Maibock
Django derbleckt Prinz Charles der CSU

Kabarettist sieht Markus Söder noch sehr, sehr lange als Finanzminister. Er rückt auch Regensburg stark in den Fokus.

27.04.2017 | Stand 16.09.2023, 6:36 Uhr

Bayerns Finanzminister Markus Söder (l) und der Direktor des Staatlichen Hofbräuhaus Michael Möller trinken nach dem Anzapfen im Hofbräuhaus aus Bierkrügen. Foto: Felix Hörhager/dpa

Maibock-Anstich inklusive Derblecken in Zeiten von Steilvorlagen: CSU-Kronprinz und Finanzminister Markus Söder, seit der verkündeten Amtsverlängerung seines Rivalen Horst Seehofer für Spötter zu einem „Prinz Charles der CSU“ mutiert, der vielleicht nie die Thronfolge antreten wird, hatte sich ausrechnen können, dass Kabarettist Django Asül am Donnerstagabend im Hofbräuhaus keine Gnade kennt.

Asül, seit zehn Jahren Maibockredner, zieht positive Schlüsse aus dem nun auf St. Nimmerlein vertagten Machtwechsel. Er unterbreitet Söder, der im staatlichen Hofbräuhaus von Amts wegen Hausherr ist, ein Vertragsangebot: Er bleibe weitere zehn Jahre Derblecker vom Dienst, wenigsten solange der Kronprinz Finanzminister sei. „Ich mache die 20 voll.“ Er bekunde damit „ehrliche Unterstützung“, sagt Django - das hatte Söder trotz allem zuletzt auch Seehofer signalisiert.

Der neue „sanfte Söder“?

Prinz Charles der CSU sei im übrigen eine grobe Beleidigung. Erstens für Söders Ohrwascheln, zweitens für Ehefrau Karin. Die Söder-Scherze kommen gut an. Der CSU-Kronprinz hatte sich bei seiner kurzen Eröffnungsrede selbst ein wenig auf die Schippe genommen, wie er es schon am Vormittag via Live-Video aus der fahrenden Dienstlimousine angekündigt hatte. Er werde sagen, „was meine Schwerpunkte sind, nach den schwierigen Entscheidungen, die sich alle ergeben haben“.

Wolbergs im Fokus

Dann blitzt der alte Söder auf. „Politik ist ein Marathon, bei dem manchmal das Ziel etwas nach hinten geschoben wird“, sagt er. Django Asül schwant, dass Söder seine Ambitionen längst nicht begraben hat. Er belehrt SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher, der geargwöhnt hatte, Seehofer mache nur weiter, um die Karriereabsichten seines jüngeren Ministers zu torpedieren. „Der Seehofer verhindert vielleicht die Karriere vom Söder. Aber doch nicht die Absichten.“

Die Genossen verstöre das, sie sollten stattdessen lieber von der CSU lernen, rät Django Asül – auch mit Blick darauf, dass der Fall Wolbergs durch Hinweise des Landesschatzmeisters der bayerischen SPD ins Rollen kam. „Fragt mal den Markus, wo die CSU-Zentrale wäre, wenn der CSU-Schatzmeister in den 70er und 80er Jahren ein Staatsanwalt gewesen wäre. Da sagt der Markus glatt: Stadelheim.“

„Auch Senegalesen, die nicht Fußball spielen, dürfen ministrieren.“Django Asül, Kabarettist

Regensburg spielt auch eine Schlüsselrolle bei Django Asüls Breitseite gegen CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer. Er hatte dort im PresseClub über fußballspielende, ministrierende Senegalesen schwadroniert, die nach drei Jahren in Deutschland nie wieder abzuschieben seien. „Die Zuspitzung von Scheuer wurde von der Presse nochmal zugespitzt“, sagt der Kabarettist. Scheuers eigentliche Botschaft sei im Shitstorm untergegangen. „Was er sagen wollte: Auch Senegalesen, die nicht Fußball spielen, dürfen ministrieren.“

Zufall oder nicht? „Generalvikar? Kenn ich nicht...“, antwortet Django Asül abseits seines Auftritts auf Nachfrage verschmitzt. Der Maibockanstich im Hofbräuhaus hat durch sein Derblecken stark an Bekanntheit gewonnen. Dieses Mal hören dem Kabarettisten wieder über 600 Gäste zu. Regierungschef Seehofer fehlt, wie fast jedes Jahr. Das Kabinett ist spärlicher vertreten als beim Starkbierfest am Nockherberg: Staatskanzleichef Marcel Huber und Gesundheitsministerin Melanie Huml sind etwa da – und die engen Söder-Freunde: Finanzstaatssekretär Albert Füracker und Kultusminister Ludwig Spaenle.

Spott für „Kurzzeit-Messias“

Die sicherheitspolitische Kompetenz von Rot-Grün in Nordrhein-Westfalen im Terrorfall Annis Amri nennt er einen Mix aus Libyen und der Abwehrkette des Noch-Bundesligavereins SV Darmstadt 98. „In Köln bist Du mit 14 Identitäten kein Terrorist, sondern eher ein Travestiekünstler“, schiebt er hinterher.

Das ist die Geschichte des Maibockanstichs:

Das waren die Reaktionen auf den Maibockanstich:

Finanzminister Markus Söder fühlte sich durch Django Asüls Spott geadelt. Im bayerischen Staatsschauspiel „die führende Hauptrolle zu spielen, ist immer ehrenhaft“, sagte er.

Georg Haber, Präsident der Handwerkskammer Niederbayern/Oberpfalz nannte Django Asüls Auftritt ebenfalls großartig. „Er schießt die Leute an, aber es ist nie beleidigend.“ Geschmerzt hatte es Haber allerdings, dass die Regensburger Affären so oft Thema waren. „Das macht mich als Regensburger traurig.“

Landtagsvizepräsidentin Inge Aures (SPD) hat sich sehr gut amüsiert, trotz mancher Breitseite gegen die SPD. „Das gehört dazu, da muss man etwas einstecken können.“

Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger nannte Django Asül „unübertroffen. Die Witze sitzen einfach“.

Der Oberpfälzer CSU-Chef Füracker sprach von einer Spitzenrede des Kabarettisten. „Sehr pointiert, manchmal auch ein bisschen böse.“

Der Regensburger Stadtzeitungs-Verleger Peter Kittel urteilte: „Witzig und großartig.“

Nicht nur beim Maibock-Anstich muss Markus Söder derzeit Spott ertragen. Für die ZDF-Satireformat „heute show“ ist er quasi der Prinz Charles der bayerischen Landespolitik.

Django Asül liefert jedes Jahr scharfzüngige Pointen. Zu Erinnerung:So war der Maibock 2016