Festival
Die Kurzfilmwoche startet im Ostentor

Ein gemütlicher Abend mit wildem Auftaktfilm und einem Mann mit ruhiger Stimme: Am Mittwoch wurde das Festival eröffnet.

16.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:28 Uhr
Das Team der Kurzfilmwoche: Philipp Weber, Lukas Zellner, Jelena Schryro, Birgit Bockschweiger, Michael Fleig und Insa Wiese (von links) −Foto: Kellner

Mit Sektempfang im Zelt neben der Kinokneipe, einer One-Man-Show vom Regensburger Singer-Songwriter „Null“ und einer Videoinstallation von Darko Fritz ging es gestern Abend los: Regensburg startete in die 23. Internationale Kurzfilmwoche.

Festival-Chefin Insa Wiese, bekannt für launige Eröffnungsreden in atemberaubender Sprechgeschwindigkeit, sagte, die Zahl 23 erinnere sie an den Film „23“ von Hans-Christian Schmid. Da geht es um Verschwörungstheorien. „Wir verschwören uns gegen Langfilme“, sagte Wiese. Die Kurzfilmwoche wolle jedes Jahr aufs Neue beweisen, wie innovativ und vielfältig das Format Kurzfilm sei.

Ein entfesselter Flashmob

Auch Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer schätzt die kurzen Streifen: „In der kurzen Fassung kommt manchmal mehr rüber als in eineinhalb Stunden Langfilm“, sagte sie in ihrem Grußwort und bedauerte, persönlich nicht mehr Zeit für den Besuch des Festivals zu haben. Sie lobte die Kurzfilmwoche im 23. Jahr als Erfolgsgeschichte mit stetig mehr Besuchern und eingereichten Filmen. Das Festival sei großartig, „weil das Publikum sich beteiligen darf und das Programm überwältigend ist“.

Ein ziemlich „abgefahrenes“ (Insa Wiese) Kurzfilm-Exemplar gab es zum Auftakt: „Metube 2“ vom österreichischen Regisseur Daniel Moshel. Hier steigert sich eine alltägliche Solo-Straßenmusikdarbietung zu einem entfesselten Flashmob mit einem Chor und Orchester, das vollständig in Latex gekleidet „Carmina Burana“ schmettert, während das Karussell dahinter zum Turm von Babylon wächst.

Einen großen Auftritt bei der Eröffnungsfeier hatte der Regensburger Johannes Molz mit seinem stimmungsvollen Solo-Projekt „Null“, das aus Lesung und Live-Musik bestand. Warum er ein Buch zu seiner Musik geschrieben hat, erklärte Molz einleuchtend: Ein Album würde keiner kaufen, weil alle nur digital Musik hören. Eine Kassette aufnehmen? – „Mega vintage“. Sein Vorhaben, nicht eher vom Tisch aufzustehen, bis er die letzte unfertige Zeile eines Songs vollendet hatte, endete damit, dass er die ersten 90 Seiten einer Novelle zu seinem Album „Hallo Boden“ schrieb. Er las und sang mit ruhiger Stimme von einem schlaflosen und von Angst geplagten Menschen und nahm das Publikum für sich ein.

Was passiert unter der Stadt?

Eine wichtige Neuerung bei dieser 23. Kurzfilmwoche ist ein eigener Architekturfilmpreis, der interessante Filmbeiträge zu dem Thema auszeichnet. Diese waren bei den Preisverleihungen bisher leer ausgegangen. Weil viele dieser Filme eigenwillig, aber gestalterisch, inhaltlich und formal spannend und anregend erzählt sind, hat die Kurzfilmwoche die neue Plattform geschaffen. Der neue Schwerpunkt Architektur passt auch zum diesjährigen Festival-Thema „Stadt“. Die Filme greifen verschiedene Aspekte auf: Wie leben Menschen in der Stadt, was hat der Lebensraum Stadt zu bieten und wie kann man sich kunstvoll damit auseinandersetzen? Und was passiert eigentlich unterhalb von Städten?

Mit 300 aktuellen Kurzfilmen feiert das Festival bis 22. März die Kunst des kleinen Formats. Sie sind in vier Spielstätten (Filmgalerie, Ostentor, Kino Wintergarten, W1-Kulturzentrum) zu sehen. Allein die Wettbewerbe zeigen 117 Filme, die in einem aufwendigen Verfahren aus 4500 internationalen Einreichungen ausgewählt wurden. Besonders reichhaltig fällt das Regionalfenster aus: Neben den beiden regulären Programmen gibt es eine Werkschau vom Regensburger Fotografen, Autor und Filmemacher Rudolf Flügel und das Programm „Donaublut“ mit Horror- und Splatterfilmen.

Natürlich fehlt der Publikumsmagnet Zündfunkparty am 17. März im Leeren Beutel nicht – diesmal mit Achim Bogdahn, DJ Ralf Summer und einer Hackbrett-Live-Performance von Tobias Ruhland aka Hackbrett-Pitt.

Eine Zusammenfassung der Höhepunkte der diesjährigen Internationalen Kurzfilmwoche Regensburg finden Siehier

Ein Interview mit dem Filmemacher Pim Zwier zum Programm Cinema Mi Vida finden Siehier

Das komplette Programm zur Regensburger Kurzfilmwoche mit allen Kinos finden Sie hier: