Kultur
Hemau testet ein neues Fernsehformat

Kabarettist Jürgen Kirner hat sein erstes Theaterstück geschrieben. In Hemau wurde es uraufgeführt, im März ist TV-Premiere.

20.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:16 Uhr

Damit Geld in die leere Bäckerei-Kasse kommt, verkauft Michis Mutter (r., Sonja Seibert) Dessous an den Frauenbund (l., Emi Strunz). Foto: Stöcker-Gietl

Armer Knecht liebt reiche Bauerntochter oder arme Magd liebt reichen Hoferben. Nach Irrungen, Wirrungen und ein paar Kummertränen bringt der schlaue Großvater am Ende alles ins rechte Lot und auf der Bühne des bayerischen Bauerntheaters ist die Welt wieder in Ordnung. Bis, ja bis Jürgen Kirner sich an seinen Schreibtisch setzte und seinen ersten Dreiakter verfasste. Jetzt ist der Großvater zwar immer noch ein Schlitzohr, aber der junge Erbe braucht nicht mehr zwangsläufig eine Frau fürs große Glück. Es darf auch ein Mann sein.

Autobiografische Züge

Am Freitagabend feierte Kirners erstes Bühnenstück „Bäcker braucht Frau oder die Liebe ist für alle da“ Premiere in seiner Heimatstadt Hemau (Lkr. Regensburg). Dorthin hat er auch die Handlung verlegt. „Vielleicht hat sich ja die eine oder andere Ratschkadl wiedererkannt“, sagt er mit einem schelmischen Grinsen nach der gelungenen Vorstellung. Denn so manches, was der seit 35 Jahren in München lebende Kabarettist und Musiker (Couplet AG) in seiner Realsatire verarbeitet hat, ist autobiografisch.

Für unsere Serie „Oberpfälzer in München“ haben wir Jürgen Kirner porträtiert.

Das neue bayerische Lebensgefühl auf die Bühne zu bringen und dabei auch die regionalen Identitäten stärken, das war der Auftrag, den der Bayerische Rundfunk Kirner erteilt hatte, als er ihn bat, ein Theaterstück zu schreiben. Kirner moderiert für den BR bereits die erfolgreiche Sendung „Brettlspitzen“, die Couplet- und Wirtshausgesang aus Bayern vorstellt. Die Realsatire wird nun den Auftakt für eine neue Volkstheaterreihe im Bayerischen Fernsehen bilden, sagt Kirner.

Team selbst zusammengestellt

Wenngleich seine Arbeit an dem Stück noch nicht beendet ist. In den kommenden Vorstellungen werden BR-Verantwortliche in den Zuschauerreihen sitzen, um die Inszenierung und die Schauspieler zu beurteilen. Für die Fernsehproduktion muss das Stück adaptiert werden, erläutert Kirner. Das bedeutet, dass die Handlungsstränge an manchen Stellen nochmals überarbeitet, das Szenenbild modifiziert und lustige Szenen noch pointierter dargestellt werden. „Natürlich hat man da beim Fernsehen ganz andere Möglichkeiten, als wir sie hier auf der Laienbühne haben“, sagt Kirner, der damit nicht die Leistungen der Hemauer Truppe schmälern will. „Die haben das wirklich sehr gut gemacht. Da sind einige Edelsteine dabei.“

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Dennoch ist eben der Maßstab, wenn ein Millionenpublikum vor dem Fernsehen sitzt, nochmals ein anderer. Deshalb werden nicht alle Laienschauspieler bei der Aufzeichnung für den BR, die im Dezember im Kleinen Theater in München-Haar stattfindet, mit dabei sein. Einige Schlüsselrollen werden durch ausgebildete Schauspieler ersetzt. Ob prominente Volksschauspieler das Kirner-Stück auf die Fernsehbühne bringen, verrät er am Freitag noch nicht.

Nächstes Thema steht schon fest

Im März 2018 wird „Bäcker braucht Frau“ ausgestrahlt. Auch der Sendeplatz steht bereits fest: Am Sonntagabend, wo früher der Komödienstadl sein Publikum hatte. Wenn die Reihe gut ankommt, dann sind weitere Stücke, auch aus der Feder von Jürgen Kirner, geplant. Der hat auch schon ein weiteres Thema im Kopf. Auch diesmal soll es wieder aus der Oberpfalz sein. Dann spielt die Handlung aber nicht auf dem Tangrintel, sondern im Regensburger Rathaus. Dort, wo gerade die Korruptionsaffäre tobt.

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