Dauerprojekt

Die Wiedergeburt der Wollwirkergasse

Seit 2012 wurde in der Gasse hinter Regensburgs Arnulfsplatz gebaut. Am Freitag soll das Ende der Arbeiten gefeiert werden.

05.09.2015 | Stand 16.09.2023, 7:00 Uhr
Julia Meidinger
In beide Richtungen dürfen die Radfahrer die Einbahnstraße passieren. −Foto: Meidinger

Fast drei Jahre durchzogen meterlange Gräben und Berge von Schotter und Sand die Wollwirkergasse. Ins Gedächtnis gegraben haben sich bei den Anwohnern die seit 2012 bis Anfang des Jahres andauernden Bauarbeiten. Diese sind jetzt abgeschlossen, das Ende des Dauerprojekts soll gefeiert werden. Zusammen mit dem Grünen-Abgeordneten Jürgen Mistol lädt Margit Wild am Freitag zum Gassenfest ein.

Los geht es um 14 Uhr auf den Parkplätzen gegenüber des Lokals Locanta. Mit Bratwürsten und Weißbier wird die Wiedergeburt der Wollwirkergasse feierlich begangen. Für die musikalische Untermalung sorgen Jürgen Kampik und das Andy Weiss Trio.

Die Unannehmlichkeiten, die die langen Bauarbeiten für die Anwohner mit sich brachten, gehören endgültig der Vergangenheit an. „Es war nicht immer leicht. Aber es hat sich gelohnt, die Gasse ist wirklich schön geworden“, so Wild. „Mit dem Ergebnis bin ich natürlich super zufrieden. Der Straßenbelag war vorher ja ein Flickenteppich, jetzt ist die Gasse wirklich schön gepflastert. Man hat das Gefühl, Teil der Altstadt zu sein“, freut sich Landtagsabgeordnete Margit Wild. Sie hat die Bauarbeiten hautnah miterlebt, denn ihr Büro befindet sich in dem malerischen Gässchen.

Ein steiniger Weg

Vieles hat sich hier gewandelt. Radfahrer, welche durch die Wollwirkergasse Richtung Arnulfsplatz steuern, ernten jetzt überraschte Blicke. Als Einbahnstraße durfte die Gasse bisher nur in eine Richtung befahren werden, das hat sich geändert. Durchgesetzt hat diese Neuerung die Arbeitsgruppe Radverkehr, die Durchlässigkeit der Westnerwacht soll für die Radler erleichtert werden. Erst kürzlich ist die Gasse auch zur Spielstraße gewidmet worden. Doch bis dahin war es ein steiniger Weg. Zuerst sanierte das Tiefbauamt die unter den Versorgungsleitungen liegenden schadhaften Kanalanschlüsse. Zusätzlich mussten alte Hausanschlussleitungen und Kontrollschächte ausgetauscht werden.

„Gut Ding will Weile haben“

Während der Sanierungen war keine Durchfahrt durch die Wollwirkergasse möglich, auch zu Fuß wurde man mit Hindernissen konfrontiert. 2013 war auch die Rewag mit an Bord, sie erneuerte sämtliche Gas- und Wasserleitungen sowie Strom- und Nachrichtenkabel.

Im folgenden Jahr nahm das Tiefbauamt den Straßenbau in Angriff. Der teils nicht einmal ein Meter breite Gehweg verschwand ganz. Die Entfernung der hohen Bordsteine soll die Fortbewegung vor allem für Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwägen erleichtern, teilte die Stadt mit.

Die Wollwirkergasse erhielt einen Natursteinbelag nach Vorbild der anderen Altstadtgassen. Auch das Pflaster änderte sich, das Verlegemuster wurden dem von Gesandtenstraße, Rote-Hahnen-Gasse und Ludwigstraße angepasst. Neu ist auch die Mittelrinne, die seit letztem Jahr die Gasse durchzieht.

Im Laufe des Jahres 2014 hatte die Geduld der Anwohner langsam ein Ende, Geschäfte beklagten sich über sinkenden Umsatz, die Kunden hatten Probleme, diese sicher zu erreichen. Auch der Lärm setzte vielen zu. Für Unmut sorgte vor allem die lange Dauer der Bauarbeiten, die immer wieder unterbrochen wurden. In Gesprächen mit den Anwohnern hat auch SPD-Abgeordnete Wild „Unverständnis wahrgenommen.“ Grund war vor allem die Tatsache, dass manche Abschnitte innerhalb kurzer Zeit mehrmals geöffnet und wieder zugemacht wurden. Da verschiedene Firmen mit den einzelnen Aufgaben beauftragt wurden, war ein nahtloser Übergang laut Stadt nicht immer möglich. So kam es, dass die Wollwirkergasse zur Dauer-Baustelle avancierte.

Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen, die Belastungen sind längst vergessen. „Gut Ding will Weile haben, heißt es so schön. Das Verlegen von Pflastersteinen geht eben nicht innerhalb eines Tages. Die Bauarbeiter waren aber wirklich sehr zügig und sehr gewissenhaft“, erklärt Wild. „Es war für Arbeiter wie Anwohner anstrengend. Aber wir hatten alle starke Nerven, auch wenn es manchmal schwer fiel“. so Jürgen Mistol, der ebenfalls sein Abgeordnetenbüro in der Wollwirkergasse hat. Wild sieht in der neuen Optik einen Vorteil für die Geschäfte und Lokale, die am meisten unter den Arbeiten gelitten haben. Die neuen Freisitze des Lokanta seien im Sommer immer voll belegt gewesen. „Man merkt schon, dass die Wollwirkergasse deutlich aufgewertet wurde“, stellt Abgeordnete Wild zufrieden fest. Sie hat den ganzen Baustellen-Wahnsinn mit Humor genommen. Wochenlang habe ein großer Sandhaufen den Blick auf ihr Bürgerbüro verdeckt. Er sei die Inspiration für ihre Karte „Baustelle Bildung“ gewesen.

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