Streit
Welt-Architektur stört Dorffrieden

Maler Peter Lang hat in Gleißenberg ein Atelier gebaut – mit einem Münchner Promi-Architekten. Das gefällt nicht allen im Ort

30.03.2015 | Stand 16.09.2023, 7:09 Uhr
Ernst Fischer
Peter Lang in seiner Werkhalle im neuen Atelier mit Blick nach draußen ins Dorf. Bei Nachbarn hat das Gebäude nicht nur Freunde gefunden: „Bunker“ und „greislicher Kasten“ hat Lang schon gehört. −Foto: Fischer

Jetzt weiß er es also: „Gleißenberg ist auch nur ein ganz normales Dorf“. Es gab Zeiten, da hat Peter Lang ganz anders geredet: „Ich dachte, dieses Dorf sei bunter, offener für Neues.“ Und jetzt sitzt er da an einem weißen Tisch mit weißen Stühlen und schaut durch Riesenfenster auf dieses Dorf in seiner Nachbarschaft. Eine Mischung aus Traurigkeit und Zorn liegt in dem Blick. Peter Lang und sein Dorf sind sich nicht mehr so nahe, wie es dieser Mann gern hätte.

Peter Langhat einen Namen als Maler in Deutschland und weit drüber hinaus. Mit Malreisen nach Patagonien oder Island hat er für Aufsehen gesorgt. Und seine Bilder verkaufen sich gut. Es sind großformatige Bilder, so groß wie die Landschaften, die er auf Leinwand zaubert.

Das ist der Grund, warum wir jetzt gerade mit Peter Lang hier sitzen. Er will uns erzählen, warum er so traurig-zornig aus dem Fenster schaut. Es hat etwas damit zu tun, dass er Erfolg hat mit seinen Bildern.

Ein Ort zum Wohnen und Arbeiten

Nägel im Holz und Falschparken

Da waren schon mal Nägel in die Holzstämme für Skulpturen getrieben, die vor dem Atelier liegen. Wegen Falschparken wurde er zweimal angezeigt. Lang: „Ich bin wohl der einzige, dem das jemals in Gleißenberg passiert ist.“ Und wenn er mit der Motorsäge Holz für seine Skulpturen schneidet, dann ist das Ruhestörung. Lang: „Das ganze Dorf schneidet Brennholz zum Heizen, aber wenn du das gleiche für die Kunst machst, dann ist es Lärmbelästigung.“

Ein Bild, das 24 Meter breit wird

Nein, Peter Lang will nicht im Zorn mit gleicher Münze zurückzahlen. Erstens weiß er: „Das sind nur einzelne Leute. Wir haben auch viele Freunde im Dorf, von denen wir Unterstützung bekommen.“ Aber er möchte schon, dass ihn alle Leute verstehen.

„Leben und leben lassen!“

Da lacht er schon wieder. Und was er allen in seinem Dorf noch gern sagen würde: „Ich lebe gerne hier.“ Deswegen hat er auch 500 000 Euro in die Hand genommen und sein Atelier genau hier gebaut: „…weil ich hier arbeiten und leben will, so wie es die Leute früher getan haben.“ Und wenn er denen, die ihn nicht verstehen, direkt was ins Gesicht sagen dürfte? –Er überlegt nur kurz. Dann sagt er: „Leben und leben lassen!“ So stellt sich Peter Lang ein Dorf vor.