Erfolg
Sie hat den Doktortitel in der Tasche

Vera Knoll (30) hat promoviert und für ihre Dissertation „Magna cum laude“ erhalten. Die Lehrerin hat ein Faible für Musik.

21.09.2017 | Stand 16.09.2023, 6:22 Uhr

Dr. Vera Knoll hat in ihrer Arbeit die Elternarbeit und den Französischunterricht untersucht. Foto: Franz Bauer

An die zwei zusätzlichen Buchstaben und den Punkt vor ihrem Namen muss sich Dr. Vera Knoll noch gewöhnen. Nach drei anstrengenden Jahren hat sie den Doktortitel in der Tasche – mit der Bewertung „Magna cum laude“. Für diesen großartigen Erfolg wird sie heute Abend vor dem Rodinger Stadtrat geehrt.

„Ich wollte es probieren und bin jetzt umso glücklicher, dass ich es geschafft habe“, sagt die Strahlfelderin. Ihre 540 Seiten fassende Dissertation mit dem Thema „Elternarbeit und Französischunterricht“ hat sie im März 2016 eingereicht, die Verleihung der Doktorwürde folgte im Frühjahr diesen Jahres. „Als Lehrerin einen Doktortitel zu haben, ist eher die Ausnahme, aber mich hat die Aufgabe einfach gejuckt“, erklärt Vera Knoll, die seit ihrer Kindheit gerne musiziert. Sie beherrscht mit Violine, Viola, Klavier, Keyboard, Flöte und Posaune einige Instrumente.

Englisch und Französisch

Nach dem Abitur am Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasium in Cham im Jahr 2006 studierte sie Lehramt für Englisch und Französisch an der Universität Regensburg. „Lehrerin war schon immer mein Traumberuf“, so Knoll. Die Musik blieb aber weiterhin ihr großes Hobby.

Nach dem zweiten Staatsexamen hatte sie Anfragen zur Promotion von drei Professoren vorliegen. Im Oktober 2013 stürzte sie sich dann in das Promotionsstudium für Romanische Philologie im Teilbereich Fachdidaktik in Regensburg. Weil sich ihr Doktorvater an die Uni Duisburg-Essen veränderte, wechselte Knoll mit nach Nordrhein-Westfalen. „Zu den Sprechstunden reiste ich immer mit dem Zug an“, erzählt sie. Parallel arbeitete die 30-Jährige an verschiedenen Schulen im Landkreis Cham. Statt am Wochenende mit Freunden im Café zu sitzen, quälte sich Knoll am Schreibtisch durch unzählige Fachbücher. „Ich würde nie wieder alles gleichzeitig machen“, sagt sie heute.

Neue Motivation geschöpft

Bestimmt zehnmal wollte die Strahlfelderin hinwerfen, doch aus Begegnungen mit Mitmenschen, die das Projekt kritisch beäugten, schöpfte sie neue Motivation – und zog ihre Promotion flott durch. Für ihre sehr gute Arbeit wurde sie sogar für den Promotionspreis der Uni Duisburg-Essen nominiert. In ihrer Dissertation untersuchte sie die Gruppe der Eltern im schulischen Lehr- und Lernprozess. Diese sei in der bisherigen Forschungslage größtenteils ausgeklammert worden, da der Blick meistens den Schülern und Lehrern galt.

Dem Forschungsinteresse ging Knoll mit einer quantitativen Untersuchung auf den Grund ¨– mit konkreten Bezug auf den Französischunterricht an bayerischen Gymnasien. „Der Doktorvater sprach von einem bahnbrechenden Aufsatz“, berichtet Knoll. Ein wichtiges Ergebnis der Online-Studie, die sich auf eine Stichprobe von 446 Teilnehmern stützt, ist, dass sich die Mehrheit der befragten Eltern seitens der Schule nicht in die Lernprozesse integriert fühlt. „Die Eltern wollen näher am Unterrichtsgeschehen dran sein“, sagt Dr. Vera Knoll. Deshalb hat sie ein Konzept erstellt, das Eltern zu Partnern im Lernprozess werden lässt. Ihre Arbeit gibt also nicht nur einen Einblick in die Einstellungen und Wünsche von Eltern, sondern gilt auch als wichtiger Fortschritt in der Fremdsprachenforschung und der Schulpraxis.

Gedankenblitze im Unterricht

Apropos: Trotz Doktortitel will die 30-Jährige weiterhin als Lehrerin arbeiten, wenngleich sie den Blick mehr in Richtung Uni lenkt. „Ich kann mir auch vorstellen, Lehrveranstaltungen zu geben oder Vorträge zu halten.“ Zusätzlich zu ihrem Job ist Knoll Autorin beim Auer-Verlag und entwickelt Unterrichtsmaterialien für die Fächer Englisch und Französisch. „Die Ideen dazu kommen mir meistens im Unterricht“, erzählt sie. Zwei Hefte seien schon erschienen, für das dritte habe sie das Manuskript bereits abgegeben.

Verändert habe sie der Doktortitel nicht, wie sie sagt. „Es war mein persönlicher Ehrgeiz. Ich will immer neue Dinge anpacken, sonst wird mir langweilig“, so Knoll. Mit dem Gedanken, eine Professur anzustreben, habe sie noch nicht gespielt. Lieber möchte sie künftig mehr Zeit in ihr Privatleben investieren. Und auch die Musik soll nach den Abstrichen wieder eine größere Rolle spielen.

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