Leben
Ein Schloss, das die Genießer anlockt

Selbstgebrautes Bier, traditionelles Wirtshaus und jede Art von Kultur: Familie Schönharting hat in Eichhofen einen Ort für alle Sinne geschaffen.

26.10.2010 | Stand 16.09.2023, 21:06 Uhr

Eichhofen.Untergäriges Bier und hohe Kunst – passt denn das zusammen? Sehr gut sogar, findet Familie Schönharting. In ihrem Schloss in Eichhofen (Lkr. Regensburg) haben sie für beides den richtigen Rahmen geschaffen. Michel-Andreas Schönharting und seine Frau Daniela kümmern sich um Brauerei und Gasthof, seine Eltern Dr. Günther und Ingeborg Schönharting haben sich als Kunst-Mäzene einen Namen gemacht, ihre Schlosskonzerte und das Internationale Kunstforum genießen in interessierten Kreisen großes Ansehen.

Als die MZ zur Schlossführung vorbeischaut, herrscht gerade quirliges Treiben in der Schlossküche. Eine Gruppe Musiker hatte am Abend zuvor für ein Konzert eine Zwischenstation in Eichhofen eingelegt, um nach dem Frühstück weiter nach München zu reisen. „Es war ein langer, wunderschöner Abend“, schwärmt Günther Schönharting und führt in den Konzertsaal. Der Raum mit dem weißen Kaminofen und dem schwarz lackierten Flügel bietet nur einem handverlesenen Publikum Platz. „Unser Refugium“, sagt der Schlossherr. Es sind zwei Welten, die an diesem Ort scheinbar aufeinanderprallen. Denn während im Konzertsaal Mozart oder Brahms erklingen, kann man durch das Fenster einen Blick auf das bodenständige Eichhofen werfen – die alte Mühle etwa oder das gläserne Sudhaus. Es ist der Teil der Schlossanlage, der die Bewohner seit jeher ernährt hat.

Der erste Braumeister der Familie

Es ist auch der Bereich, wo sich Michel-Andreas Schönharting am wohlsten fühlt. Der Braumeister hat sein Handwerk von Grund auf gelernt, übrigens als erster der Familie. Denn seine Großeltern, die das Schloss 1936 von zwei alten Damen erwarben, hatten mit Bierbrauen nichts am Hut. Die Großmutter stammte aus dem Geschlecht derer von Werthern, die im thüringischen Beichlingen ein Schloss besaßen. Mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern suchte sie einen Ort zum Wohlfühlen, den sie in dem idyllisch gelegenen Areal an der Schwarzen Laber fand. Die Familie lernte, ihren neuen Besitz zu pflegen und führte die schon im 14. Jahrhundert erstmals erwähnte Brauerei fort. „Sie waren Selfmade-Menschen“, sagt Günther Schönharting. Allerdings schafften sie das nur mit großem Personal. Über 120 Menschen waren einst in der Schlossanlage beschäftigt. Es gab nicht nur Brauer, sondern auch Gärtner, Müller, Elektriker oder Forstarbeiter

Eichhofen.Erbaut wurde das ca. 1200 Quadratmeter Wohnfläche bietende Schloss Eichhofen mit den auffälligen blauen Fensterläden nicht im Zusammenhang mit der Brauerei, sondern als sogenanntes Hammerschloss. Diese vornehmlich in der Oberpfalz errichteten repräsentativen Wohngebäude dienten den Hammerwerks-Besitzern im 16. bis 18. Jahrhundert als Unterkunft. Der Eisenhammer in Eichhofen stellte im Jahr 1848 seinen Betrieb ein. Heute ist die Brauerei das Herzstück der Schlossanlage. Pro Jahr werden mit den 15 Mitarbeitern 22000 Hektoliter untergäriges Bier in Eichhofen gebraut, der Großteil wird von den Menschen in der Region getrunken.

Hier speiste schon Maximilian II.

Die Gaststätte, in der Daniela Schönharting Regie führt, ist ein beliebtes Ausflugsziel. Schon König Maximilian II. speiste hier. Auch Konzertveranstaltungen von Jazz bis Blasmusik, Kabarettabende oder Kunsthandwerkerausstellungen finden statt. Bereits mehrfach wurde die regional inspirierte Küche ausgezeichnet. Mit Rüdiger Forst kocht dort nun seit einigen Wochen sogar ein Sternekoch.

„Mit Geschichte und Traditionen die Zukunft gestalten“, nach diesem Credo lebt die Familie auf dem Anwesen. Wichtig ist den Schlossherren bei ihrer Arbeit und in ihrem Alltag der respektvolle Umgang mit der Natur. Dazu gehört die eigene Quelle für die Brauerei und der mittels Wasserkraft selbst erzeugte Strom. Inzwischen wächst mit dem neunjährigen Philip und dem sechsjährigen Johannes die vierte Generation heran. Die Liebe zur Musik wurde auch ihnen in die Wiege gelegt. Erzogen werden sie bodenständig und mit einer Wertschätzung für die Leistungen der Vorfahren. „Wir haben eine Verantwortung, die kulturellen Werte in Eichhofen zu erhalten und zu pflegen“, sagt Michel-Andreas Schönharting. Dass das nicht immer einfach ist, davon weiß der Braumeister ein Lied zu singen. „Kaum sind wir an einem Ende fertig, fangen wir am nächsten schon wieder an.“