Trauer
Markus Sackmann ist tot

Der 54-jährige CSU-Politiker erlag seiner Krebserkrankung. Zur Beerdigung am Montag kommt auch Regierungschef Horst Seehofer.

04.09.2015 | Stand 16.09.2023, 7:00 Uhr
Markus Sackmann ist im Alter von 54 Jahren gestorben. −Foto: Schröpf

Über drei Jahre lang hatte sich der Oberpfälzer CSU-Mann Markus Sackmann gegen seine Krebserkrankung gestemmt, nun hat er den Kampf verloren: Der frühere bayerische Sozialstaatssekretär ist in der Nacht zum Freitag im Alter von 54 Jahren gestorben. Die traurige Nachricht hatte sich in kürzester Zeit verbreitet. Ministerpräsident Horst Seehofer, an dessen Kabinettstisch Sackmann fünf Jahre lang saß, zeigte sich tief erschüttert. „Mit ihm verlieren wir nicht nur einen liebenswürdigen und allseits beliebten Menschen, sondern auch einen über die Parteigrenzen hinweg geschätzten Politiker.“Seehofer würdigte den bewundernswerten Mut und die große Zuversicht, mit der Sackmann gegen den Krebs gekämpft habe.„Unser Gedanken und unser Mitgefühl sind in diesen schweren Stunden bei seiner Familie und seinen Freunden.“ Seehofer kommt zur Beerdigung am kommenden Montag um 14 Uhr in Roding. Er hält die Trauerrede. Zum Requiem in der Stadtpfarrkirche werden zahlreiche weitere Regierungsmitglieder erwartet – darunter Sozialministerin Emilia Müller, Finanzminister Markus Söder und Finanzstaatssekretär Albert Füracker, Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und Innenminister Joachim Herrmann. Eine ursprünglich für Montagnachmittag geplante Kabinettssitzung wurde abgesagt.

Aufgeben war für ihn keine Option

Sackmann hinterlässt seine Ehefrau Kristin und die Kinder Victoria und Benedikt, die beide im Teenageralter sind. Bei dem CSU Politiker waren imSommer 2012 drei Gehirntumore diagnostiziert worden– nur eines der bösartigen Geschwulste konnte entfernt werden. Mit Bestrahlungen und Chemotherapien hielten die Ärzte den Krebs lange Zeit in Schach. 2015 dann der harte Rückschlag. Ein kleiner neuer Tumor, im Frühjahr entdeckt, konnte bei einer Operation noch entfernt werden. Doch dann tauchten auf Röntgenbildern viele weitere Tumorherde auf. „Bei vier oder fünf“ hätten die Ärzte das Zählen aufgehört, sagte er selbst bei seinem letzten großen Interview im Juli darüber.

Als eine weitere Chemotherapie abgebrochen werden musste, verschlechterte sich sein Zustand rapide. Er wurde zunächst in der Palliativstation Bad Kötzting behandelt, ließ sich zuletzt auf eigenen Wunsch ins Krankenhaus seiner Heimatstadt Roding verlegen.

Aufgeben war für Sackmann bis ganz zum Schluss keine Option. „Ich habe den Kindern versprochen, dass ich alles versuchen werde, egal, was auf mich zukommt“, sagte er im Juli. Da war er schon schwer von seiner Krankheit gezeichnet.

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Immer wieder hatte sich Sackmann kleine Etappenziele gesetzt, um der Krankheit zu trotzen. Die Teilnahme am Kötztinger Pfingstritt 2015 zählte dazu. Aus dem Urlaub mit der Familie in Andalusien („mein Traumziel“) im August und der Wiederwahl als Beisitzer im CSU-Parteivorstand beim Parteitag im November wurde nichts mehr.

Bestürzung in allen Parteien

Erste Reaktionen auf die Todesnachrichten waren alle vom Respekt für seinen Kampfeswillen und von tiefer Wertschätzung für seine politische Arbeit geprägt. „Wir haben einen großen Oberpfälzer verloren“, sagte der CSU-Bezirksvorsitzende und Finanzstaatssekretär Albert Füracker, der um Worte rang. Markus Sackmann habe in unglaublicher Weise um seine Genesung gerungen. „Es ist schlimm, furchtbar.“ Alle Gedanken seien jetzt bei der Familie.

„Ich bin tief erschüttert und traurig“, sagte Sozialministerin Emilia Müller, die mit den Tränen kämpfte. „Ich habe einen persönlichen und politischen Weggefährten verloren.“ Sackmann sei ein Vollblutpolitiker gewesen. „Er war ein Kämpfer für seine Heimat und seine Region.“ Als Ehrenamtsbotschafter der bayerischen Staatsregierung „ist er bis zum Schluss noch unterwegs gewesen. Bis es nicht mehr gegangen ist“.

Der Chamer CSU-Landtagsabgeordnete Gerhard Hopp zeigte sich ebenfalls stark bewegt. „Ich wusste, dass es passiert. Aber wenn es soweit ist, trifft es einen trotzdem fast unvorbereitet.“ Er hatte Sackmann in den letzten Tagen noch im Krankenhaus besucht. „Es hatte sich zwischen uns eine tiefe Freundschaft entwickelt.“ Hopp, aber auch der Chamer Landrat Franz Löffler hatten Sackmann während der Krankheit immer beigestanden. Hopp sagte: „Für mich ist es unglaublich, wie er an der Krankheit gewachsen ist und sie bewältigt hat. Er hat bis zum Schluss nach anderen Menschen gefragt und sich um sie gekümmert.“

Löffler sagte: „Wir verlieren eine wirklich große politische Persönlichkeit – für unseren Landkreis, für unsere Heimat, aber auch für ganz Bayern. Er hat es besonders verstanden, den ländlichen Raum in den Mittelpunkt seiner Arbeit zu rücken und seine Wertigkeit für den ganzen Freistaat herauszustellen.“

Der bayerische BRK-Präsident Theo Zellner würdigte Sackmann in seiner Funktion als Vorsitzender des BRK-Bezirksverbandes Niederbayern/Oberpfalz: „Neben seiner bürgernahen Politik war sein freundliches Auftreten und seine positive Ausstrahlung immer auffällig.“

Bestürzte Reaktionen kamen auch von der SPD und den Freien Wählern. „Es ist eine menschliche Tragödie – vor allem für die Familie“, sagte der Oberpfälzer SPD-Bezirksvorsitzende und Landtagsabgeordnete Franz Schindler. Der Tod Sackmanns sei jenseits aller politischen Differenzen zwischen Parteien „ein großer politischer Verlust für die Oberpfalz“. Die Regensburger Landrätin und Bezirksvorsitzende der Freien Wähler, Tanja Schweiger, rang mit den Tränen. „Er war natürlich jemand, dem die CSU wichtig war. Aber noch viel wichtiger war es ihm, sich um die Menschen zu kümmern – und er hat das immer auch bei anderen anerkannt, unabhängig von Parteigrenzen.“ Sackmann sei ein bodenständiger Politiker gewesen. „Absolut geerdet – mit Verständnis für Alles und für Jeden.“

Politische Stationen

Sackmann war 23 Jahre lang Landtagsabgeordneter. Seit 2007 war er zudem Mitglied des Kabinetts, erst als Wirtschaftsstaatssekretär, ab 2008 dann als Sozialstaatssekretär. Er stand dabei den Ministerin Emilia Müller bzw. Christine Haderthauer zur Seite. 2013 war Sackmann auf ärztlichen Rat aus dem Kabinett und dem Landtag ausgeschieden, um sich ganz auf die Krebsbehandlung zu konzentrieren. In der CSU war er aber weiter fest verwurzelt: Als Kreisvorsitzender in Cham, stellvertretender Oberpfälzer CSU-Vorsitzender und Beisitzer im Parteivorstand von CSU-Chef Horst Seehofer. Als Ehrenamtsbotschafter der bayerischen Staatsregierung hatte er 2014 zudem auch noch einmal ein neues Ehrenamt übernommen.

Zur Traueranzeige, die der Freistaat Bayern für Markus Sackmann geschaltet hat.