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Polizist in Cham – ein Traumjob?

Max Aschenbrenner absolviert derzeit ein vierwöchiges Praktikum in der Chamer Dienststelle und erzählt von seiner Ausbildung.

13.09.2017 | Stand 16.09.2023, 6:24 Uhr

Max Aschenbrenner fährt in seinem Praktikum bei der Polizei in Cham am liebsten Streife. „In Cham ist immer was los“, sagt er. Foto: Schiedermeier

Praktikum – Theorie trifft Realität. Max Aschenbrenner erlebt das gerade in der Polizeiinspektion Cham. Er ist 18 Jahre jung und trägt die neue blaue Uniform samt Dienstwaffe. Sein Betreuer ist an diesem Mittwoch Polizeihauptmeister Thomas Zahorik. Noch ist er verantwortlich für jede Anordnung, die Max Aschenbrenner in seinen ersten Tagen trifft. Aber Zahorik stellt klar: „Max darf im Grunde das, was jeder darf. Personenkontrolle, Verkehrskontrolle , Durchsuchungen von Personen ...“

Eine Unterscheidung gibt es allerdings noch. Bevor Max Aschenbrenner nicht die Prüfung für den mittleren Dienst erfolgreich abgeschlossen hat, ist er „Vollzugsbeamter“. Erst wenn er zur „Ermittlungsperson der Staatsanwaltschaft“wird, ist er für seine Anordnungen voll verantwortlich und darf auch Dinge, die er jetzt noch nicht darf – Blutentnahmen veranlassen zum Beispiel. Deswegen ist Kollege Zahorik immer dabei.

Und gleich mal Cyber-Crime

Minuten später klingelt es an der Tür der Inspektion und eine junge Frau will Anzeige erstatten. Es geht um ein Delikt, für das die Polizei derzeit dringend Personal sucht: Cyber-Kriminalität. Man hat ihr im Internet Daten geklaut und damit ein Konto eröffnet auf ihren Namen. Darüber wurde per Pay-Pal bei einem Händler bestellt. Knifflig – selbst für den Polizeihauptmeister Zahorik, der nun schon 13 Jahre im Dienst ist. Denn im Grunde ist Pay-Pal der Geschädigte. Die junge Frau hat ja nichts überwiesen. Aber man hat ihr die Daten geklaut. Das wird erst mal juristisch zu klären sein.

„Das ist so ein Moment – davon hätte ich jetzt keine Ahnung“, gesteht Max Aschenbrenner. Sein Jura-Professor hat einmal gesagt, dass der Polizist am Ende ein Drittel eines Jurastudiums absolviert haben muss. „Man würde sich täuschen, wie viel Raum die juristische Ausbildung eines Polizisten einnimmt“, sagt Zahorik. Das sei für viele Schüler auch so der erste Schockmoment. „Mit der Ausbildung beginnt die 40-Stundenwoche. Da geht es von 7 bis 16.30 Uhr. Sowas kennen die Schüler noch nicht. Mancher verlässt die Polizei in den ersten Wochen. Andere scheitern schon mal an der Sportprüfung. Doch der tatsächliche Moment der Entscheidung ist oft schon die Bewerbung. „Es gibt viel mehr Bewerber als Polizisten gebraucht werden“, sagt Praktikant Aschenbrenner. Sein Betreuer Zahorik war selber Ausbilder in Selbstverteidigung. Er weiß, dass auch da immer wieder jemand durchfällt. Er hat einen Trost, aber auch eine Warnung für alle Interessenten: „Jeder Ausbilder will, dass die Leute durchkommen. Die werden ja schließlich auch dringend gebraucht. Aber wer meint, dass er die Ausbildung geschenkt bekommt, der wird sich gewaltig täuschen.“

Chams Polizei-Chef Alfons Windmaißer hat über Aschenbrenners Praktikum gesagt: „Wir wollen einfach nicht erleben, dass einer nachher in der Inspektion sagt: Das hatte ich mir so nicht vorgestellt ...“ Deswegen möchte er seine Praktikanten überwiegend auch im Praxisdienst eingesetzt sehen.

Das kommt Max Aschenbrenner entgegen. Der junge Blaibacher ist nach der Maristenrealschule in die Polizeiausbildung gegangen. „Da habe ich mir schon vorgestellt, dass da auch was los ist. Deswegen wollte ich auch nach Cham. Da ist was los.“ Am liebsten fährt er mit den Kollegen Streife und hat da auch erste Erfahrungen gesammelt. Er war schon mit 180 Sachen nachts mit Blaulicht und Martinshorn auf der Schnellstraße zu einem Einbruch unterwegs und hat auch schon einen Unfall mit aufgenommen.

„Ich nehme es, wie es kommt!“

Und der Papierkram? „Das trifft mich noch nicht so. Sachbearbeiter kann ich eigentlich nicht sein, weil dafür die vier Wochen zu kurz sind“, sagt der Praktikant. Wildunfallanzeigen hat er aber schon bearbeitet, weil die schnell zu klären sind. Mit einer Bescheinigung für die Versicherung des geschädigten Autofahrers ist die Sache dann meist auch abgehandelt.

Wie reagieren die Leute auf einen blutjungen Polizisten? Betreuer Thomas Zahorik hört sich die Zwischentöne an. „Da heißt es schon mal: He, habt ihr heute einen Azubi dabei? Das ist aber meist echtes Interesse. Man hört dann schon raus, ob das herablassend gemeint ist.“ Aschenbrenner selbst hatte damit noch kein Problem. „Natürlich schauen die Leute erst mal, wenn ich aussteige. Ich sehe sogar ein wenig jünger aus, als ich bin. Aber die Uniform macht da viel wett. Direkt angegangen hat mich wegen meines Alters noch keiner.“

Und wie geht es weiter? Max Aschenbrenner kehrt nach den vier Wochen nach Nabburg zurück. Später wird er noch ein zweites Praktikum in Cham absolvieren. Dann sind es drei Monate. Nach dem Abschluss folgen Inspektion oder Bereitschaftspolizei. Was wäre ihm lieber? „Ich nehme es, wie es kommt. Aussuchen kann ich es mir sowieso nicht“, sagt Aschenbrenner. Für ihn hat sich das Praktikum rentiert. Sein Entschluss steht fest: „Ich bleibe!“