Menschen
Der letzte Zeuge und sein Buch

Kurt Salterberg hat den Chamern ein Buch über das Attentat auf Hitler versprochen. Nun hat der 94-Jährige Wort gehalten.

25.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:24 Uhr
Hermann Göring und Martin Bormann begutachten die Zerstörung im Führerhauptquartier Rastenburg, wo Oberst Stauffenberg am 20. Juli 1944 eine Sprengladung zündete, mit der Absicht Hitler zu töten. −Foto: dpa

In einer Zeit, in der die letzten Augenzeugen aussterben, ist ein Buch über Vorfälle historischen Ausmaßes ein echtes Geschenk. Kurt Salterberg hat den Chamern ein solches Geschenk versprochen, als er im August 2010 einen Vortrag hielt. Nun hat er im Alter von 94 Jahren Wort gehalten. Er hat als junger Wachsoldat das Hitler-Attentat am 20. Juli 1944 in dessen Hauptquartier auf der Wolfsschanze miterlebt und schreibt als letzter Augenzeuge.

Der harte Weg zum Buch

Seine Tochter, die Chamer Gynäkologin Annette Salterberg hat ihren Vater immer wieder ermutigt und auch die Schwierigkeiten mitgetragen. Deswegen steht in ihrem Exemplar des Buches auch „... vielen Dank für die Unterstützung“. „Kurt Salterberg – Als Wachsoldat auf der Wolfsschanze“ – so heißt der Titel des Buches im Helios-Verlag, das nun auch in Cham zu haben ist. „Ich sah – als einen der letzten – Adolf Hitler aus der Baracke kommen.

Die Idee mit dem Buch, das er den Chamern angekündigt hatte, hat Salterberg gequält. Nicht so sehr wegen des Inhalts. Über den war sich der heute 94-Jährige eigentlich im Klaren. Es war eher der Kampf mit den Regularien, der ihn mitgenommen hat. Die Rechte an den Bildern zu Beispiel. „Das hat mich ziemlich hergenommen und ich war gar nicht mehr so begeistert“, sagt er heute rückblickend.

Aber viele haben ihm Mut gemacht und ihm zugeredet. Seine Tochter, aber auch die Reiseführer in Polen. „Die haben den Besuchern ziemlich viel Mist erzählt, wenn sie sie durch die Reste der Wolfsschanze führten, die die Wehrmacht beim Nahen der Roten Armee mit rund zwölf Tonnen Sprengstoff hochgejagt hatte“, sagt Salterberg. „Die haben aber immer zu mir gesagt: Wir können auch nur erzählen, was uns erzählt worden ist. Das war schon ein Grund, das Buch zu schreiben.“ Nach einem Jahr Arbeit bleiben die Fragmente des Buches fast zwei Jahre liegen. Es geht um Fotorechte.

Die Hilfe aus der Nachbarschaft

Auf 86 Seiten berichtet Salterberg in seinem Buch über den Krieg im Allgemeinen und seine Erlebnisse auf der Wolfsschanze im Besonderen. Ergänzt wird das Buch durch einen Bericht aus den Tagebüchern des Leutnants Franz Sodl, der mit Salterberg in derselben Einheit diente, allerdings an dem Tag des Attentats in einem anderen Sperrkreis eingesetzt war und schließlich nach Russland kommandiert wird.

Salterberg sucht auch heute noch in Vorträgen den Kontakt. Insbesondere zur Jugend. In Zeiten, in denen Diktatoren wieder einen Aufschwung erleben, hat er für sie einen zeitlosen Appell: „Zeigt Zivilcourage“.

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