Wirtschaft
Chamer Hell: Kein Etiketten- Schwindel

Zwei junge Chamer haben sich einen Traum verwirklicht und vermarkten ihr eigenes Bier – aber woher kommt das Rezept?

14.10.2017 | Stand 16.09.2023, 6:17 Uhr

Andreas Geiling (l.) und Henry Bounce fahren samstags ihr Chamer Hell selber aus. Foto: Schiedermeier

„Das sieht aus wie Rhaner. Das schmeckt wie Rhaner. Das ist doch Etikettenschwindel!“ – Ist es nicht! Und es schmeckt auch nicht wie Rhaner. Wir haben es ausprobiert. Und wir haben den beiden Machern entlockt, woher das Rezept wirklich kommt und wie es überhaupt dazu kam.

„Klar kenn ich das alles. Manche haben uns auch gesagt, dass das Bier immer gleich schmeckt, wenn es mit demselben Brauwasser gemacht wird. Das finde ich aber nicht. Und das Rezept kommt tatsächlich von uns. Gebraut und abgefüllt wird es in Rhan“, sagt Andreas Geiling. In der Kleemannstraße 14 haben wir ihn um ein Interview gebeten. Dort soll sie sein, die Geschäftsstelle, von der aus das „Chamer Hell“ vermarktet wird. Draußen hängen etliche verschiedene Firmenschilder. Von „Chamer Hell“ steht da nichts.

Aber der Unternehmensberater Andreas Geiling firmiert dort unter „Consultor“, einer Tochterfirma der Steuerberatung Geiling. Und er verwirklicht dort einige weitere Ideen. Über seinen Online-Shop vermarktet er Drohnen und Action-Cams. Derzeit gut im Rennen: eine Salami auf einer Kabeltrommel. Mit seinem Jugendfreund Henry Bounce (29) hat Geiling (30) immer schon ganz eigene Ideen verfolgt. Zur EM bastelte er an der Idee eines EM-Fuzzers. Ein Buzzer, der Fuzzer hieß, weil sein Kopf ein Fußball war. Haute man drauf, kamen zwölf verschiedene Sprüche des Fußball-Reporters Frank Buschmann. „Tooor“ – „Der hat doch Tomaten auf den Augen“.

Wer ist der Braumeister?

Doch die Sache mit dem Chamer Hell ist ernst. Das Bier steht inzwischen kastenweise in zahlreichen inhabergeführten Lebensmittel- und Getränkemärkten quer durch den Landkreis Cham. – Hand auf’s Herz: Wer ist jetzt der Braumeister? Andreas Geiling hat mit der Frage kein Problem: Der Braumeister ist in Chammünster geboren, hat in München gebraut und macht jetzt sein Bier in Shanghai. Er heißt Andreas Starkmann und ist der Onkel der Frau von Henry Bounce. Ihn haben die beiden nach ersten Eigenversuchen um professionellen Rat gebeten.

„Jetzt eine Brauerei aufzumachen, das wäre utopisch. Aber irgendwann mal selber zu brauen, bleibt ein Ziel.Andreas Geiling

Der erste Eigenversuch mit einem Pils mittels Brau-Set aus dem Internet ist Geiling noch gut in Erinnerung. Er verzieht das Gesicht. Das war gar nichts.“ Aber die Idee mit dem eigenen Bier ließ die beiden nicht los. Dort, wo sich die beiden Jugendfreunde kennengelernt hatten, da war das Bier immer schon da. Geiling jobbte als Barkeeper im „Wunderbar“ und Bounce war in der „Wasserwirtschaft“ beschäftigt. Dann kam die Idee mit dem Braumeister Starkmann in Shanghai. „Wir haben ihm gesagt, was wir wollten: „Ein helles Vollbier, süffig, nicht zu herb!“

Der Tipp aus Shanghai

Die beiden bekamen aus Shanghai nicht nur ein Rezept, sondern auch noch einige professionelle Tipps. „Wir wussten, dass ein Bier mit dem Namen Chamer Hell nicht mit dem Tankzug aus Russland kommen darf und haben halt im Landkreis eine Brauerei gesucht. Am Ende waren wir sicher, dass die Rhaner-Brauerei die richtige ist. Das passt einfach.“ Es wurden ein paar Versuche mit 40 Litern gemacht und seit einiger Zeit wird das Bier 8000-literweise gebraut.

An den Samstagen fahren Geiling und Bounce es gemeinsam aus. Sie fahren auch gemeinsam zu möglichen Partnern. Trotz ihrer Anfangserfolge bleiben sie auf dem Boden. „Wir sind halt mit einer Biersorte keine Partner für die Gastronomie oder irgendwelche Ketten. Da müssten wir auch Geld hinlegen, um überhaupt in die Regale zu kommen.“

Und auch in der Öffentlichkeit finden die beiden erste Anerkennung. Stolz sind sie darauf, dass sie erstmals einen eigenen Stand auf der „Champions-Night“ bekommen haben. Und die Rückmeldungen aus der Genießerzene sind auch ermutigend: „Das Bier bereitet uns zwar Kopfzerbrechen, aber es ist kein Kopfweh-Bier“, verspricht Geiling. Das sei bei diversen Events getestet worden.

Lesen Sie hier: Ein „Hoam“-Bier, zwei Etiketten – Seit zehn Monaten ist Michael Reith auf dem Markt aktiv. Er vertreibt das Bier nebenberuflich, hat aber schon Zukunftspläne.

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