Tiere
Wie kommt der Nandu nach Ottenzell?

Matthias Pfeffer hat südamerikanische Gäste in seinem Garten: Er züchtet große Laufvögel – und das nicht nur zum Spaß.

27.09.2016 | Stand 16.09.2023, 6:46 Uhr
Regina Pfeffer
Wer behauptet, Matthias Pfeffer habe einen Vogel, untertreibt maßlos. Der 42-jährige Schreinermeister hat eine Menge Vögel auf seinem Grundstück. −Foto: Pfeffer

Nicht auf jedem Hof zu finden sind die Tiere, die sich Matthias Pfeffer aus der Birkenstraße in Ottenzell hält. In seinem Gehege fallen neben Sulmtalern (österreichische Haushuhnrasse) vor allem straußenartige Vögel auf: südamerikanische Nandus.

Vor 15 Jahren holte sich der 42-jährige Schreinermeister die ersten Jungtiere mit dem eleganten grauen Gefieder auf den Hof und seitdem lässt ihn die Begeisterung dafür nicht mehr los. „Er interessiert sich für alles, was außergewöhnlich ist“, verrät seine Frau Sylvia, die ihn in seiner Leidenschaft unterstützt. Die weiß-grauen Nandus sind sehr zutraulich, lassen sich anfassen – wenn man sich traut: Die Hähne begegnen einem fast auf Augenhöhe. Mit bis zu 1,60 Meter und einem Gewicht bis zu 25 Kilogramm zählen sie zu den größten Laufvögeln der Welt. An Auslauf fehlt es dem seltenen Großvogel, der aus dem Hochgebirge der südamerikanischen Anden stammt, auf dem 4000 Quadratmeter großen Wiesen-Grundstück der Pfeffers nicht.

Aufs Tempo drücken die Laufvögel vor allem, wenn es für sie gefährlich zu werden scheint. In der freien Wildbahn rettet die Zickzackflucht den Nandus meist das Leben. Mit ihren langen und kräftigen Beinen können sie eine Geschwindigkeit von bis zu 60 Kilometern pro Stunde erzielen. Eine erstaunliche Kraft erreichen sie, wenn die Tiere erschreckt werden. „Da haben sie mir schon einmal einen Zaun umgerannt.“

Alttiere und Nachwuchs sind bei Matthias Pfeffer streng voneinander getrennt. „Wenn sie die Eier nicht selber ausgebrütet haben, akzeptieren sie die Jungen erstmal nicht und würden sie traktieren. Ein Zusammengewöhnen kann frühestens nach einem Jahr stattfinden.“ Ihre Größe erreichen sie nach einem Jahr, sind mit drei Jahren geschlechtsreif und können bis zu 30 Jahre alt werden. Nandus sind überwiegend Vegetarier und fressen neben Gras, Blättern und Körnern gerne auch mal Insekten, Salat oder Gemüse. „Sie sind den ganzen Tag am Fressen. Auf Obst jeglicher Art sind sie ganz wild.“ Manchmal schlucken Nandus Riesenbrocken herunter, die dann länger brauchen, ehe sie im Hals runterrutschen. „Das kann man von außen gut sehen.“ Auch dicke Kieselsteine schlucken die Nandus gerne: „Damit zermahlen sie im Magen ihre Nahrung. Nandus haben nämlich keine Zähne.“

„Bei den Nandus übernehmen immer die Hähne das Brüten“, erläutert er. Wie ein Mustervater hockt der Hahn 40 Tage lang, von ein paar Unterbrechungen zum Fressen abgesehen, den ganzen Tag lang und auch nachts auf dem

„Große Kieselsteine schlucken die Nandus gerne: „Damit zermahlen sie im Magen ihre Nahrung – sie haben nämlich keine Zähne.“Matthias Pfeffer

Boden und brütet. Dabei ist der Typ absolut kein Weichei. Auch für den Nestbau am Rande des Grundstücks war der emanzipierte Groß-Gockel zuständig. Mit seinen Füßen buddelte er im hohen Gras eine Mulde in den Boden, polsterte den Nistplatz mit Federn aus und ließ die Nandu-Henne die Eier ins Nest legen. Schön, wenn sich bei der Paarung der Spaß an der Fortpflanzung mit Verantwortungsbewusstsein paart. Zuvor haben im Wonnemonat Mai der Hahn und die auserwählte Dame ihr Vergnügen beim Liebesspiel gehabt. Dabei kam dann doch der Macho durch. „Er plustert sich auf, brummt, schlägt mit den Flügeln, pendelt mit dem Hals hin und her und stolziert herum, um die Henne zu beeindrucken.“ Die Jungen stoßen einen langgezogenen, hohen Pfeifton aus, wenn sich eines davon zu sehr absondert. „Dann laufen sie wieder zusammen.“

Der flugunfähige Laufvogel, der mit dem als aggressiv geltenden afrikanischen Strauß verwandt ist, zeigt sich erstaunlich leise und handzahm. Schaut man einem Nandu ins Gesicht, muss man ihn einfach nur liebhaben. Ihre kecken und neugierigen Gesichter zeigen das Gemüt dieser urigen Vögel. Sie sind durchaus fasziniert von allem blitzenden und blinkenden, werden von allem, was absticht, magisch angezogen. Knöpfe, Uhren, Brillen und einiges mehr sollte besser weggesteckt werden: „Meinem Vater haben sie schon einmal die Kappe vom Kopf gerissen. Sogar gesammelte Steine haben sie mir schon aus dem Schubkarren rausgepickt. “

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