MZ-Serie
Zu Hause war er nie der Pumuckl

Hans Clarin spielte am Theater, hatte Film- und Fernsehauftritte. Berühmt wurde er aus dem Off: als Sprecher eines Kobolds.

24.02.2015 | Stand 16.09.2023, 7:01 Uhr
Hans Clarin hauchte mit seiner unverwechselbaren Stimme dem kleinen Kobold Pumuckl Leben ein. −Foto: dpa

„Hurra, hurra, der Kobold mit dem roten Haar! Hurra, hurra, derPumucklist da!“, sang der freche Kobold über den Dächern von München und sprang mit einem Satz nicht nur in das Leben von Schreinermeister Eder, sondern auch in die Herzen der Kinder. Neben den hinterlistigen Streichen und lustigen Gedichten bleibt der kleine Kobold vor allem durch seine besondere Stimme in Erinnerung. Die schenkte ihm der Schauspieler und Synchronsprecher Hans Clarin. Es wurde die Sprecher-Rolle seines Lebens. Sein Sohn Philipp Clarin hört ab und an die Aufnahmen: „An meinen Vater muss ich bei der Pumuckl-Stimme aber nicht denken.“

Ein „echter Bayer“ aus dem Norden

„Ich ließ den Pumuckl krächzen auf Teufel komm raus. Mit einer schrillen, kreischigen Stimme (...)“, schrieb Hans Clarin in seiner Biografie „Durchgeblättert“. Der Schauspieler konnte seine von Natur aus krächzig klingende Stimme nach oben drehen, was er bereits für seine erste Synchronsprecherrolle als Cookie in der US-Serie „77 Sunset Strip“ bewiesen hatte. Bei den Pumuckl-Hörspielaufnahmen wie auch bei der Fernsehserie war Hans Clarins Stimme immer in Verbindung mit bekannten bayerischen Schauspielern zu hören – wie Franz Fröhlich und Gustl Bayrhammer (beide als Schreinermeister Eder), Ernie Singerl, Willy Harlander oder Toni Berger. Das ist wohl bis heute einer der Gründe, warum der gebürtige Niedersachse mit den strahlenden blauen Augen in die „Bayern-Schublade“ gesteckt wird.

Philipp Clarin erinnert sich, dass sein Vater zu Hause den Pumuckl fast nie nachgemacht hat. „Höchstens einmal ein kurzes ,Hallo‘ wenn die Enkelkinder zu Besuch waren.“ Aber eine Parallele zum Pumuckl gab es doch, erzählt Philipp Clarin. Die Anarchie, den Witz und die Wortdreher gab es auch privat zu hören. „Er hat gerne irritiert mit Ausdrücken wie ,... und da traf ich dann eine Dame weiblichen Geschlechts!‘

Hans Clarin zu Besuch in Regensburg

Nach dem Abitur zog es Hans Clarin nach Bayern. Er versuchte erst vergeblich in der Schauspielerei Fuß zu fassen. Schließlich wurde er doch noch nach einigen Absagen 1948 in München in die Schauspielschule von Ruth von Zerboni aufgenommen. Mit Erfolg: Nach dem Studium zog es ihn gleich auf die Theaterbühne und er spielte am Staatstheater München. Mit damals 31 Jahren erarbeitete er sich als jüngster Staatsschauspieler Deutschlands ein breitgefächertes Rollenrepertoire – er spielte unter anderem den Puck im „Sommernachtstraum“, den Valerio in „Leonce und Lena“ oder den Andres im „Woyzeck“. Der Startschuss für seine Film- und Fernsehkarriere fiel 1952, als er eine Rolle im Märchen „Zwerg Nase“ übernahm.

Für Dreharbeiten kam Hans Clarin 1998 auch in die Oberpfalz. In Regensburg trat er als Gast in der Sendung „Zauberhafte Heimat“ mit dem Sänger und Moderator Gunther Emmerlich auf. Als einheimische Gäste waren die Brüder Robert und Andreas Nuslan vom Hutkönig am Domplatz eingeladen. Hans Clarin bestellte nach dem Dreh das Hut-Modell „Playboy“.

Der Liebe wegen verschlug es Hans Clarin schließlich in die Gemeinde Aschau ins Chiemgau. Er war bereits einmal verheiratet und hatte drei Kinder, bevor er Baroness Margarethe von Cramer-Klett kennenlernte. 1974 zog er mit ihr auf den über 450 Jahre alten Moserhof. Er sei glücklich über seinen Schauspiel-Beruf gewesen, aber „im Herzen war er Landwirt“, erzählt Philipp Clarin. Dieser Leidenschaft sei er in Aschau in jeder freien Minute nachgegangen. „Er kümmerte sich um seine Haflinger, Kühe, Hühner, Katzen, Meerschweinchen und um den Garten.“ Trotz Beruf, Familie und Moserhof habe Hans Clarin in Aschau nicht zurückgezogen gelebt, sondern habe stets eine offene Tür für jeden gehabt und sich im Gemeindeleben eingebunden. „Mein Vater liebte es, unter netten Menschen zu sein, die ihn nicht als jemand besonderes wahrgenommen haben“, erzählt Philipp Clarin.

Ein Zugereister in Lederhosen

Auch Georg Pfaffinger, Ehrenvorstand des Trachtenvereins „D‘ Griabinga“ aus Hohenaschau und guter Freund Hans Clarins, schätzte die Geselligkeit des Schauspielers sehr. Neben dem Trachtenverein, in dem Hans Clarin über 30 Jahre aktives Mitglied war, schloss er sich in seiner Wahl-Heimat Aschau auch der Gebirgsschützenkompanie, der Krieger- und Soldatenkameradschaft, dem Krankenunterstützungsverein, der Freiwilligen Feuerwehr und der Faschingsgilde an. „Er war sehr heimatverbunden, hat die Tradition geschätzt und trug auf den Veranstaltungen mit Leib und Seele unsere Tracht“, erzählt Pfaffinger. „Bei uns war er einfach nur der Hansl.“

Hans Clarin starb am 28. August 2005 im Alter von 75 Jahren auf seinem Gut im oberbayerischen Aschau an Herzversagen. Wenige Tage zuvor stand er noch in Sachrang für den TV-Film „Der Bergpfarrer – Heimweh nach Hohenau“ vor der Kamera. Der damalige bayerische Wissenschaftsminister Thomas Goppel meinte in seiner Grabrede: „Bayern war ausgezeichnet durch diesen Zugereisten.“