Sanierung
Ein Ärztehaus für Waldmünchen

2015 haben Tobias und Andreas Deml das Gebäude der früheren Knabenschule gekauft. Hier sollen jetzt Arztpraxen entstehen.

27.04.2017 | Stand 16.09.2023, 6:36 Uhr
Ingrid Milutinovic

Noch ist es eine riesige Baustelle, wo nächstes Jahr Ärzte für die Gesundheit der Waldmünchener sorgen sollen. Fotos: Milutinovic

Vieles hat das alte Gebäude bereits gesehen, seit es 1858 fertiggestellt wurde und die Knabenschule – so etwas gab es damals noch – einziehen konnte. Nachdem die Schule ausgezogen war, richtete sich Ende der 50er-Jahre die Sparkasse dort ein. Den alten Tresorraum im Keller gibt es heute noch.

1978 eröffnete Eduard Deml, der Vater von Tobias und Andreas Deml, dort zum ersten Mal eine Apotheke, später wurden die Räume zum Außenlager. Nach dem Umzug der Apotheke an den heutigen Standort entstanden zum ersten Mal Arztpraxen im Gebäude, auch der Pflegedienst Berg und das Invita-Fitness-Studio fanden dort – vorübergehend – eine Heimat.

Sanierung durch Spezialisten

Für die Sanierung hat sich das Brüderpaar kompetente Fachleute geholt. Architekt Max Schneider hat große Erfahrung mit solchen Projekten, und mit Josef Fischer von der Baufirma Wagner hat dieser einen wahren Spezialisten für schwierige Fälle.

Und wirklich schwierige Fälle sind es teilweise, die zu bewältigen sind. So musste zum Beispiel der hintere Anbau ganz abgerissen werden – die Standsicherheit war nicht mehr gewährleistet. Dabei kam im Boden ein alter Öltank zum Vorschein. Unter Kontrolle eines Gutachters muss dieser jetzt zunächst von einer Fachfirma vollständig entleert und dann zerschnitten werden.

So ging es an vielen Stellen: Wenn man erst einmal anfing, taten sich „neue Baustellen“ auf. So sind die Arbeiter zum Beispiel auf Reste eines alten Kanals gestoßen, und auch Relikte der Mauern des alten Kommunalbrauhauses traten zutage. Da damals die Mauern nicht so weit hinunter reichten, wie jetzt notwendig, mussten sie aufwendig abgestützt werden.

Max Schneiders Credo bei der Arbeit: „So viel alte Substanz wie möglich erhalten“. So sollen zum Beispiel die Fenster zwar erneuert, aber in der jetzigen Form erhalten bleiben. Die Fensternischen werden zugemauert. „Das ist doch unlogisch, erklärt Schneider. „Gerade dort, wo geheizt wird, ist die Mauer am dünnsten.“ Und noch einiges konnte Schneider aus der Geschichte berichten. So habe er zum Beispiel anhand von alten Plänen festgestellt, dass dort, wo jetzt gerade der große Baukran steht, früher das „Aster Tor“ der Stadtmauer war. Davon ist jetzt allerdings nichts mehr zu sehen. Der Zugang zum Gebäude wird von der rechten Seite her sein. Hier wird ein neues Treppenhaus angebaut. Der Aufzug wird direkt dahinter im Gebäude eingebaut. Zusätzliche Mauern zur Raumeinteilung im Inneren sind notwendig.

Ganz im Sinne der Energieregion Waldmünchen wird das Gebäude an das Fernwärmenetz angeschlossen. Was das ganze kostet? Darüber wollen alle Beteiligten am liebsten schweigen. So eine Sanierung ist immer kostenintensiv. Alle Arbeiten mussten die Deml-Brüder in Eigenregie stemmen. Mittel aus der Städtebauförderung gab es nicht. Lediglich ein im Verhältnis kleiner Betrag – maximal 20 000 Euro – kommt aus dem Programm für die Fassadensanierung der Stadt.

Was ist im Einzelnen geplant?

Im Keller entstehen Personalräume mit Umkleideräumen und Duschen. Im Erdgeschoß und wahrscheinlich auch im ersten Stockwerk werden Arztpraxen auf je ungefähr 300 Quadratmetern entstehen. Der Weg der Arztpraxen wird in der Zukunft hin zu medizinischen Versorgungszentren mit gemeinsamer Infrastruktur gehen, glaubt Andreas Deml. Deshalb geht die Planung der Räumlichkeiten in diese Richtung.

Die Bauherren möchten die Praxen so attraktiv für junge Ärzte machen – ohne allzu große wirtschaftliche Belastung. Durch gemeinsam finanzierte und genutzte „Technik“ sei die finanzielle Belastung tragbarer, sagt Andreas Deml. Auch junge Ärztinnen mit Kindern könnten so die Möglichkeit erhalten, zum Beispiel in Teilzeit wieder einzusteigen.

Dr. Matthias Deml fängt hier an

Für die Praxis im Erdgeschoß ist schon klar: Nach Beendigung der Facharztausbildung wird Dr. Matthias Deml hier seinen Arbeitsbereich haben. Im Moment vollendet er in der Praxis von Dr. Bruno Wirz und Dr. Peter Hering seine Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin. Die Praxis im ersten Stock werde hoffentlich auch einen Interessenten finden. Für das Obergeschoß ist die Nutzung noch offen, sagt Andreas Deml. Anfragen gab es schon, aber noch ist alles möglich.

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