Menschen
Der Wirtshans von Döfering und sein Leben

Hans Eisenrieth ist 80 Jahre alt geworden. Was er in seinem Gasthaus alles erlebt hat, das hat er aufgeschrieben.

07.09.2017 | Stand 07.09.2017, 18:15 Uhr

Der Jubilar Hans Eisenrieth mit seiner Frau Anna und den vier Kindern, denen er aus zu seinem 80. Geburtstag sein Buch „Erzählungen vom Wirts Hans“ überreichte. Fotos: woa

Metzgermeister Hans Eisenrieth feierte im Kreise seiner Familie und Freunde seinen 80. Geburtstag. Bürgermeister Ludwig Wallinger gratulierte im Namen der Gemeinde und stellte den Jubilar als hervorragenden Vertreter seines Berufsstandes heraus, der weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt ist.

Auch als Gastwirt war er ob seiner humorvollen und witzigen Art sehr beliebt. Da haben sich die Männer zum Gedankenaustausch getroffen, in seinem Haus wurde Theater gespielt, Vereinsbälle und Feierlichkeiten jeder Art abgehalten: ein geschätzter Veranstaltungsort mit gepflegter Küche. Auch als Vereins- und Sitzungslokal war der Wirt immer eine gute Adresse.

Das hat er für sein Dorf getan

„Doch nicht nur unternehmerisch ist der Hans Eisenrieth aufgetreten“, so Wallinger. Er habe sich als engagierter Gemeindebürger in großem Maße eingebracht, Tradition und Brauchtum gefördert und sich auch um die Weiterentwicklung von Dorf und Gemeinde verdient gemacht hat. Wallinger führte hier drei Punkte an: Verwirklichung der Sandäckerstraße durch den Verkauf seines Grundstücks an der Geiganter Straße im Zuge der Flurbereinigung – wodurch junge Familien hier bauen konnten.

Zusammen mit dem damaligen Kreisfachberater Betz aus Tiefenbach hat er 1970 den OGV Döfering gegründet. Der Verein hat sich unter seiner zehnjährigen Vorstandschaft und unter seinen Nachfolgern in diesem Amt zum Aushängeschild für den Ort entwickelt.

Nach dem plötzlichen Tod von Georg Decker hat sich Hans Eisenrieth zusammen mit Michael Stautner und Albin Hausladen der Hussenbierlkapelle angenommen, die Generalsanierung organisiert und zur feierlichen Einweihung 1999 vorbereitet. Mit seiner Frau Anna hat er in den vergangenen 20 Jahren die Pflege der Kapelle übernommen und sich außerdem um die Finanzen des Objekts gekümmert. Bürgermeister Wallinger überreichte an den Jubilar ein Präsent der Gemeinde.

Der Metzger-Hans

Hans Eisenrieth kennt jeder als hervorragenden Metzger. Da lässt er jetzt seinen Jungen ran – er selbst geht gerne in den Wald: „Ich mach‚ das ganze Brennholz für uns“, sagt er stolz.

Aber er hat noch ein Hobby: Er betreibt leidenschaftlich Ahnenforschung und ist auch Schriftsteller. Seine Lebensgeschichte als Wirt beschreibt er beispielsweise in dem Buch „Erzählungen des Wirts Hans“. Das Buch ist reich bebildert und mit Hilfe seiner Tochter Elisabeth zu einem wertvollen Schriftwerk geworden, das auch die Chronik der Eisenrieths beinhaltet, die bis ins Jahr 1298 zurückgeht. Jedem seiner vier Kinder hat er an seinem 80. Geburtstag dieses Buch überreicht.

Der Jubilar erzählte seinen Geburtstagsgästen, dass er zwar in Friedenszeiten 1937 geboren wurde, aber den Krieg als kleiner Junge voll zu spüren bekam. 1943 kam er in die Volksschule in Döfering, wo er gleich in den ersten Tagen das Grüßen in strammer Haltung und Ehrfurcht vor dem Führer lernte.

1944 war der ganze obere Stock des Gasthauses von einer Pionier-Einheit der deutschen Wehrmacht in ein Gefangenenlager für 50 Franzosen eingerichtet worden. Dazu wurden die Fenster vergittert und Wachposten aufgestellt. Am 15. April 1945 marschierten amerikanische Streitkräfte in Döfering ein. Der Vater Wolfgang wurde verhaftet, und die ganze Familie Eisenrieth musste das Gasthaus verlassen. Sie fanden für zehn Tage Unterschlupf beim Kramer und beim Dammern.

1945 waren die Franzosen am Rhein, die Russen in Berlin – viele Flüchtlinge aus dem Rheinland und Schulklassen mit ihren Lehrern aus Berlin kamen zu den Eisenrieths. Der Saal im Haus war so eine Art Durchgangslager. Die Eltern vom Hans kochten manchmal für 100 bis 150 Flüchtlinge – Chaos gab es auch in der Volksschule.

1951 begann der Hans die Metzgerlehre in Schwandorf und 1957 besuchte er die erste Fleischerfachschule in Augsburg mit anschließender Meisterprüfung. Der Wirtshans genießt seine Jugendzeit in Döfering, spielt Theater und fungiert auch hier als Vorstand und Schriftführer der Landjugend. 1963 heiratet er Anna Nagler aus Döfering. Nur wenig später stirbt sein Vater Wolfgang mit 55 Jahren an den Folgen seiner Kopfverletzung vom Krieg. 1968 stirbt die Mutter. 1969 wird der Metzgerladen neu angebaut und der Saal um die Bühne und der Dachboden für Feriengäste erweitert. 1975 gibt der Wirt die Land- und Viehwirtschaft auf.

Noch ein Hobby: Ahnenforschung

Hans und Anna Eisenrieth haben vier Kinder und sechs Enkel, die ihnen große Freude machen. Stolz ist Hans Eisenrieth auf sein Lebenswerk. Er hat fünf Lehrlingen das Metzgerhandwerk gelernt, von denen einer bis zum heutigen Tag die Treue gehalten hat – und das nunmehr seit 44 Jahren.

1994 übergibt Hans Eisenrieth das Geschäft an seinen Sohn Hans. Die alten Wirtsleute arbeiten noch einige Jahre im Betrieb mit – aus Freude über die neuerbaute Metzgerei des Sohnes. Die Gastwirtschaft ist bis heute jeweils am Sonntag für die Frühschoppengäste offen.

Seit fünf Jahren geht der Jubilar voll und ganz seinen Hobbys nach – dem Wald und der Ahnenforschung. Mit Unterstützung seines Schulfreundes Peter Schütz ist es ihm gelungen, alle vorhandenen Daten aus der bischöflichen Bibliothek, der staatlichen Bibliothek München und Regensburg bis ins 13. Jahrhundert zu erkunden und auszuwerten. Daraus resultiert die Erkenntnis: „Die Vergangenheit ist Geschichte, die Zukunft ein Geheimnis, jeder Augenblick ein Geschenk“. (woa)