Eurovision
ESC: Ist das Wertungssystem ungerecht?

Null Punkte für Deutschland beim ESC. Schweden räumt dagegen wieder mal ab. Ist das System ungerecht?

24.05.2015 | Stand 24.05.2015, 19:44 Uhr
Enttäuschung bei Ann Sophie: Zusammen mit Österreich landete der deutsche ESC-Beitrag auf dem letzten Platz. −Foto: dpa

Deutschland hat beim diesjährigen Eurovision Song Contest null Punkte geholt. Zuletzt war dies vor 50 Jahren der Fall. Die Sängerin Ann Sophie (24) landete mit dem Lied „Black Smoke“ auf dem letzten Platz in einem Teilnehmerfeld von 27, ebenso wie die Vertreter von Vorjahressieger Österreich. Zuletzt war Deutschland im Jahr 2008 mit der Band No Angels auf dem letzten Platz gelandet.

Eine Analyse des Votings ergab, dass Ann Sophie einige Male nur ganz knapp an Punkten vorbeischrammte. Punkte gibt es aus den Ländern nur für die ersten Zehn. Der langjährige ARD-Kommentator Peter Urban betonte, das Reglement stamme aus einer Zeit mit weniger Teilnehmern. „Das ist eine Ungerechtigkeit im System, die man überdenken sollte.“

Mit 8,1 Millionen Zuschauern hatte das ESC-Finale im Ersten die schlechteste Einschaltquote seit sechs Jahren. Deutschland gewann bislang zweimal den ESC: 2010 mit Lena und 1982 mit Nicole. Den Musikwettbewerb gibt es seit 1956.

Diese Bilderstrecke ist leider nicht mehr verfügbar.

Platz eins holte zum sechsten Mal Schweden, diesmal mit dem smarten Sänger Måns Zelmerlöw (28) und dem Dance-Popsong „Heroes“. Er wurde von einer eindrucksvollen Computeranimation begleitet. Damit kehrt der ESC im kommenden Jahr in das skandinavische Land zurück, wo er zuletzt 2013 gastierte. Auf Platz zwei kam Russland, vor Italien, Belgien und dem beim 60. ESC einmaligen Ehrengast Australien. Der australische Kunstminister George Brandis freute sich, der Sänger Guy Sebastian sei ein „wundervoller Botschafter“ in Europa gewesen.

Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven versprach dem Gewinner via Facebook, er werde ihn am Montag anrufen und ihm gratulieren. Ex-Außenminister Carl Bildt meinte: „Nun müssen wir anerkennen, dass Schweden eine Supermacht in Sachen Musik ist.“ Die Chefin des schwedischen Rundfunks SVT, Hanna Stjärne, freut sich, die Show 2016 wieder auszurichten – in welcher Stadt, blieb zunächst offen.

Ann Sophie sagte nach der Show, es habe „trotzdem super viel Spaß gemacht.“ Die professionell agierende Hamburgerin war beim deutschen Vorentscheid nachgerückt, nachdem der eigentliche Sieger Andreas Kümmert überraschend verzichtet hatte. Der verantwortliche ARD-Unterhaltungschef Thomas Schreiber sagte: „Wir werden jetzt genau überlegen, wie wir uns auf den ESC 2016 vorbereiten.“

Die Show in der Wiener Stadthalle war ein gigantisches Bühnen- und Lichtspektakel vor etwa 10 000 Zuschauern. Dem ausrichtenden Sender ORF zufolge kostete das Spektakel etwa 25 Millionen Euro. Geschätzt 100 Millionen TV-Zuschauer verfolgten die Finalshow. Insgesamt nahmen 40 Länder am ESC 2015 teil. 13 Teilnehmer schieden in Halbfinals aus.

Deutschlands höchste Punktewertung ging in diesem Jahr nach Russland. Die Punkte der Länder setzen sich jeweils zur Hälfte aus Zuschauerabstimmung und einem Jury-Votum zusammen.

Im vergangenen Jahr hatte die bärtige Dragqueen Conchita Wurst mit der Popballade „Rise Like A Phoenix“ gewonnen und somit den Grand Prix nach Österreich geholt. (dpa)