Ausbildung
Mit dem Lehrboumkufferl in die Arbeit

Kampf um Lehrlinge: Die Firma Schreiner-Bau aus Neuaign stellt den Azubis ein Moped mit Kabine und Pritsche zur Verfügung.

28.07.2016 | Stand 16.09.2023, 6:45 Uhr
„s’Lehrboumkufferl“ ist nach Ansicht der SPD-Kreistagsfraktion ein nachahmenswertes Beispiel für Mobilität. −Foto: kbr

Michael Augustin ist 16 Jahre alt und wohnt in Neukirchen b. Hl. Blut. Er arbeitet als Maurer-Azubi bei Schreiner-Bau in Neuaign. Die Entfernung zu seiner Arbeitsstelle beträgt circa zehn Kilometer. Er könnte von Neukirchen mit dem Bus nach Eschlkam fahren und müsste dann die restlichen drei Kilometer zu Fuß gehen.

Damit er besser und schneller an seinen Arbeitsplatz kommt, hatte sein Arbeitgeber Georg Schreiner eine pfiffige Idee: Das von ihm so getaufte „Lehrboumkufferl“. Dabei handelt es sich um ein Moped mit Kabine und Pritsche, das von einem 5-PS-Dieselmotor angetrieben wird, 350 kg wiegt und 45 km/h schnell fahren kann.

Sogar den Sprit zahlt der Chef

Das in Italien hergestellte Fahrzeug kann von einem 16-Jährigen mit dem Führerschein der Klassen T oder AM gesteuert werden. Dieses Fahrzeug stellt die Firma Schreiner ihrem Azubi kostenlos zur Verfügung, einschließlich Sprit. Für die SPD-Kreistagsfraktion war das in der vergangenen Woche der Grund, dem Tipp des SPD-Fraktionsvorsitzenden Roland Altmann nachzugehen und sich dieses „Lehrboumkufferl“ näher anzusehen.

Wie Fraktionssprecher Wolfgang Kerscher ausführte, habe der Landkreis eine interfraktionelle Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit einem Mobilitätskonzept für den Landkreis Cham beschäftigt. Dazu gehören nicht nur Verbesserungen beim öffentlichen Personennahverkehr, sondern auch originelle Lösungen für den Individualverkehr. Ältere Menschen oder Menschen ohne Führerschein sollen ihr Ziel in zumutbarer Zeit und mit zumutbaren Kosten erreichen können. Das gilt besonders für viele Azubis, die auf dem Land wohnen und Schwierigkeiten haben, zu ihrem Ausbildungsbetrieb oder in die Berufsschule zu gelangen. Deshalb waren die SPD-Kreisräte auf Schreiner-Bau aufmerksam geworden.

Investition in die Zukunft

Der Betrieb beschäftigt 32 Mitarbeiter, davon derzeit sechs Azubis, die alle aus der Region kommen, aber es natürlich nicht immer ganz einfach haben, ihren Betrieb nahe der tschechischen Grenze zu erreichen. Auch für Firmenchef Georg Schreiner ist es nicht leicht geworden, Azubis zu finden. Deshalb investiert er nun selbst in Mobilität.

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