MZ-Serie
Die coole Blaskapelle aus dem Auto

DeSchoWieda erreichen mit ihren Coversongs ein Millionenpublikum. Mit „Was passiert do“ liefern sie den Oktoberfesthit 2017.

15.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:18 Uhr

Unverkennbar DeSchoWieda: Ihre Videos drehen die vier Musiker immer in einem Auto. Foto: DeSchoWieda

Der Face-Time-Anruf kommt direkt aus dem Tonstudio. Dort sitzen die Musiker von DeSchoWieda und arbeiten an neuen Songs. Das dritte Album ist geplant. „So und net anders“ wird es heißen. Viel eigenes Material und vielleicht noch ein Coversong. Warum denn nur einer? Mit einem Coversong wurden Max Kronseder und die Brüder Tobias und Johannes Loechle aus Erding 2014 schlagartig bekannt. Sie knöpften sich Pitbulls „Timber“ vor und machten daraus das bayerisch-rockige „Nimma“. Das Video, in dem sie sich samt Tuba und Gitarre in einen Kleinwagen zwängten, wurde innerhalb weniger Tage millionenfach geklickt. Seitdem erreichen die Band Anfragen bis aus den USA und Brasilien. „Wir haben auch eigene saugute Songs, die richtig mitreißen“, erklärt Max Kronseder, warum „covern“ ein schöner Marketingeffekt ist, der Fokus aber unbedingt auf den eigenen Songs liegt. Jedenfalls beim neuen Album. „Aber wenn uns ein Song taugt, dann probieren wir eh immer aus, wie er mit Ziach und Tuba klingt“, ergänzt Tobias Loechle.

Die Tuba bumpert den Hüftschwung

So wie vor einigen Wochen, als „Despasito“ von Luis Fonsi plötzlich in allen Radiosendern rauf und runter gespielt wurde. Spanisch und bayerisch geht immer gut zusammen. Mit einer Tuba lässt sich der lateinamerikanische Rhythmus wunderbar mitbumpern, dazwischen Ziach, Gitarre und Schlagzeug und die Post geht ab. Max Kronseder textete aus „Despasito“, was übersetzt langsam bedeutet, die Zeile „Was passiert do“. Ist das der Wiesnhit 2017? Festlegen wollen sich DeSchoWieda da nicht. Wenngleich sie zugeben: „Ein paar Kapellen werden es schon in den Zelten bringen.“ DeSchoWieda werden nicht in den großen Festzelten mitmischen. Sie sehen sich eh nicht als Stimmungskapelle, sondern eher auf der Oidn Wiesn im Volksmusikzelt.

„Wir kommen aus der Volksmusik und wir singen gerne so, wie uns der Schnabel gewachsen ist.“Max Kronseder

Die drei Musiker Max, Tobias und Johannes kennen sich schon aus Kindertagen, aus der Kreismusikschule Erding und der Blaskapelle. Alle hatten sich schon in verschiedenen Musikformationen, in der Blasmusik, aber auch im Rock- und Popbereich ausprobiert. An einem Abend 2013 saßen sie beieinander und hatten noch etwas Zeit vor dem Fortgehen, wie sie im Gespräch mit unserem Medienhaus erzählen. Also schnappten sie sich ihre Instrumente und spielten einfach drauflos. „Wir haben uns selbst zusammengecastet“, sagen sie. Schon an diesem Abend merkten sie, dass menschlich wie musikalisch die Chemie stimmte. Die Idee für ein modernes Volksmusikprojekt wurde geboren. Max Kronseder lieferte auch gleich einen ersten Song: „Wenn i amoi im Himme bin“. Die ersten Auftritte folgten und das Trio spürte schnell, dass sie mit ihrer Musik einen Nerv beim Publikum treffen. „Freilich gab es La Brass Banda schon und die waren da auch schon sehr erfolgreich, aber das war für uns nicht der Grund, in diese moderne bayerische Richtung zu gehen“, sagt Max Kronseder. „Wir kommen aus der Volksmusik und wir singen gerne so, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Es ist das, was uns einfach Spaß macht.“

Hier sehen Sie das Video zu „Nimma“:

Aus dem Trio ist ein Quartett geworden

Wie aber strampelt man sich frei in einem durchaus großen Feld von jungen bayerischen Musikern, die allesamt auf der neuen Heimatwelle mitschwimmen? In Zeiten von YouTube ist das überraschend einfach, stellten DeSchoWieda fest. Als die bayerische Version des Pitbull-Hits stand, setzten sich die drei Musiker in einen Kleinwagen, befestigten ihr Smartphone an der Windschutzscheibe und drehten ein Video. Johannes Loechle musste sich mit seiner Tuba auf die Rücksitzbank zwängen und hatte danach einen steifen Hals, aber die Sache lohnte sich: Im Jahr 2014 generierten sie mit dieser Idee insgesamt fünf Millionen Klicks auf Facebook. Bis heute haben sich die Klickzahlen auf über 25 Millionen summiert. „Aber wir schauen nicht ständig, sondern fragen nur einmal im Halbjahr nach“, sagt Max Kronseder. Die Idee mit dem Auto haben sie zu ihrem Markenzeichen gemacht. Für „Was passiert do“ zwängte sich Kabarettistin Monika Gruber, die auch in Erding lebt, zu den Musikern ins Cabrio.

Inzwischen ist aus dem Trio ein Quartett geworden – weshalb es im Auto jetzt noch enger zugeht. Felix Ranft ergänzt die Multiinstrumentalisten, die auch Geige, Kontrabass, Flügelhorn, Trompete und Ukulele beherrschen. Auftritte auf Festivals, wie der Brass Wiesn, dem Rock On Top sowie auf der Meisterschaftsfeier des FC Bayern München im Postpalast machten die Band 2015 auch einem großen Live-Publikum bekannt.

Hier sehen Sie das Video zum Hit:

Morgens Büro, abends Bühne

Bis heute arbeiten die Vollblutmusiker noch immer in ihren Berufen in der Radio-, der IT- und der Automobilbranche. Als stressig empfinden sie die rund 40 Auftritte im Jahr, die sie inzwischen spielen und die Arbeit im Studio nicht. „Wir wollen lieber auf zwei Standbeinen bleiben“, sagt Max Kronseder. Hochzeitskapelle oder Stimmungskapelle in Bierzelten sei nicht so ihr Ding. „Wir hätten auch kein Programm in dieser Größenordnung, unsere Auftritte sind auf rund 1,5 Stunden ausgelegt.“

Diese 1,5 Stunden haben es allerdings in sich. Denn auch wenn DeSchoWieda eigentlich keine Stimmungskapelle sein wollen, so sind sie auf den Festivals und bei ihren Touren genau das. Inzwischen, sagt Kronseder, funktioniert die neue bayerische Blasmusik auch außerhalb Bayerns und Österreichs. Aber DeSchwoWieda spielen weiterhin am liebsten diesseits des Weißwurstäquators.

Im Herbst geht es auf die „Hint Häher Wia Vorn“-Tour, am 27. Oktober machen sie auch Station in Amberg. Ob es dann noch zu früh ist für ihre bayerische Variante von „Last Christmas“? „Schau ma mal“, sagt Max Kronseder. Das Video hat, wen wundert’s, schon Millionen Klicks gesammelt.

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