Industrie
Rohrwerk steht vor Herausforderungen

Die Energiewende brachte das Rohrwerk Maxhütte Sulzbach-Rosenberg an den Rand des Abgrunds. Heute läuft das Geschäft wieder.

13.06.2017 | Stand 16.09.2023, 6:28 Uhr

Im Fahrstand informierten sich die Gäste über die Arbeit im Rohrwerk. Foto: Rolf-Dieter Reichert

Die Energiewende und schärfere Umweltauflagen stellen die Schwerindustrie und damit auch das Rohrwerk Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg vor große Aufgaben. Dies erfuhren der SPD-Landtagsabgeordnete Reinhold Strobl, die stellvertretende Landrätin des Kreises Amberg-Sulzbach, Brigitte Bachmann, SPD-Bundestagskandidat Johannes Foitzik und der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion der Stadt Sulzbach-Rosenberg Joachim Bender bei einer Einladung des Maxhütte-Betriebsrates. Geschäftsführer Dipl.-Ing. (FH) Siegfried Gierl traf sich mit den Gästen zu einem Gedankenaustausch über die Zukunft des Werkes.

Der Betriebsratsvorsitzende und Vorsitzende des AfA-Arbeitskreises Amberg-Sulzbach und Neumarkt, Karl-Heinz König, hatte die Koordination übernommen. Wie Foitzik erklärte, kenne er sich in der Schwerindustrie und ihren spezifischen Problemen aus. Er komme eigentlich aus Bochum und habe in einem Stahlwerk gelernt.

Der BR-Vorsitzende Karl-Heinz König beschrieb die Situation vor einem Jahr, als Rohrwerk vor dem Aus stand und auf eine Sanierung kaum Aussichten bestanden.

Gemeinsame Kraftanstrengung

In dieser Situation hätten der Betriebsrat, die Gewerkschaft IG Metall und die Geschäftsführung mit einem Kraftakt das Werk erhalten können. Es gab Einschnitte bei der Arbeitszeit und der Entlohnung. Leider musste auch Personal abgebaut werden, aber allen Unkenrufen zum Trotz hätte sich das neuerarbeitete Konzept als tragfähig erwiesen. Heute denke man bereits wieder über Investitionen nach, die im Bereich der Schwerindustrie immer im mindestens zweistelligen Millionenbereich lägen.

Der Geschäftsführer, Dipl.-Ing. (FH) Siegfried Gierl, erklärte, dass die größten Probleme für die Stahlindustrie in der die Energiewende lägen. Auch für die Stahlindustrie werde Energie immer teurer. Für das Rohrwerk sei der Ausstieg aus dem Kraftwerkbau ein Schlag gewesen, denn die Produktion von Kesselrohren sei damit eingebrochen. Zudem habe die Konkurrenz der deutschen Stahlindustrie aus dem Fernen Osten weder mit den Energiekosten noch mit der Verschärfung von Umweltauflagen zu kämpfen, während am Standort in Sulzbach-Rosenberg der Einbau von neuen Filtern eine Investition im Millionenbereich erfordert. Dennoch sei das Rohrwerk Maxhütte heute in der Lage, innovativ auf seine Kunden zuzugehen und in enger Zusammenarbeit neue Produkte und Fertigungsmethoden zu entwickeln, die direkt gebraucht werden. In der Produktentwicklung des Werks sei es wichtig, dass der neue Eigentümer auch diese Projekte unterstütze und die Forschung mitfinanziere.

So seien für diese neuen Verfahren beispielsweise neue Werkstoffe erforderlich, die mit den vorhandenen Maschinen nicht mehr in der geforderten Qualität bearbeitet werden könnten. Um aus einem vollen Block Stahl ein Rohr herstellen zu können, werde der Block in mehreren Schritten auf über 1000 Grad Celsius zur Rotglut gebracht. Dann wird dieser Block über viele Stationen über einen Dorn gepresst. Erst dadurch werde das Rohr erzeugt. Die Länge der nahtlosen Stahlrohre könne bis zu 16 Meter betragen. Die dazu notwendigen Pilgermaschinen im Werk seien zwei Stockwerke hoch und bedeuteten eine Investition von mehr als sechs Millionen Euro pro Maschine. Derzeit gebe es im Rohrwerk Maxhütte drei dieser Maschinen. In diversen Arbeitsschritten könne mit diesen Maschinen auch die Innenseite des Rohres mit einem Profil – zum Beispiel für den Getriebebau – versehen werden. Alles in Allem sei das Rohrwerk Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg für die Zukunft sehr gut aufgestellt.

An Arbeit mangelt es nicht

Nach den notwendigen, schmerzhaften Einschnitten Ende 2016 ist auch die Personalplanung laut BR-Chef König wieder auf einem guten Weg. Einige der abgewanderten Fachkräfte konnten bereits wiedereingestellt werden, an Arbeit mangle es nicht. Eine große Herausforderung für die Zukunft sei aber die Gestaltung der Pensionskasse. Nach Königs Worten sei absehbar, dass die Gespräche mit der Geschäftsführung für beide Seiten zu einem tragbaren und guten Kompromiss führen werden.

Viele Frage gabe es dann am Abend in der alten Kaserne in Amberg, als Johannes Foitzik und Karl-Heinz König über die „Industrie 4.0“ ein Referat hielten. Als Industrie 1.0 kann die Zeit der Dampfmaschinen und der der Industrialisierung gelten. Industrie 2.0 umfasse den Zeitrahmen der Elektrifizierung und „Vertaktung“ der Arbeit am Fließband. Industrie 3.0 ist die Jetztzeit mit digitalen Techniken und Computern, den „kleinen Helferlein“, die den Menschen immer verfügbar halten. Noch wird das Wissen, das Erlernte und der Geist gebraucht. Ab Industrie 4.0 wird der Mensch als Arbeitskraft nur noch gebraucht, wenn Maschinen oder Computer ausfallen. Der Mensch darf dann den Fehler der Maschine korrigieren und sie wieder zum Funktionieren bringen. Industrie 4.0 bedeute auch, dass Maschinen und Computer selbst lernen und ihre Intelligenz zu entwickeln und fortzuschreiben, wodurch wie selbstverständlich Arbeitsplätze wegfallen.