Geschichte
Chamer Kultur war ein Steinzeit-Trend

Eine völlig neue Eindeckung: Vor 5000 Jahren gründeten Siedler aus dem Bayerwald neue Kolonien in Österreich.

30.10.2017 | Stand 16.09.2023, 6:25 Uhr
Alexander Binsteiner

Ried im Innkreis, Oberösterreich. Feuersteindolch der Chamer Kultur aus Arnhofener Plattenhornstein, Länge: 9,42 cm. Foto: Binsteiner

Die jüngsten Forschungen des deutschen Geoarchäologen Alexander Binsteiner zeigen, dass sich der zentrale Siedlungsraum der Chamer Kultur am Ende der Jungsteinzeit auf Ober- und Niederösterreich ausgedehnt hatte. Die Gründe dafür liegen noch im Dunkeln. Fest steht aber, die Chamer Siedler wanderten um 3000 v. Chr. donauabwärts und besiedelten das Mühlviertel bis an die Enns im Grenzgebiet zu Niederösterreich. Was von den Fachleuten zunächst als einige Streufunde aus Bayern abgetan wurde, entpuppte sich dann aber als regelrechte Kolonisation ganzer Landstriche mit zahlreichen Dörfern und Wehranlagen.

Die Chamer Kultur wurde bereits in den 1950-er Jahren nach der Fundstelle bei Pösing nahe der Kreisstadt Cham benannt. Ausschlaggebend unter den Historikern für die Abgrenzung einer eigenen Kulturgruppe war die typische Verzierungsart der hier gefundenen Gebrauchskeramik mit Kerbleisten und eingestochenen Mustern.

Die Chamer Kultur

Die neuen Chamer Kolonien liegen an den großen Wasserstraßen Donau, Inn, Traun und Enns. Funde von Feuersteingeräten aus den großen Abbaugebieten bayerischer Plattenhornsteine (einer Feuersteinvarietät) in Arnhofen und Baiersdorf, beide Landkreis Kelheim, in den Chamer Siedlungen entlang der Donau belegen ohne jeden Zweifel, dass sich die Menschen zwischen Bayern und Österreich auf dem Wasser fortbewegten und einen schwunghaften Flusshandel betrieben.

Chamer Kolonie an der Enns

Hier lesen Sie weitere Meldungen aus dem Landkreis Cham.

Aktuelle Nachrichten von mittelbayerische.de auch über WhatsApp. Hier anmelden:http://www.mittelbayerische.de/whatsapp