Ortsname
Dirmal, Dirmaal oder Dirrmal?

Für Einheimische heißt Untergrafenried im Landkreis Cham Dirrmal. Aber wie schreibt man das – und wo kommt der Name her?

15.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:29 Uhr
Die Feuerwehr Untergrafenried hat sich für die Schreibung Dirrmal entschieden. Aber ist das eigentlich richtig? −Foto: Feuerwehr Untergrafenried

„Dirrmal“, also die in Waldmünchen übliche Bezeichnung für Untergrafenried, ist zurzeit in aller Munde, weil mit demUmbau des „Dirrmaler Wirts“ zur Tagungsstätteein wichtiger Schritt zur Aufwertung der Altstadt in Waldmünchen ansteht. Dass der Name „Dirrmal“ in aller Munde ist, schafft für uns Redakteure ein kleines Problem: Wie schreibt man eigentlich die Ortsbezeichnung, die nur mündlich genutzt wird. Grundsätzlich scheint es drei Varianten der Schreibung zu geben, die in verschiedenen Berichten über den Dirrmaler Wirt zu finden sind. Der Ort schreibt sich je nach Autor ganz einfach mit einem „r“ Dirmal, oder mit zwei „r“ Dirrmal oder mit betont langem „a“ Dirmaal, was der breiten oberpfälzischen Aussprache schon sehr nahe kommt.

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Ohne jetzt einen Mundartforscher nach seiner Meinung zu fragen (und die widersprechen sich durchaus mal), kann man ganz pragmatisch auf Google nachschauen, welche Schreibung die meisten Treffer hat. Nichts anderes macht im Prinzip der Duden. Auch für so ein Wörterbuch werden Schreibungshäufigkeiten in Büchern, Zeitschriften und Zeitungen ausgewertet. Deswegen setzen sich manchmal Schreibungen durch, die vorher als falsch gegolten haben. Zum Ärger vieler Lehrer und zum späten Triumph der Schüler. Der Fön ohne „h“ könnte so ein Beispiel sein.

Die Treffer bei Google

Aber zurück zu Dirrmal. Für „Dirmal“ mit einfachem „r“ und einfachem „a“ erhält man auf Google 4060 Treffer. Allerdings beschäftigen sich die wenigsten Treffer mit Untergrafenried. Fügt man den offiziellen Ortsnamen dazu, dann hat man nur noch „vier“ Treffer. Bitter wenig fürs „weltweite Web“. Bei „Dirmaal“ mit dem langen „a“ gibt es 467 Treffer, und auch hier beschäftigen sich nur wenige Einträge mit Untergrafenried. Mit dem offiziellen Ortsnamen dazu gibt es gerade einmal sechs Treffer für „Dirmaal“ Untergrafenried.

Für „Dirrmal“ mit Doppel-„r“ gibt es zwar nur 238 Treffer, aber sehr viele davon beschäftigen sich tatsächlich mit Untergrafenried. Kein Wunder, dass nach dem Zusatz des Ortsnamens noch 101 Treffer übrig sind. Also ist das offensichtlich die häufigste Schreibung von „Dirrmal“ für Untergrafenried.

Ganz ohne solche Recherchen ist die Feuerwehr Untergrafenried ausgekommen: Auf der schmucken Vereinskleidung der Feuerwehr prangt seit kurzem selbstbewusst der inoffizielle Ortsname „Dirrmal“. „Bei uns hat man das immer schon so geschrieben“, sagt der Vorsitzende der Wehr, der 35-jährige Stefan Ruhland. In der Region kenne man Untergrafenried einfach als „Dirrmal“. „Offiziell heißen wir aber schon Feuerwehr Untergrafenried“, relativiert der Vorsitzende. Aber der Quasi-Hausname für ein Dorf „gefällt uns“. Er vermittle Identität und Heimat, sagt Ruhland.

„Bei uns hat man das immer schon so geschrieben. Offiziell heißen wir aber schon Feuerwehr Untergrafenried.“Stefan Ruhland

Über die Entstehung dieses Namens gebe es seines Wissens drei Theorien. Eine beschreibt die Kargheit der Region und übersetzt Dirrmal mit „dürres Maul“. Die andere verweist auf eine in der Nähe gelegene Thing-Stätte, also eine germanische Gerichtsstätte, und eine dritte vermutet das Wort „Tier“ im „Dirr“ und interpretiert es als einen Ort, wo Fallen aufgestellt wurden. Wer Näheres wissen wolle, so Ruhland, sollte den Kreisheimatpfleger Hans-Peter Wagner fragen. Der habe darüber schon 1981 in einer Festschrift geschrieben.

„Das war mein Erstlingswerk“, sagt Wagner und zeigt auf das kleine Büchlein, das anlässlich der Kapelleneinweihung in Untergrafenried geschrieben wurde. Akribisch geht Wagner darin den Thesen Dürrmaul und der Thing-Stätte nach. Das Wort „Tyr“ hat bei den Germanen den Gott der Gerichtsbarkeit bezeichnet. Solche Gerichte fanden an sogenannten Thing-Stätten statt. Hinweise auf eine mögliche Thingstätte mit einem Richterstuhl aus Stein wurden bereits 1961 entdeckt und befinden sich im sogenannten Mühlwalderl. Allerdings schon damals wurde die Haltbarkeit der These einer Thing-Stätte bezweifelt. Es könnte sich auch um eine natürliche Steinformation handeln, die nur nachträglich so interpretiert wurde.

„Jammer“, „Noth“ und „Elend“

Im Gespräch erinnert Wagner aber auch an „Wassersuppen“, den deutschen Ortsnamen für Nemanice, der ähnliche Not andeute. Sprechende Namen gebe es in der Region viele, sagt Wagner. So gebe es in der Nähe von Untergrafenried nicht nur den Ort Höll, sondern auch Waldabteilungen, die Himmelreich und Fegfeuer heißen. So ein sprechender Ortsname sei auch Blumlohe. Dort hätten sich früher die herrschaftlichen Gärtnereien befunden, erklärt Wagner.

Er habe auch noch eine Idee für eine dritte Erklärung, sagt der Heimatpfleger. Aber bevor er dazu mehr sage, müsse er noch ein bisschen forschen. Das bei Namensforschern übliche Verfahren, nach alten Schreibungen zu suchen, um die Herkunft eines Ortsnamens zu klären, werde bei Dirrmal nicht funktionieren. Wagner: „Dirrmal war nur mündlich im Gebrauch.“

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