Schweiz reisen werde. Doch weder dort, noch in den Straßen der Amberger Altstadt wurde sie noch gesehen. In der Wohnung, die sich die Frau mit ihrem Lebensgefährten teilte, wurden später die Ausweispapiere und die Bankkarte gefunden. Die Schwester der Vermissten sagte bei einem Gespräch mit der MZ, dass sie sich sicher sei, dass diese die Reise zu dem Konzert nie angetreten habe. „Ich glaube, dass sie Amberg nicht mehr verlassen hat.“ Die Polizei hat bei den zahlreichen Internetbekanntschaften der Frau recherchiert und auch den Lebensgefährten ins Visier genommen.

Bislang haben es in dem Fall keinen Haftbefehl oder eine Festnahme gegeben, sagt der Staatsanwalt. Er gibt sich auch bedeckt auf die Frage, ob man konkret eine Person im Visier habe. Es sei extrem schwer, in Fällen, in denen es keine Leiche und keinen Tatort gebe, Spuren zu sichern und die Ermittlungen zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, sagt er. Seit über einem Jahr sind deshalb auch Profiler eingebunden und haben Tathergangshypothesen erarbeitet. Mehrfach hat die Polizei an Orten im Raum Amberg mit Spürhunden nach der gebürtigen Italienerin gesucht. Man konzentriere sich bei der Suche aber nicht ausschließlich auf die Region, sagt Strohmeier. Er schließt nicht aus, dass es in dem Fall auch ohne Leiche zu einer Anklage kommen könnte. „Das hängt vom Ermittlungsergebnis ab.“

Bereits seit 2007 sind die Regensburgerinnen Kerstin Langley und Brigitte Neumayr verschwunden. Auch bei ihnen besteht der Verdacht eines Tötungsdeliktes. Im Fall der damals 39-jährigen Langley stellte die Staatsanwaltschaft Regensburg die Ermittlungen gegen den Lebensgefährten im August 2012 aus Mangel an Beweisen ein. Inzwischen wurde eine Belohnung in Höhe von 10 000 Euro für sachdienliche Hinweise ausgesetzt.

Brigitte Neumayr sollte im Oktober 2007 darüber informiert werden, dass ihr Sohn in Mexiko Suizid begangen hatte. Doch die 62-Jährige war für die Polizei nicht auffindbar. Im Abschiedsbrief hatte der Sohn geschrieben „Sucht nicht nach uns“. Es ist nicht geklärt, ob er damit auch seine Mutter meinte. Die Polizei hat bis heute keinen Hinweis, wo sie nach Brigitte Neumayr suchen soll.

Recherche im Ausland

Über eineinhalb Jahre war die 26-jährige Maria Baumer aus Muschenried im Landkreis Schwandorf vermisst. Ihre sterblichen Überreste wurden im September 2013 in einem Waldstück bei Bernhardswald gefunden. Die Todesursache konnte nicht mehr geklärt werden und so bleibt ihr Verschwinden bis heute rätselhaft. Wie Theo Ziegler von der Staatsanwaltschaft Regensburg auf MZ-Nachfrage sagte, laufen die Ermittlungen weiter, wann sie zu einem Abschluss kommen könnten, sei nicht absehbar. Der lange Zeitrahmen rühre auch daher, dass Befragungen im Ausland durchgeführt werden. Der damalige Verlobte von Maria Baumer gehört weiterhin zum Kreis der Verdächtigen. Gegen ihn wird derzeit auch wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung und des Verdachts auf Kindesmissbrauch ermittelt. Auch diese Verfahren seien noch nicht abgeschlossen, sagt Ziegler.