Kleidung
Drei Mythen rund um die Lederhose

Sie wird nicht gewaschen, mit Giggerl-Fett geschmeidig und Pflege braucht sie keine – aber stimmen diese Weisheiten?

15.10.2016 | Stand 16.09.2023, 6:43 Uhr
Sehr viele Männer haben und lieben sie, die Lederhose. Es gibt sie „von der Stange“ oder individuell angefertigt. −Foto: S. Weber

Die letzten Volks- und Oktoberfeste sind vorbei, und damit endet auch die Zeit für eines der beliebtesten Kleidungsstücke bei den Männern: Die Lederhose – kurz, knielang oder ganz lang – erlebt seit Jahren so etwas wie eine Renaissance. Kaum ein „Mannsbild“, das sie nicht im Schrank hängen hat. Etliche Maß Bier soll das gute Stück in sich aufnehmen können. Fett-Finger daran abwischen, das gehört zum guten Ton, oder? Auch muss sie nie gewaschen werden und hält auch sonst alles aus, was rund um Biertische, Wanderungen oder beim Gang über die Festwiese von ihr verlangt wird. So will es zumindest der Mythos doch, stimmt das auch alles?

Waschen ist unnötig

Die hochwertige Lederhose würde sogar die Waschmaschine vertragen, sagt Kernbichl. „Ich würde es aber nicht tun, weil sich dann die Farbe verändert“, sagt er. Das gelte aber nur für die Lederhosen, die er selbst herstellt. Für eine kurze Lederhose beginnen die Preise zwischen 600 und 700 Euro, was rund dem doppelten Preis eines Modells von der Stange entspricht. Dafür gibt es nicht nur Handarbeit, sondern dank Hirschleder aus einer kleinen Gerberei in Süddeutschland auch echte Qualität.

Industriell gefertigte Lederhosen seien oft aus vergleichsweise minderwertigeren Materialien wie Ziege oder Schwein, und dafür würde er ähnliche Garantien nicht übernehmen. Sein Tipp: Reinigung ist nicht tabu, sollte aber behutsam angegangen werden. Kernseife, etwas Wasser und eine Bürste schlägt er vor, um unliebsame Flecken der Festzelt-Saison zu entfernen. Dabei darauf achten, dass das Leder nicht „patschnass“ wird. Zum Trocknen empfiehlt der Fachmann, die Hose hinzulegen, nicht aufzuhängen. „Das Eigengewicht könnte sonst dazu führen, dass die Hose aus der Form geht“.

Um richtig gut auszusehen, braucht das Leder Flecken

Die Vorstellung, seine Lederhosen mit fettigen Giggerl-Fingern speckig zu bekommen, widerstrebt Fachmann Kernbichl sichtlich. „Das wäre ja schnell wirklich eklig“, sagt er. Nein, damit eine Lederhose gut aussieht, reicht einfach regelmäßiges Tragen. Aushalten tut das gute Stück an Alltagsbelastungen wirklich sehr viel, allerdings eben auch abhängig von der Qualität des Leders, das verwendet wurde. Hier zahle sich hochwertiges Ausgangsmaterial immer aus, sagt Thomas Kernbichl. Denn während echtes Hirschleder dehnbar wie Stretch-Material ist, auch nach Jahren, neigten andere Lederarten mit der Zeit dazu, spröde zu werden und vielleicht auch zu brechen.

Pflege braucht es überhaupt nicht

Hier gilt einmal mehr: Je hochwertiger, umso pflegeleichter. Dennoch rät Thomas Kernbichl auch für seine Maßarbeiten dazu, die Lederhosen liegend und trocken in einem gut belüfteten Raum zu lagern. Dass das meistens schwierig wird, weiß er. Darum: die Hose in den kommenden Monaten einfach ab und zu auch einmal aus den Schrank holen, damit wieder „Luft rankommt“. Bei günstigeren Modellen gelte das umso mehr. Während für das Hirschleder außer Luft weiter nichts notwendig sei, könnten sich Träger anderer Leder-Modelle von Zeit zu Zeit mit einem Wildleder-Spray behelfen. So sollte das Leder möglichst lange geschmeidig gehalten und vor Rissen und Brüchen geschützt werden.

Ganz zum Schluss gibt es auch noch einen Tipp für die richtige Behandlung der Haferl-Schuhe oben drauf: Für Glattleder empfiehlt Kernbichl Lederöl, kein Fett. Denn das Fett ziehe zwar auch ein, könnte dann aber austrocknen und so für Risse sorgen. Bei Öl bestehe diese Gefahr nicht. Na dann kann die nächste Festzelt-Saison ja kommen und die Lederhose bestens vorbereitet aus dem Winterschlaf geholt werden.

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