Mittwoch ist Mohnkuchentag und deshalb platzt Helena gleich mit der Tür ins Haus. „Mein Gott hat das Wochenende wieder lang gedauert“, sagt die Rentnerin, die Stofftasche in der Hand, ein breites Grinsen im Gepäck. „Schnell Ewa, eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen bitte Und gib mir noch ein Michalzki-Bonbon dazu.“ Süß schmecken die Kindheitserinnerungen aus Schlesien, die sich hinter dem Ladentresen in der Waldschmidtstraße 26 in quietschbunten Packungen türmen.
Herzhafte Gaumenfreuden
Seit bald 30 Jahren lebt die gebürtige Schlesierin in der Kreisstadt. Nach dem Mauerfall kam die gelernte Polstermeisterin mit ihrem Mann über die Grenze hierher. Als Witwe lebte Helena lange allein – bis Ewa Skop vor fünf Jahren Krakauer, frisches polnische Brot und Bigos in die Nachbarschaft holte.
Fleischwaren im Lebensmittel-Taxi
Einige Monate tourten die Skops mit polnischen Wurstwaren und Lebensmitteln im Gepäck durch den Landkreis, bis der Winter das Geschäft auf Eis gelegt hat. „Die Nachfrage war groß, also musste ein Laden her.“ Für Skop hat sich das Risiko ausgezahlt: Der Laden brummt und Nachschub ist gefragt. Zwei Mal im Monat beliefert ein polnischer Großhandel den Polshop mit neuer Ware und Mann Peter springt neben seinem Vollzeitjob bei einer Malerfirma als Lebensmittel-Taxi ein. Jedes zweite Wochenende holt er frisches Fleisch und Wurst aus der alten Heimat Katowice nach Cham, auch Post- und Paketsendungen bringen die Skops für ihre Kunden günstig über die Grenze.