MZ-Serie
Haindling baute hier den Kachelofen

Eine anspruchsvolle Mischung: Im Landgasthof Buchner in Welchenberg genießt man gehobene Küche mit eigener Vinothek.

27.06.2015 | Stand 16.09.2023, 7:08 Uhr
Thomas Dietz
Für den Service und den Wein zuständig: Sommelier Andreas Achatz am frühen Nachmittag. Ein Teil der großen Gaststube besitzt noch ein beachtliches, historisches Kreuzgratgewölbe. −Foto: Fotos: Gabi Schönberger

Auf dem Welchenberg, südwestlich von Niederwinkling und einen Kilometer von der Donau entfernt, stand einmal ein hübsches, kleines Renaissanceschloss mit Flügeln, Ecktürmchen, Erkern und Sonnenuhr. Den Dreißigjährigen Krieg, in dem die nahen Städte Straubing und Deggendorf brutal heimgesucht wurden, hatte es glimpflich überstanden.

Auf dem Kupferstich von Michael Wening (1716/1726), der im Landgasthof Buchner an der Wand hängt, schaut der Schlossberg noch ganz proper aus – aber da ging es schon bergab: Die Lerchenfelds hatten einst an die von Pürchings verkauft, und als Katharina von Pürching 1658 kinderlos starb, erbte die Hofmark das Kloster Oberaltaich – und das Los des Ortes bestimmten fortan die Benediktiner.

Sie bauten im selben Jahr an der heutigen Freymannstraße eine große „Hoftaverne“ mit Brauerei; darum führt der Gasthof Buchner auch „seit 1658“ im Wappen. Den Patres war der steile Weg zum Schloss wohl zu mühsam; sie ließen es verfallen und der spätere weltliche Gutsherr Jakob Schmaus ordnete den Abriss an. „Oekonomie=Stallung, Bräuhaus und Wirthshaus“ hingegen ließ Schmaus „verschönern und verschaffte dem Orte Welchenberg eine gefälligere Ansicht“ – so steht es im „Kreis-Intelligenzblatt der Königlich Bayerischen Regierung des Ober-Donau-Kreises für das Jahr 1826“ auf Seite 1257.

Seit 1658 haben sich hier 23 Wirts-Generationen um ihre Gäste bemüht. Die Buchners hießen später Achatz, die seit 1882 den Gasthof führen. Heute findet man in dem edel-rustikalen Haus unter einem historischen Kreuzgratgewölbe ein Restaurant für den gehobenen Anspruch, das in allen deutschsprachigen Führern lobend erwähnt wird. Die ehemalige Malztenne – die Brauerei wurde 1914 aufgegeben – wurde zur Vinothek umgebaut.

Exzellente Ausbildung

Die junge Generation ist exzellent ausgebildet: Andreas Achatz (25) begann seine Kochlehre im Regensburger Bischofshof und beendete sie als Restaurantfachmann in der Residenz Heinz Winkler in Aschau. Es folgte die Ausbildung zum Sommelier an der Deutschen Wein- & Sommelierschule in Koblenz. Buchners Vinothek bietet mehr als 350 Weinsorten – „aber nur aus der Alten Welt“, betont Andreas Achatz. Darauf wird Wert gelegt.

Sein zwei Jahre älterer Bruder Mathias machte den Abschluss in der Residenz Heinz Winkler und arbeitete im Gourmet-Restaurant Cheval Blanc im Grand Hotel Les Trois Rois in Basel, danach im Maison Troisgros in Roanne, nicht weit von Lyon. Nach der IHK-Meisterschule in Regenstauf und dem Restaurant Amador in Mannheim ist er nun seit Februar Küchenchef im heimischen Landgasthof Buchner.

Natürlich sind die Eltern der beiden, die den Gasthof seit 1982 betreiben – Ingrid (53) und Josef Achatz (55) – bei 80 Plätzen und diesem hohen Anspruch unentbehrlich. Für die Leistungen ihrer Küche bekamen sie schon 1991 den Bayerischen Staatspreis.

Gäste kommen schon mittags aus Straubing, Regensburg oder München (sogar aus Amerika), um Yellow Fin Thunfisch, bretonischen Hummer oder Welchenberger Rehbock zu genießen. Oder Kalbstafelspitz, gefüllte Haustaube mit Kohlrabi und vielleicht bayerische Ente, im Rohr gebraten. Als köstliches Dessert bietet die Küche etwa Rhabarber-Erdbeer-Grießknödel an Karamelleis, ach ja ... Dazu jeweils die passenden Weine, der Rat des jungen Sommeliers wird hoch geschätzt.

Sobald das Wetter es zulässt, nehmen Gäste gern im Bier- beziehungsweise Weingarten auf der anderen Straßenseite Platz – ein lauschiges Plätzchen unter alten Kastanien mit Blick auf einen großen, rothaarigen Eichenholzkopf mit starken Ohren. Es ist eine Arbeit des Holzbildhauers Hannes Stellner (1958 in Seeon geboren), der seit 17 Jahren Holzbildhauerei an der Berufsfachschule in Berchtesgaden unterrichtet. Die Arbeit aus der Serie „Rote Köpfe“ entstand 1995/ 96, stellt einen der zwölf Apostel dar und wurde von der Galerie Brigitte Zettl in Mallersdorf-Pfaffenberg vermittelt. Von dort wird auch manche Kunst im Inneren des Gasthofes geliefert, etwa von Joan Miró, James Rizzi oder dem lustigen Herman Reichold. Auch Vernissagen gibt es gelegentlich.

Bald gibt’s noch ein eigenes Hotel

Der Ofen mit der Kachel „Gasthof Buchner 1658“ stammt übrigens von dem Haindling-Gründer Hans-Jürgen Buchner (70), der in Welchenberg aufwuchs und Ofenbauer-Meister ist. Bevor er 1982 die bekannte niederbayerische Musikgruppe gründete, hatte er eine Töpferei in Straubing.

Die charakteristische Mischung aus alt und neu, gehobener Küche im Landgasthof mit Vinothek kommt bei den Gästen gut an – eine Reservierung wird dringend empfohlen. Mit dem Bräuhaus Schwarzach gibt es eine enge Zusammenarbeit, etwa bei Hochzeiten. Und im April nächsten Jahres soll im 1,2 Kilometer entfernten Niederwinkling das „Hotel Buchner“ mit 70 Betten öffnen – Architekt ist der preisgekrönte Christian Illner.