Geschichte
Ein Blick ins Schloss Waffenbrunn

Baron Schacky gab dem Arbeitskreis Heimatforschung die seltene Gelegenheit zur Besichtigung.

07.10.2016 | Stand 16.09.2023, 6:44 Uhr
Der Arbeitskreis für Heimatforschung mit Baron von Schacky (Mitte) auf der Schlosstreppe −Foto: Fotos: kni

Es ist nicht alltäglich, dass ein Schlossherr seine Privatgemächer für Besucher öffnet und noch seltener, dass er dann auch noch persönlich die Führung durch die Schlossräume, die nur wenige Außenstehende zu sehen bekommen, übernimmt. Den Mitgliedern des Arbeitskreises Heimatforschung ist ein derartiger Glücksfall widerfahren. Ort ihrer 177.Zusammenkunft war das Schloss Waffenbrunn. Baron Andreas Freiherr von Schacky auf Schönfeld hatte im März in Chammünster bei der diesjährigen Buchvorstellung des Jahresbandes der „Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham“ eine Besichtigung des Schlosses Waffenbrunn in Aussicht gestellt. Am Mittwoch löste er nun diese Zusage ein.

„Schloss Waffenbrunn gehört zu den wenigen Landschlössern unserer Heimat, das die Zeiten überdauert hat, und auch von seinem Eigentümer bewohnt wird“, freute sich der Kreisheimatpfleger und Sprecher des Arbeitskreises Hans Wrba bei der Begrüßung durch den Schlossherrn über die einmalige Gelegenheit, die sich etwa 30 Besucher nicht entgehen lassen wollten.

Besitz in der siebten Generation

„Wir besitzen das Schloss in der mittlerweile siebten Generation“ ergänzte der Baron später diese Aussagen, als er in aller Kürze die Historie des Schlosses und der ehemaligen Hofmark mitsamt der zu gehörenden Ländereien, überwiegend Wälder und eine „kleine Landwirtschaft“, vorstellte. Aus dem Ertrag des Forstbetriebes werde auch das Schloss erhalten.

Angesichts des großen Zuspruchs wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe wurde durch den Schlossarchivar Erich Eberhardt durch die Außenanlagen und -gebäude geführt. „Der Name Waffenbrunn leitet sich nicht von einem Brunnen ab, in dem viele Waffen gefunden wurden, sondern es ist der Brunnen eines Wufo oder Wafo“ erklärte er die Entstehung des Ortsnamens. Zunächst führte er die Gruppe zum Benefiziatenhaus. Auf einer Inschrift über dem Eingang sind die Namen des Gründers des Benefiziums, des Erbauers des Gebäudes und des ersten Benefiziaten vermerkt. Heute wird das Gebäude als Gästehaus genutzt. Anschließend besichtige man die Schlosskapelle St. Martin, die früher auch als Grablege diente. Zwei Epitaphien am Chorbogen erinnern an Franz Peter von Paur und Maria Josefa Walburga von Paur auf Waffenbrunn und Lebendorf, geborene Gräfin von Lobeis. Einen äußerst interessanten Einblick gab Eberhardt in das von ihm betreute Schlossarchiv. Neben den schriftlichen Dokumenten aus mehreren Jahrhunderten werden hier auch zwei ganz besondere Gegenstände aufbewahrt. Da ist zum einen ein Schwert, das auf Grund der Form seines Knaufs in das beginnende 12. Jahrhundert datiert wird. Zusammen mit Knochen eines Menschen und eines Pferdes wurden es vor Jahren bei Baggerarbeiten im Schlosshof gefunden.

Außerdem zeigte er ein Richterschwert, die Herrschaft Waffenbrunn war im Besitz der niederen Gerichtsbarkeit, in dessen Klinge Texte aus dem Johannesevangelium eingeätzt sind. Eberhardt vergaß bei dem Rundgang auch nicht die ehemaligen Stallungen zu erwähnen, in denen unter anderem auch einige Kutschen aufbewahrt werden. „Noch ist es ein Traum, aber vielleicht können wir hier ein kleines Kutschenmuseum eröffnen“ warf er einen Blick in eine mögliche zukünftige Verwendung der Remise.

Historismus prägt die Wände

Unterdessen führte Baron Andreas von Schacky auf Schönfeld die andere Gruppe durch das Schloss. Die vorgestellten Räume zeugen von der Kunstfertigkeit der Chamer Handwerker. Schreiner und Maler verstanden es ausgezeichnet, die Epoche des Historismus in Wandtäfelungen und Deckengemälden wiederzugeben. Unübersehbar ist auch das Zeitalter des Barock. Neben den eher einfachen Stuckleisten an den Decken geben Möbelstücke und Türen ein beredtes Beispiel. Besondere Schmuckstücke sind der „Evangelistenschrank“ und ein Kachelofen, der ursprünglich den Franks, den Hofmarksherren von Döfering, gehörte. Eine kleine, aber feine Waffensammlung aus Hieb-, Stich- und Schusswaffen, darunter auch eine schwere Hakenbüchse runden die Ausstattung des herrschaftlichen Hauses ebenso ab. Viel Jagdtrophäen zeugen von der Hochjagd, früher ein Privileg das Adels. Auf ein besonderes Interesse der Heimatforscher stießen zwei Ölgemälde. Eines zeigt die Brandschatzung und Plünderung der Reichsstadt Cham durch die Panduren, das zweite die Übergabe der Stadt durch den Kommandaten Künigl an den Pandurenoberst von der Trenck.(kni)