Weiterbildung
Ein Berufsbild zwischen Arzt und Pfleger

Ab dem Wintersemester kann man in Regensburg in einem Teilzeitstudium mit Bachelor-Abschluss „Physician Assistant“ werden.

12.07.2017 | Stand 16.09.2023, 6:26 Uhr
Daniel Geradtz

Physician Assistants helfen den Medizinern bei ihrer Tätigkeit. Foto: dpa

Bislang können sich wohl die wenigsten vorstellen, was sich hinter dem Begriff „Physician Assistant“ verbirgt. Es ist ein relativ neues Berufsfeld, das Interessenten künftig in Regensburg studieren können. Ab dem Wintersemester bietet die HSD Hochschule Döpfer diese Ausbildung an, deren Absolventen in einem Beruf arbeiten, der zwischen Arzt und Krankenpfleger angesiedelt ist.

Ursprünglich stammt der „Physician Assistant“ aus den USA und kam vor etwa 15 Jahren über die Niederlande nach Europa. Seit einigen Jahren wird der Studiengang auch in Deutschland angeboten und ab Ende des Jahres eben auch in Regensburg. Prof. Dr. Manfred Eglmeier ist als Präsident der HSD Hochschule Döpfer für den Studiengang verantwortlich. Er spricht davon, dass das Studium von seiner „geballten Präsenzzeit“ lebe. An sechs Wochenenden findet der Basisunterricht im neuen Studienzentrum statt, das ab dem kommenden Semester im Regensburger Westen zur Verfügung steht. „Wir haben 30 Stunden Präsenzlehre. In der restlichen Zeit stehen virtuelle Vorlesungen an, oder die Studierenden arbeiten an Selbststudienaufträgen“, so Eglmeier, nach dessen Worten auch herkömmliche Studienarbeiten zu den Pflichten der Studenten gehören.

„Etwas Revolutionäres“

Das Einzigartige an der HSD ist laut Eglmeier, dass der Studiengang nun nach den Vorgaben der Deutschen Ärztekammer aufgebaut wird. Dies habe die Hochschule jenen Mitbewerbern, die den PA-Studiengang bereits seit einigen Jahren anbieten würden, voraus. Eglmeier bezeichnet das Studium als etwas Revolutionäres. Dennoch werde es die Grundstruktur aufrechterhalten: „Der Arztberuf wird der Arztberuf bleiben. Der Physician Assistant hilft dem Mediziner bei seiner Tätigkeit. Die Hauptverantwortung liegt aber weiter beim Arzt“, erklärt er. Für ihn steht damit fest, dass die PA-Absolventen in ihrem Beruf eher dem Arzt und nicht dem Pfleger zuzuordnen sind.

Dies deckt sich mit der Position, die der Deutsche Ärztetag eingenommen hat. Er hatte im Mai in einer Stellungnahme die Unterstützung und Entlastung der Ärzte in mehreren Bereichen gefordert. Demnach sollen PAs im allgemeinen Prozessmanagement, dem Dokumentationsmanagement und bei delegierbaren patientenbezogenen Tätigkeiten in verschiedenen Bereichen mitwirken. Die Entlastung bei den Begleittätigkeiten hat laut der Stellungnahme eine entscheidende Auswirkung bei der Betreuung des Patienten. „Insgesamt bleibt dem Arzt mehr Zeit und Ruhe für die eigentliche Tätigkeit“, heißt es.

Dr. Andreas Kestler, Geschäftsführer im Krankenhaus Barmherzige Brüder in Regensburg, bewertet das neue Berufsbild im Sinne einer Entlastung für die Ärztinnen und Ärzte positiv. Doch er sieht angesichts der seiner Meinung nach noch unklaren Rolle und der nicht trennscharfen Abgrenzung zur ärztlichen Tätigkeit ein gewisses Konfliktpotenzial.

Das existiere beispielsweise, wenn langjährig aktive PAs jungen Ärzten gegenüberstehen würden. „Hier könnten sich Assistenzärzte in ihren Ausbildungswünschen übergangen fühlen“, gibt er zu bedenken. Außerdem: „Meines Wissens nach werden sie bevorzugt in Krankenhäusern eingesetzt, in denen es zu wenige Ärzte gibt.“ Ein Mangel von Ärzten im Klinikbetrieb sei in einer Universitätsstadt wie Regensburg nicht festzustellen.

Kein grundständiges Studium

Das Uniklinikum teilte auf Anfrage unseres Medienhauses mit: „Nach Auffassung des Deutschen Ärztetages handelt es sich hierbei nicht um ein grundständiges Studium, das alleine berufsqualifizierend ist, sondern um eine akademische Weiterbildung, aufbauend auf einem abgeschlossenen Ausbildungsberuf wie Alten- oder Krankenpfleger. In Zeiten des Fachkräftemangels ist dieses Modell daher diskussionswürdig“, so Pressesprecherin Katja Russwurm.

Eine dreijährige Berufsausübung beispielsweise in der Pflege oder in medizinisch-technischen Berufen, eine abgeschlossene Berufsausbildung und die Hochschulreife qualifizieren Interessierte für das Studium. Über ein Auswahlverfahren werden der Wissensstand und die grundsätzliche Eignung überprüft. Dr. Andreas Kestler hält diese Voraussetzungen für ausreichend, um später die entsprechende Tätigkeiten auszuüben.

Manfred Eglmeier von der HSD Hochschule Döpfer legt großen Wert darauf, dass das Studium einen intensiven Bezug zur Praxis hat. „Ab dem zweiten Semester beginnen die Projekte im Krankenhaus“, erklärt er. Und auch einige der Präsenzwochenenden im neuen Studienzentrum würden ganz im Sinne der Praxis ablaufen.

Die anfängliche Skepsis gegenüber dem neuen Berufsbild ist für Prof. Dr. Manfred Eglmeier nichts Neues. Doch er betont, dass es laut seinen Informationen keinen arbeitslosen PA-Absolventen gebe. Vor allem, aber nicht nur im Klinikbereich ließen sich für Physician Assistants Anstellungen finden.

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