Regensburg.
Von Büchsen, Britschen und Schnallen

Soll man es als sprachlichen Reichtum schätzen oder aber als Verunglimpfungen des weiblichen Geschlechts verurteilen? Eine zweite Portion mit abfälligen Bezeichnungen für Frauen. Nix für ungut!

28.05.2009 | Stand 28.05.2009, 17:57 Uhr

Auffällig viele Ausdrücke, die in der Grundbedeutung einen Hohlkörper bezeichnen, finden sich übertragen auf weibliche Personen: „Blunzn, Brentn“ (unförmig dick, schwerfällig; Blunze: eigentlich ,Harnblase des Schweins’, ,Blutwurst’; Brente: ,großes Schaff’, ,Fass’), „alte Schachtl“ und „Trumml (Drumme)“, verschärft als „Schoaßdrumml“ (Trommel). Sehr geläufig (und nicht unbedingt beleidigend) ist es, ein aufgewecktes, lebenslustiges Mädchen als „Büchsn (Bixn)“ zu bezeichnen. Früher hat man den Vater mehrerer Töchter als „Taschenmacher“ bespöttelt, heute nennt man ihn „Büchsenmacher“.

Die beiden Bedeutungen von „Büchse“, nämlich ‚Dose‘ und ‚Flinte‘ gehen hier ineinander über, auch in der Erkenntnis „eine alte Büchsen kann auch noch krachen“, bezogen auf eine bejahrte Frau, die dennoch zu amourösen Abenteuern bereit ist. Eine Frau aus ärmlichen Verhältnissen, die sich „aufdàcklt“ (auftakelt) so gut es geht, in Kleidung und Gehabe vornehm tut, nennt man „Büchslmadam“. Wahrscheinlich hat die „Sparbüchse“, in der sie kleinweis Geld für ihren Aufwand sammelt, zu diesem Ausdruck geführt.

Gleichfalls doppeldeutig ist, wenn ein altes Weib als „Kachl“ bezeichnet wird. Es lässt sich entweder im Rahmen der Hohlkörpermetaphorik sehen („Kachel“ bedeutet – neben ,Fliese’ – nämlich auch ,irdenes Gefäß, große Tasse, Nachttopf’), oder aber einreihen in diejenigen Ausdrücke, bei denen der charakteristischste weibliche Körperteil auf die Frau als solche übertragen wird (pars pro toto). Mit „Kachel“ kann ,Vulva’ gemeint sein. Weitere Beispiele, die in diese Richtung gehen, liegen vor mit „Britschn“ und „Schnalln (Schnoin)“. Eine bösartige, aufsässige, klatschsüchtige Frau nennt man „Britschn“, wobei auch die Bedeutung des gleichlautenden Verbs mit herein spielt: „pritschen“ bedeutet ‚plantschen, klatschen, ausplaudern, ein Geheimnis verraten’. „Mistbritschn“ bezeichnet konkret eine Gerätschaft, nämlich das Brett, mit dem man den Düngerhaufen oder den Mist auf dem Wagen glatt „gepritscht“, d. h. festgeklatscht hat. Erst sekundär fasst man das Wort als Verschärfung von „Britschn“ im obigen Sinn auf.

Eine besonders interessante Bedeutungsentwicklung weist „Schnolln“, mittelbairisch „Schnoin“ auf. Das Wort „Schnalle“ hängt zusammen mit „schnellen, schnalzen“. Auszugehen ist von einem Mechanismus, der auf einen „Schnall“, mit einem Ruck klickend einrastet. Das trifft sicher zu bei der Gürtel- oder Schuhschnalle. Auch der Riegel oder Griff an Fenstern und Türen heißt im Dialekt „Schnalle(n)“. Die Jägersprache verwendet das Wort für das Geschlechtsteil weiblichen Wilds. Von da aus wurde es übertragen als derbe Bezeichnung desselben bei Frauen.

Naheliegend war, dass man Frauen, für welche dieser Teil von besonderer Wichtigkeit ist, so bezeichnet (pars pro toto), nämlich käufliche Dirnen, Prostituierte. Als sechster und letzter Schritt erfolgte dann die Verallgemeinerung als abfällige Bezeichnung für eine weibliche Person. Ein liederliches Weibsstück ist eine „Waldschnallen (Woidschnoin)“. Unter „Schnallentreiber“ versteht man einen Zuhälter, aber auch einen „Weiberer“, also Schürzenjäger. „Do is a nachert net do, wenn i eahm Gurgl umdrah möcht. A so a Schnointreiber, a Kerwezeiner“ (Straubinger Kalender 2009).