Menschen
Die Leute weinen gern bei der Hochzeit

Der Chor Montana aus dem Landkreis Cham singt seit 21 Jahren fürs Herz am Traualtar. Das „guade G’fühl“ gibt’s jetzt auf CD.

15.10.2016 | Stand 16.09.2023, 6:43 Uhr
Ernst Fischer
Das sind die Montanas (von li.): Carmen, Silvia, Corinna, Engelbert (Piano), und Nathalie. Der Chor tritt immer zu Fünft auf. Dazu kommen zwei Frauen in Doppelbesetzung. −Foto: Montana

Der schönste Tag im Leben… Klar! Jeder weiß, wann das ist: Hochzeit. Und warum wird an diesem Tag eigentlich so viel geweint? Sieben fesche Damen und ein ebensolcher Herr aus der Rodinger Gegend sind oft dran schuld. Sie nennen sich Montana – ein Hochzeitschor.

Seit 21 Jahren bringen die Montanas die Menschen gern zum Weinen, wenn Mann und Frau vor den Traualtar treten. Jetzt haben sie ihre erste CD herausgebracht: „A guads G’fühl“. Bei einem Konzert am 11. November in der Chamer Klosterkirche präsentieren sie die Lieder von ihrer Platte. Überschrift: „Herzwerk“. Womit eigentlich schon viel gesagt ist, warum die Menschen bei der Hochzeit so oft weinen. Herz ist wieder gefragt in diesen Tagen.

„Wenn die Leute hernach sagen, dass sie berührt waren von unseren Liedern, das ist für uns das schönste Gefühl.“ Carmen Dirscherl sagt das. Die Frau (39) aus Strahlfeld ist die Chefin bei den Montanas – Managerin und musikalische Leiterin. Im richtigen Leben ist Carmen Dirscherl Assistentin der Geschäftsführung bei den Bayernwerken in Schwandorf.

Die Frau, die die Liebe managt

Und in der Freizeit – da organisiert sie mal so ganz nebenbei bis zu 50 Auftritte im Jahr, leitet die Proben und kümmert sich auch noch um die Geschäfte. Die Sieben von Montana sind heute eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) – mit Steuernummer: 211/161/60401, FA Cha. So stehts auf ihrer Homepage.

Und die junge Carmen war ziemlich engagiert bei der Landjugend in Strahlfeld und Neubäu. „Da haben wir auch gerne gesungen“, erzählt sie heute: „Und so ist daraus dann ein Chor geworden.“ Ungefähr 20 junge Leute gehörten damals dazu, die meisten Mädchen, nur vier oder fünf Jungs.

Den ersten Auftritt hatte der Jugendchor Neubäu-Strahlfeld beim Feuerwehrfest im Juni 1995 in Neubäu. „Rhythmische Lieder, die damals gerade aktuell waren“, haben sie beim Festgottesdienst gesungen – „Laudato si“ zum Beispiel. „So richtig losgegangen“ ist es dann zwei Jahre später.

Carmen Dirscherl erinnert sich noch gut an die erste Hochzeit: Im Mai 1997 hat der Jugendchor in der Fronauer Kirche gesungen, als der Rodinger Edwin Bauer seine Bianca geheiratet hat. Welche Lieder? Das weiß sie nicht mehr. „Aber von da an haben wir gewusst, wohin unsere Richtung geht.“ Carmen sagt es so: „Wir wurden ein Hochzeitschor.“ Und sie nannten sich „Montana“.

„Wenn die Leute hernach sagen, dass sie berührt waren von unseren Liedern, das ist für uns das schönste Gefühl.“Carmen Dirscherl

Warum dieser Name? „Wir haben damals gern La Montanara vom Trentiner Bergsteigerchor gesungen“, erzählt Carmen. „Und das haben wir dann einfach ein wenig verkürzt.“ Aber die Zeit der Bergsteigerlieder und der Waldlermessen, die vorher gerne auch bei Hochzeiten gesungen wurden, die war vorbei. „Da war gerade ein Wandel in der Zeit“, sagt Carmen: „Junge Leute haben sich auch mal was anderes gewünscht in der Kirche.“

Was Pfarrer nicht gerne hören

„Populäre Musik, Lieder, die jeder kennt, Gospelsongs“ – so zieht die Chorleiterin den Bogen übers Repertoire der Montanas. Unter 50 Titeln können die Brautleute wählen – von „Amazing grace“ bis zu „You raise me up“. Und was ist am meisten gefragt? Da muss Carmen nicht lange nachdenken: „Hallelujah“. Nein, nicht von Händel! Der Uralt-Ohrwurm des Pop-Schmachters Leonhard Cohen, den zuletzt Jeff Buckley wieder zum Welthit gemacht hat. Aber!!! Die Montanas dürfen den englischen Text nicht singen. Den wollen die Pfarrer nicht hören. Denn: „Da geht‘s auch um Fantasien zwischen Mann und Frau, die eher für die Hochzeitsnacht geeignet wären. Also haben die Montanas einen deutschen Text dazu erfunden: „Heute steh’n wir beide hier…“

Überhaupt: Was geht und was nicht in der Kirche? „Das ist oft ein ziemliches Drumherum mit den Pfarrern“, sagt die Montana-Chefin. Keine Schlager! Da sagen fast alle Geistlichen Nein. „A Herz wia a Bergwerk“ zum Beispiel von Rainhard Fendrich. Und für Texte, die Priester nicht hören wollen, gibt’s noch manche Beispiele. „Can you feel the Love tonight“ etwa, der Welthit von Elton John. Carmen hat den Text selbst umgedichtet auf Deutsch: „Hätte ich aber die Liebe nicht…“ Und das ist übrigens auch ihr persönliches Lieblingslied.

Und was kostet das Gefühl?

Überhaupt: Die Montanas singen hauptsächlich auf Deutsch. Denn: „Die Gäste sollen auch verstehen, was man singt.“ Ein bayerischer Song wird auch gern genommen: „I bin so froh, dass es di gibt!“ Eine ehemalige Arbeitskollegin von Carmen hat‘s geschrieben. Und dann wäre da noch ein ganz neuer Trend. Und der geht zum Altbekannten: „Segne du Maria“ zum Beispiel. Auch dafür haben die Montanas eine Hochzeitsversion: „Segne, du Maria, segne dieses Paar!“ Da kann jeder leise mitsummen, ganz drin in seinem Herzen. „Herzwerk“ halt. Und „a guads G’fühl“ – selbst beim Weinen! Und im Gästebuch auf derMontana-Homepagestehen dann Sätze wie diese von Carina und Arkadiuz: „Liebe Carmen, liebe Gruppe Montana, dank euch war unsere Trauung am 3. 9. 2016 wunderschön und unvergesslich. Unsre Gäste waren total begeistert von euch und sie waren zu Tränen gerührt.“

Zurück ins wahre Leben: Was müsste unsereiner sich so einen Montana-Auftritt fürs Herz eigentlich kosten lassen? Carmen Dirscherl schüttelt erstmal den Kopf. Dann sagt sie: „Wir machen das aus Spaß und Leidenschaft.“ Und Geld? Dazu nur soviel: „Die Gage ist lediglich kostendeckend mit dem Zeitaufwand für Proben und sonstige Ausgaben.“

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