Peter Maffay (66) hat eine neue Beziehung. Seine Partnerin heißt Hendrikje Balsmeyer und ist ganze 38 Jahre jünger als der Sänger. Grund genug für die Öffentlichkeit, wilde Spekulationen anzustellen. Sie ist sicher mit ihm beisammen, weil er erfolgreich und wohlhabend ist, lautet die gängige Meinung. Michael Douglas und Catherine Zeta-Jones sind immerhin 25 Jahre auseinander, aber auch schon über 15 Jahre verheiratet. Doch auch hier gab es Höhen und Tiefen und anfangs viel Gemunkel. Ein anderes Beispiel: Demi Moore (54) war sechs Jahre lang mit dem 15 Jahre jüngeren Ashton Kutcher verheiratet, ehe die Beziehung 2011 wegen einer wesentlich jüngeren Frau in die Brüche ging. Und wiederum wussten es alle ganz genau: Das konnte ja nicht gut gehen, eine ältere Frau und ein jüngerer Mann, kein Wunder, dass er sich eine junge Partnerin gesucht hat. Doch für die Konstellation junger Mann/ältere Frau gibt es auch genug positive Gegenbeispiele: So ist Hollywood Diva Joan Collins (83) schon seit 14 Jahren mit dem um 33 Jahre jüngeren Percy Gibson verheiratet, ebenso Brigitte Nielsen (52), die seit zehn Jahren eine Ehe mit Mattia Dessi (37) führt oder Nena (56), deren langjähriger Partner Philipp Palm zwölf Jahre jünger ist.
„Heute geschieht die Partnerwahl auf Augenhöhe.“Diplom-Psychologin Martina Schäfer
Im alltäglichen Leben sind die meisten Paare ziemlich gleichaltrig, ein Altersunterschied bis zu fünf Jahren ist die häufigste Konstellation und zwar wechselseitig. Früher, erklärt Diplom-Psychologin Martina Schäfer (Ehe- und Paarberatung Diakonisches Werk Regensburg), sei eine Konstellation, in der der Mann wesentlich älter als die Frau war, viel häufiger gewesen als heute. Der Mann wurde als der Versorger von Frau und Kindern ausgewählt, die Frau als die potenzielle Gebärerin von Kindern. „Heute geschieht die Partnerwahl auf Augenhöhe“, sagt Schäfer.
Oft gibt es Vorurteile
Paare, die einen großen Altersunterschied aufweisen, haben oft mit Vorurteilen zu kämpfen. Die lauten in der Regel: eine junge Frau sucht sich einen älteren Mann, weil sie von dessen wirtschaftlicher Sicherheit und Erfolg profitieren will. Eine ältere Frau sucht sich einen jungen Mann als Toyboy, der ansonsten nicht viel zu sagen hat. Doch die Wahrheit ist viel komplizierter. Paartherapeutin Angelika Glass-Hoffmann (Katholische Eheberatung Bistum Regensburg) sagt: „Die Probleme bei Paaren mit großem Altersunterschied sind gar nicht so anders als bei anderen Paaren. Der Altersunterschied ist für sich gesehen kein Problem“. Tatsächlich jedoch gelte: „Je ähnlicher, desto leichter haben es die Paare“. Bei Partnern, die gleich alt sind oder nur einen geringen Altersabstand haben, sind beide in der gleichen Zeit aufgewachsen, haben dieselbe Musik gehört und bei denselben Trends mitgemacht. Der Erfahrungsschatz, den beide aus der Vergangenheit haben, ist ähnlich. Ist der Altersabstand wesentlich größer, zehn, 15 oder gar 20 Jahre und mehr, sind die Partner in verschiedenen Zeiten mit verschiedenen Moden und Lebensgrundlagen groß geworden. „Diese Unterschiede können belebend sein oder zu Spannungen führen. Es hängt davon ab, wie man damit umgeht und wie tolerant man ist. Wichtig ist auf jeden Fall, dass man Probleme, die sich aus dem Altersunterschied ergeben, offen bespricht“, sagt Glass-Hofmann.
Zentraler Punkt ist der Kinderwunsch
Ein zentraler Punkt bei Paaren mit großem Altersunterschied ist der Kinderwunsch. Eine jüngere Frau, die mit einem älteren Mann zusammen ist, will möglicherweise Kinder haben, während ihr älterer Partner vielleicht schon Kinder hat und diesen Lebensabschnitt für sich schon abgeschlossen hat. Oder umgekehrt: Die Frau ist wesentlich älter, hat vielleicht schon Kinder oder ist nicht mehr im gebärfähigen Alter, und der jüngere Mann möchte gerne noch Kinder haben. Diese Fragen müssen unbedingt besprochen werden, rät Glass-Hofmann.
„Die Probleme bei Paaren mit großem Altersunterschied sind gar nicht so anders als bei anderen Paaren.“Paartherapeutin Angelika Glass-Hoffmann
Psychologin Martina Schäfer formuliert es so: „Ein größerer Altersunterschied in einer Beziehung kann ein Risikofaktor sein, muss aber nicht. Diese Paare müssen sich eben mehr bemühen, sich in die Sichtweise und die Bedürfnisse des anderen hineinzuversetzen.“ Tatsache sei, dass sich die Lebenswelten der Partner stärker voneinander unterscheiden, als dies bei Gleichaltrigen der Fall ist. „Einfühlungsvermögen und Kompromissbereitschaft“ seien hier besonders wichtig. Jüngere Frauen schätzen an älteren Männern oft die gute und stabile Lebenssituation, die Tatsache, dass sich die Männer schon „die Hörner abgestoßen haben“ und häuslicher und geduldiger mit den Kindern seien. Abenteuer und Karrieredruck sind bei älteren Männern eben nicht mehr vorrangig.
„Ein größerer Altersunterschied in einer Beziehung kann ein Risikofaktor sein, muss aber nicht.“Diplom-Psychologin Martina Schäfer
Ein Nachteil dieser Konstellation ist die Lebenserwartung, meint Martina Schäfer. Ein wesentlich älterer Mann stirbt früher oder wird pflegebedürftig, während seine jüngere Frau noch fit ist. Die Konstellation ältere Frau und jüngerer Mann („Harold and Maud-Konstellation“) bringe dem Mann Geborgenheit, er fühle sich bemuttert. Die erfahrene Frau führe ihn in die Sexualität ein. Der Nachteil möglicherweise: der Verlust der körperlichen Attraktivität der Frau.
In der Galerie – Promi-Paare mit großem Altersunterschied:
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Für Paartherapeutin Nicole Graggo aus Regensburg kommt es in erster Linie immer auf die einzelnen Menschen an. „Der Konfrontation mit der Andersartigkeit des Partners – unterschiedliche Wünsche, Vorstellungen, Bedürfnisse, Überzeugungen – müssen sich grundsätzlich alle Paare stellen. Im Falle eines großen Altersunterschiedes (zehn Jahre und mehr) kommen auch noch äußere strukturelle Polaritäten als Herausforderung dazu. Durch einen erheblichen Altersunterschied befinden sich Partner auf unterschiedlichen persönlichen Entwicklungsphasen, wie beispielsweise: ein anstehender Kinderwunsch versus eine abgeschlossene Kinderplanung; gesundheitliche Fitness versus altersbedingte körperliche Einschränkungen; neue Freizeitmöglichkeiten/Lebensorganisationen durch den Renteneintritt versus eine fortlaufende Erwerbstätigkeit, ein junges, vitales Erlebnisbedürfnis versus ein reiferer Ruhebedarf, bis hin zur Pflegebedürftigkeit“, sagt Graggo. Sie rät dazu, diese gegenläufigen Wünsche offen miteinander zu besprechen, damit eine für beide zufriedenstellende Lösung ausgehandelt werden kann.
Individuelle Freiräume sind wichtig
Leicht ist dies nicht immer: „Dieser Prozess kann durchaus scheitern, wenn die Unstimmigkeiten der jeweiligen Bedürfnisse zu groß sind.“ Andererseits ergeben sich aus dem großen Altersunterschied auch positive Ansätze: „Die Altersreife ergänzt die jugendliche Frische, und umgekehrt belebt der jüngere Elan die Altersträgheit. Die Lebenserfahrung bereichert den neugierigen Wissensdurst, die eigene Perspektive wird durch die andere Lebensphase des Partners erweitert“, sagt Graggo. Ziel müsse sein, dem anderen und sich selbst individuelle Freiräume zu gewähren und zugleich die gemeinsame Verbundenheit zu pflegen. Solche Beziehungen hält die Paartherapeutin für dynamischer, aber zugleich auch spannungsreicher. „Ob das positiv, negativ oder ambivalent erlebte Spannungen sind, hängt sehr vom Einzelfall ab. Prognostisch würde ich allerdings sagen, dass Partnerschaften zwischen Menschen mit gleichen Lebensabschnittsphasen stressfreier sind.“
„Die Altersreife ergänzt die jugendliche Frische, und umgekehrt belebt der jüngere Elan die Altersträgheit.“Paartherapeutin Nicole Graggo
Christa Appelt betreibt eine große Partnervermittlung in ganz Deutschland. Auch in Regensburg ist sie aktiv. Ihre Partnervermittlung bezeichnet sie als „traditionelle Partnervermittlung“, in der „wir alle unsere Klienten persönlich kennen. Wir schauen nicht in erster Linie nach der Altersvorstellung, sondern nach der Persönlichkeit des Menschen – nach seiner „Substanz“, sagt sie. Trotzdem spiele die Altersvorstellung bei der Partnersuche eine große Rolle. Frauen, die sich in einen älteren Mann verlieben, suchen laut Appelt nicht den Versorger, sondern den „souveränen charakterstarken Mann auf Augenhöhe, den Schutz und die emotionale Geborgenheit eines gestandenen Mannes, der treu ist, dem sie vertrauen können. Der gereifte Mann hingegen ist stolz auf seine jüngere, erfolgreiche, attraktive Frau, denn sie schmeichelt seinem Selbstwert. Nachteile mit einem älteren Mann können dann entstehen, wenn er im Alter körperlich und geistig nachlässt“, erklärt Christa Appelt. Auch der Beziehung „junger Mann – ältere Frau“ gibt sie Erfolgschancen. „Jüngere Männer genießen und bewundern die erfahrene Frau, die attraktiv, selbstsicher, verständnisvoll und gelassen ist. Die reifere, dynamische, lebenslustige Frau genießt die Leichtigkeit, die Lebensfreude, die Unternehmungslust eines jüngeren Mannes. Sie fühlt sich viel jünger durch ihn. Allerdings kann es für die Frau auch stressig werden. Das Umfeld reagiert oft verständnislos auf dieses Paar…. Ist der Mann finanziell viel schwächer, muss sie ihn aushalten und ständig auf der Hut sein, dass keine Jüngere seinen Weg kreuzt. Auch hier hängt jedoch alles von den beiden Persönlichkeiten ab.“ Ein Rezept gebe es nicht, welcher Altersunterschied ein dauerhaftes Glück garantiere, doch sie wagt eine Aussage: „Paare, bei denen der Mann drei bis zehn Jahre älter ist, haben eine sehr gute Chance auf die Liebe des Lebens.“
Oft klappt es zwischen Gleichaltrigen einfach besser
Einen anderen, sehr scharfen Blick auf dieses Thema hat Reinhold Lang von der Partnervermittlung Fortuna, die in der Oberpfalz agiert. Auf die Frage, wie wichtig der Altersunterschied in einer Beziehung sei, antwortet Lang knapp: „Sehr wichtig!“ Aus seiner Sicht klappt die Beziehung zwischen Gleichaltrigen einfach besser. Paare, in denen die Frau wesentlich älter ist als der Mann, sind für den Partnervermittler Einzelfälle.
„Was über die Altersvorstellung hinausgeht, wird oft nicht akzeptiert. Ausnahmen: Richter, Anwälte, Ärzte, Ingenieure, Unternehmer. Bei bestimmten Berufsgruppen wird ein Auge zugedrückt.“Reinhold Lang von der Partnervermittlung Fortuna
Generell gelte: Die meisten Damen von Anfang 20 bis 68 Jahren wünschen sich die Herren zwischen fünr bis acht Jahren älter, lediglich im Altersbereich zwischen 37 und 55 Jahren und ab 69 Jahren kann der Mann gerne auch mal zwei Jahre jünger sein. Die Wunschvorstellung der Herren (von Anfang 20 bis über 69) lautet durchgängig „jünger“ und zwar im Bereich von fünf bis 15 Jahren. „Was über die Altersvorstellung hinausgeht, wird oft nicht akzeptiert. Ausnahmen: Richter, Anwälte, Ärzte, Ingenieure, Unternehmer. Bei bestimmten Berufsgruppen wird ein Auge zugedrückt.“ Wirtschaftliche Gründe spielten zumeist eine Rolle, wenn der Mann wesentlich älter sei als die Frau. Der Mann zahle eben für die hübsche Dame, meint Lang und fügt an: „Von echter Liebe kann man da jedoch überhaupt nicht sprechen, das ist der Nachteil.“
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