Ausstellung
Fast vergessene Kunst des „Krüllens“

Edeltraud Landgraf zeigt in der Galerie Alter Pfarrhof in Herzogau filigrane Arbeiten aus fein geschnittenen Papierstreifen mit religiösen Motiven.

08.04.2014 | Stand 16.09.2023, 7:16 Uhr
Ingrid Milutinovic

Bürgermeister Markus Ackermann (li.) gratulierte Künstlerin Edeltraud Landgraf sowie Lisa und Stefan Deutsch zur gelungenen Ausstellung.Fotos: wim

Eigentlich müsste die Ausstellung „Klein – aber fein“ heißen, erklärte Lisa Deutsch bei der Eröffnung der Ausstellung der Krüllarbeiten von Edeltraud Landgraf in der „Galerie Alter Pfarrhof“ in Herzogau. „Klein“, weil die Exponate jedes für sich sehr klein und filigran sind – über 100 Exponate passen in drei Vitrinen – und „fein“, weil wirklich jedes Stück für sich wunderschön ist.

Lisa Deutsch konnte dazu neben vielen Interessierten auch Bürgermeister Markus Ackermann begrüßen. Die Kunst des „Krüllens“ ist weithin unbekannt, erklärte sie. Sie selber sei eigentlich nur durch Zufall darauf gestoßen, als sie bei einer Bekannten einige Arbeiten gesehen habe.

Von der Großmutter eingeweiht

Der Kontakt zur Künstlerin Edeltraud Landgraf war dann schnell hergestellt. Diese lebt seit vielen Jahren in Waldmünchen. Ersten Kontakt zum Krüllen bekam sie bereits als Kind im Haus ihrer Großeltern. Sie war beeindruckt und fing an zu üben. Aber Edeltraud Landgraf reichte das nicht. Porzellanmalerei ist ein weiteres Hobby und der altrussischen Ikonologie gilt ebenfalls ihr Interesse.

Bürgermeister Markus Ackermann beglückwünschte Lisa und Stefan Deutsch, denen es wieder einmal gelungen ist, eine Ausstellung zusammenzustellen, die inhaltlich genau in den Rahmen passt: Regionale Handwerkskunst kombiniert mit kirchlich-religiösen Themen. Die Krüllarbeiten passten wunderbar in diesen Rahmen und bestätigten einmal mehr den Pfarrhof als etablierte Kulturbegegnungsstätte.

Was Krüllen wirklich heißt, konnten die Gäste dann an den ausgestellten Kunstwerken selber entdecken. Fein geschnittene Papierstreifen werden über Nadeln oder Stäbchen gerollt und zu Bildern zusammengelegt und farblich gestaltet. Diese Kunst kam ursprünglich aus englischen Klöstern und auf dem Umweg über Italien und Frankreich nach Böhmen und nach Bayern. Vor diesem Hintergrund ist erklärlich, warum der Tenor der Kunstwerke stets religiös ist.

Die Feinheiten entdecken

Aber auch die ausgestellten Porzellanmalereien zeugen von der künstlerischen Begabung von Edeltraud Landgraf. Filigrane Dekoartikel gab es zu bewundern. Und in vielen Exponaten hat sie beide Techniken eindrucksvoll verknüpft.

Mit einem Glas Sekt und leckeren Häppchen wurden dann die Kunstwerke eingehend betrachtet. Und an der Reaktion der Gäste war zu erkennen, welchen Eindruck diese hinterließen. Alleine die Feinheiten der Arbeiten entlockten vielen bewundernde Kommentare. „Alle Kunstwerke können auch käuflich erworben werden“, gab Lisa Deutsch bekannt. Edeltraud Landgraf fertige auch Arbeiten mit Wunschmotiven. (wim)

Geöffnet ist die Ausstellung jeweils Donnerstag, Samstag und an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 18 Uhr.

Krüllarbeiten

Ursprünglich handelt es sich bei Krüll-Arbeiten um eine Form traditioneller Klosterarbeiten mit vergoldeten oder versilberten Papierstreifen

Nur wenige Millimeter breite Papierstreifen werden zu Ornamenten, indem sie auf Stecknadeln oder Stäbchen gerollt und anschließend geformt werden.

Durch diese Technik entstehen kleine Röllchen, Spiralen, Blätter, Tropfen und Schlaufen, die man zu einem Bild um ein Mittelstück– meist ein Heiligenbildchen– herumarbeitet.

Die Ornamente können mit Perlen oder Stoff gefüllt werden – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.