Wanderbare Region
Wo der Knogl-Toni Beeren sammelt

MZ-Autorin Andrea Potzler ist diesmal in St. Englmar unterwegs und erklimmt den Predigtstuhl und den Knogl.

09.11.2012 | Stand 16.09.2023, 21:04 Uhr
Andrea Potzler

Wanderbare Region: Wo der Knogl-Toni Beeren sammelt

Auf dem Predigtstuhl waren wir schon – im Winter, beim Skifahren. Dass es sich hier aber auch so schön wandern lässt, finden wir erst jetzt mit eigenen Augen heraus. Wir fahren nach St. Englmar und parken am gut ausgeschilderten Parkplatz des Kletterwalds. Was wird hier munter gekraxelt – unter lautem Ermuntern der Eltern und Freunde, und wie lustig sausen alle gesichert an den Stahlseilen runter. Am liebsten würden wir unsere Wanderstöcke an den Baum lehnen und hinaufsteigen in die luftigen Baumwipfel. Aber nein, wir haben schließlich drei StundenWanderungvor uns!

Gleich zu Beginn loben wir die gute Beschilderung – allerdings müssen wir später feststellen, dass man schon ein bisschen aufpassen muss, um ans rechte Ziel zu kommen, und wir sind sehr froh, dass wir unsere detaillierte Wanderkarte dabei haben. Es geht zu Beginn auf den Rundweg Nummer 6, wo wir schön im Schatten der Bäume gemächlich über Wurzeln und Steine aufsteigen können. An einer Lichtung sind links viele Bienchen emsig am Arbeiten. Hier erfahren wir, dass extra eine Lichtung geschaffen wurde, um dem früher hier sehr verbreiteten Wacholder gute Wuchsbedingungen zu geben. Der Wacholder wurde sogar extra in einer Baumschule nachgezogen, auf dass er wieder munter heimisch wachsen kann.

Ein Herz für die Wanderkarte

Kurz darauf kommen wir zu einer Kreuzung. Nach links wandern wir hier weiter, ein Schild weist uns zu einer Stempelstelle. Auch der Donau-Mainweg geht hier in beiden Richtungen vorbei. Unser Weg ist nun Teil des Qualitätswanderwegs Goldsteig, was wir am gelben S-förmigen Kringel auf weißem Untergrund erkennen. Erst ein wenig bergab und schon wieder hinauf durch weiter herrlich schattigen Wald kommen wir zu unserem ersten Gipfel, dem Predigtstuhl. Ein kleiner Felsen lädt zum Kraxeln ein, ein Bänkchen zur Rast. Wir rasten und prägen uns ein kleines Herz an der Stempelstelle auf die Wanderkarte. Die Prägezange hängt am Gipfel an einem Pfosten.

Von hier aus sehen wir die Gipfelstationen der Skilifte und steigen über eine Skipiste in Richtung St. Englmar ab. Unten ist ein kleiner Berggasthof, der wohl nur im Winter für die Skifahrer geöffnet ist. Die Piste ist jetzt eine schöne Wiese und es ist hübsch anzusehen, wie die lange Halme sanft hin- und herschaukeln – gar nicht so, wie man es immer von hässlichen, kargen Skihängen im Sommer befürchtet. Von hier biegen wir nach rechts ab, weg von St. Englmar – schließlich wollen wir auch noch den Knogl erklimmen, der mit 1056 Metern höchster Berg der Gemeinde St. Englmar und damit stolze 32 Meter höher als der Predigtstuhl ist.

In einer sanften und dann weniger sanften Steigung geht es wieder durch den Wald, und wir stoßen auf eine breite Forststraße. Nach einer Weile geht es scharf rechts und wir kommen zur kleinen Kudernhütte, wo man sich nett im Schatten ausruhen kann. Auf dem Weg dorthin finden wir eine hölzerne kleine Rettungsbox der Bergwacht Bogen mit Verbandszeug und Informationen zur Ersten Hilfe, die aussieht wie ein kleines Vogelhäuschen. Sie ist vor allem für die Langläufer gedacht, die hier im Winter ein echtes Paradies vorfinden. Vorbildlich fühlen wir uns hier betreut. An der Kudernhütte geht ein Weg nach links in den Wald, hier ist der Knogl groß ausgeschildert und wir folgen dem schmalen Pfad mit den teils etwas rutschigen Steinen.

Das grinsende Knoglmandl

Am Knogl grinst uns ein lustiges Holzmännchen aus einem Baumstumpf an (das Knoglmandl), und das Gipfelkreuz gibt auf einer Tafel Auskunft darüber, dass man hier an einem weniger diesigen Tag bis in die Schweizer Alpen sehen kann. Wieder ein schöner Ort zum Verweilen, vielleicht würden wir sogar noch dem Knogl-Toni begegnen, einem Einsiedler, den man hier manchmal beim Beerensammeln sehen soll. Doch wir steigen ab, halten uns ganz links und kommen durch ein Heidelbeerfeld auf einen weiteren breiten Forstweg.

Dort laufen wir weiter leicht rechts und kommen an den beiden Gaststätten Waldcafé Glashütt und Gasthaus Glashütt vorbei. Ein paar Minuten später hören wir schon wieder Kinder juchzen, die sich durch den Kletterwald hangeln. Wir laufen unten zur Straße und um Hotels und Gaststätten herum zum Parkplatz. Jetzt haben wir uns wirklich eine Stärkung im Weinstadl „Heuriger“ mit Pizza und knackigem großem Salat auf dem Freisitz verdient.