Interview
Ein Trompeter mit großem Herzen

Schon als Teenager hat Max Loy per Schallplatte mit den Großen musiziert. Die Kraft der Musik fasziniert ihn bis heute.

16.01.2017 | Stand 16.09.2023, 6:27 Uhr
Renate Ahrens
Im Leben von Max Loy steht die Musik im Vordergrund. −Foto: Ahrens

Wenn ich als Teenager in meinem Zimmer die Schallplatten meiner Idole auflegte, den Kopfhörer aufsetzte und mit meiner Trompete die Noten mitspielte, dachte ich wirklich, ich bin mitten unter ihnen“, erzählt Max Loy, und seine Augen beginnen zu strahlen. Die Trompete ist bis heute seine ganz große Leidenschaft geblieben – ganz besonders, wenn er mit ihr und seiner Band „Cappuccino“ Tanzmusik machen kann. Seine Eltern hätten ihn dabei immer unterstützt, sagt er und muss lachen, wenn er an die Szene denkt, als sein Vater einmal spätabends nach stundenlangem, lautem Trompetenspiel in sein Zimmer kam und meinte: „Glaubst nicht, dass das jetzt langt für heute?“ „Natürlich klingt das Üben lange Zeit nicht nur laut, sondern auch ganz schauerlich“, sagt Loy schmunzelnd.

Gerne denkt er an die Gottesdienste in Nittenau, wo er aufgewachsen ist, zurück. In der Kirche hatte er als Jugendlicher seine ersten echten Auftritte vor Publikum. „Stille Nacht“ bei der Christmette in der übervollen Kirche auf der Empore mitspielen zu dürfen – das war schon was. „Vor Aufregung konnte ich meine Trompete kaum ruhig halten“, erinnert er sich. Das Lob des Pfarrers für seinen Ministranten „Maxl“ und die Rückmeldungen der Leute hätten dann aber mehr als entschädigt. Die „Kraft der Musik“, die hat für ihn bis heute etwas Faszinierendes, das „ganz fest zum Menschsein gehören muss“, das wird schnell deutlich. „Sonst würden die Menschen ja nicht schon immer und auch überall auf der Welt Musik machen.“

Vor genau 30 Jahren gründete Max Loy zusammen mit musikbegeisterten Freunden die Tanzkapelle „Cappuccino“. Benefizkonzerte, deren Erlöse sie benachteiligten Kindern und Jugendlichen zukommen ließen, standen dabei immer wieder mal auf dem Programm. Weil auch andere Musiker sich dieser Idee anschließen wollten und sich Unterstützer anboten, hat das Sextett im Jahr 2001 dann den gemeinnützigen Verein „Sweet Sweet Smile – für Kinder, die uns brauchen“ gegründet und seinen Trompeter zum Vorsitzenden gewählt. An dieser Besetzung hat sich bis heute nichts geändert. Der Verein hat sich hingegen mit der Zeit stets weiterentwickelt zu einem offenen Netzwerk von Musikgruppen ganz unterschiedlicher Stilrichtungen, bei denen vor allem das Miteinander großgeschrieben wird und die das soziale Engagement verbindet. Über 100000 Euro sind so bis heute zusammengekommen. Die Zuwendungen an Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe in der Region und die Initiativen des Vereins, die auf der eigenen Homepage vorgestellt werden, sind vielfältig und beeindrucken: Von Spielsachen für die Krebsstation der Kinderklinik in Regensburg über Bilderbücher für Flüchtlingskinder der Frühförderstelle in Schwandorf bis zum Zirkusbesuch für die Bewohner der Jugendhilfestation in Amberg. Unbürokratisch wird einem Mädchen schon einmal eine Gitarre besorgt oder der Klarinettenunterricht für einen Jungen bezahlt. Gerade die musikalische Ausbildung junger Talente zu fördern, die sonst keinen Zugang in die Welt der Musik bekommen, liegt dem Verein besonders am Herzen.

Beim Gebirgsmusikkorps stand Musik im Mittelpunkt

Als Jugendlicher organisierte Max Loy mit Gleichgesinnten Wortgottesdienste, in denen es auch um die Ungerechtigkeiten in der Welt ging: Hunger, Krieg und Umweltzerstörung. Ein Dia mit unterernährten Kindern in der Dritten Welt auf der einen Seite, die Vernichtung von Lebensmitteln bei uns auf der anderen – und dazu die Musik. „Man hat uns das machen lassen“, blickt der 51-Jährige heute zurück. Die Wertschätzung und den Respekt gegenüber allem, was lebt, das habe ihm schon sehr früh sein Opa, ein Waldarbeiter, nahegebracht.

„Die Begegnungen mit wertvollen Menschen sind die Glücksfälle in meinem Leben.“Max Loy

Der Wehrdienst führte Max Loy erstmals heraus aus seiner Nittenauer Welt nach Garmisch-Partenkirchen, wo er ins dortige Gebirgsmusikkorps aufgenommen wurde. Ein Jahr lang durfte er sich jetzt ausschließlich mit Musik und seiner Trompete beschäftigen. Etwas ganz Besonderes sei es schon gewesen, mit professionellen Musikern in einem großen Orchester zusammenzuspielen. Loy erinnert sich an die erste Probe: „Als erstes Stück wurde die Filmmelodie von ,Das Boot‘ aufgelegt. Es hat so schön geklungen und ich war so ergriffen, dass ich keinen einzigen Ton herausbrachte und nur begeistert zuhörte. Es war eine wunderschöne Zeit.“ Berufsmusiker zu werden, das kam für ihn trotzdem nie in Frage. „Dazu hätte es bei mir nicht gereicht. Ich habe auch viel zu spät richtig angefangen“, erklärt er bescheiden. „Trotzdem wollte ich mehr.“

Neben seinem Studium der Forstwissenschaften an der LMU in München, wo er später auch in Forstgeschichte promovierte, wollte er Unterricht nehmen – bei keinem Geringeren als Peter Tuscher, der ihn als Schüler annahm. „Ich musste mit dem Trompetespielen noch einmal ganz von vorne anfangen: neuer Ansatz, richtig atmen lernen. Ich habe von Peter Tuscher vor allem gelernt, Musik neu zu denken, sie als Sprache zu verstehen und diese vor allem für den Zuhörer verständlich zu gestalten.“ In dieser Zeit hat Max Loy in München bei einem Funkball des BR auch das erste Mal sein ganz großes Idol live erlebt: die Swing-Legende Hugo Strasser. „Er wird immer ein Vorbild für mich bleiben – musikalisch wie menschlich. Dass ich Herrn Strasser mit seinem Orchester über 30 Jahre auf der Bühne erleben durfte, ist der musikalische Glücksfall meines Lebens. Er hat seinem Publikum und seiner Musik gedient – immer mit ganzem Einsatz und stets bescheiden. Jede Begegnung mit ihm hat mich immer wieder aufs Neue fasziniert – bis zuletzt, als er noch mit 93 Jahren Tanzveranstaltungen spielte“, so Loy. (Anm. der Red.: Hugo Strasser ist am 17. März 2016 wenige Tage vor seinem 94. Geburtstag gestorben.) Nach dem Studium und dem Staatsexamen trat Max Loy seine erste Stelle im Kloster Benediktbeuern an, wo er beim Aufbau des „Zentrums für Umwelt und Natur“ mitwirkte. Die land- und forstwirtschaftlichen Flächen des Klosters in den ehemaligen Moorgebieten sollten renaturiert und nachhaltig bewirtschaftet werden. Zudem galt es, den barocken Maierhof als Bildungszentrum wiederzubeleben.

Der Glaube an das Gute prägt sein Leben

Zutiefst prägend sei für ihn sein damaliger Chef, Salesianerpater Helmut Mauser, gewesen, der ihm ganz Entscheidendes mit auf den Weg gegeben habe: den Glauben an das Gute und das Gottvertrauen. „Wer – wie im gleichnamigen Gleichnis – alle seine `Talente mit bestem Wissen und Gewissen einsetzt, kann in der Gewissheit ans Werk gehen: Es geht gut aus.“ Das ist für Loy das Stichwort, auf die Tanznacht zurückzublicken, zu der „Sweet Sweet Smile“ vor wenigen Wochen zum 15-jährigen Jubiläum in die Regentalhalle Nittenau eingeladen hatte. Noch nie habe er mit seinem kleinen Verein eine Veranstaltung dieser Größe zusammen mit so vielen Musikern und Helfern organisiert. Der Mut der Verantwortlichen wurde belohnt: Binnen weniger Tage waren schon Monate vor dem Ball alle Karten verkauft. Loy ist dankbar, wenn er an den Abend zurückdenkt. „Es ist alles gut gegangen: Unterm Strich ist eine erfreuliche Summe übriggeblieben, die wir künftig für Hilfsprojekte einsetzen können. Die Stimmung am Abend war prima und die positiven Rückmeldungen der Gäste haben uns sehr gefreut. Auch neue Spender und Mitglieder sind durch die Tanznacht auf uns aufmerksam geworden.“ Ganz wichtig ist ihm, dass auch die Mitwirkenden und Helfer etwas mitnehmen konnten – wenn der Verein ihnen schon kein Geld zahlen konnte und alle Aufgaben ehrenamtlich geleistet werden mussten. Heute lebt Max Loy in einem ehemaligen Forsthaus bei Burglengenfeld. Während der Woche ist er in München, wo er im Ministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst arbeitet. Sich im Beruf mit dieser Kombination an Themen intensiv beschäftigen zu können, sei auch ein Glücksfall, meint Max Loy – wie so vieles in seinem Leben.

Der Text ist eine Leseprobe aus der Sonntagszeitung, die die Mittelbayerische exklusiv für ePaper-Kunden auf den Markt gebracht hat. Ein Angebot für ein Testabo der Sonntagszeitung finden Siein unserem Aboshop.

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