Es sieht noch nicht recht gemütlich aus, im Haus am „Alten Schulweg 26“. Es wirkt eher verlassen. In dunklem Holz, umrahmt von weißen Klinkern deutet das Haus schon von außen auf sein Entstehungsdatum hin. Im typischen Stil der siebziger Jahre ragt es hier steil am Berg hoch über Katzbach empor, unweit des Ortsschildes von Katzberg, und grüßt mit weit ausladendem Dachüberstand die, die auf der schmalen, steilen Straße vorbeifahren. Großzügig ließ es der Bauherr entstehen – dem Vernehmen nach ein Unternehmer. Zuletzt habe hier eine Familie mit vier Kindern gewohnt, weiß Franz Raschof, Erziehungsleiter der Thomas Wiser Stiftung.
Nachfrage nach Plätzen ist groß
Bayernweit seien solche Plätze wie auch Wohnheimplätze allgemein rar gesät und entsprechend gesucht. Die Gesellschaft schaue heute genauer hin. Auffällig sei, dass heute viel mehr Mädchen eine solche Wohngruppe bräuchten als früher. Den Antrag auf Hilfe zur Erziehung würden in den allermeisten Fällen die Eltern stellen. Nicht, weil die Kinder problematisch seien, sondern weil Mutter und Vater Probleme hätten – wie Drogensucht, Alkohol, Depressionen oder Aggressionen. Eine Rückkehr in die Familie gelinge nicht oft, sagt Mertin. Manche Eltern seien so gefährlich für die Kinder, dass die Wiser Stiftung eine Gruppe betreue, deren Ort geheim gehalten werde.
Lesen Sie hier: Das Thomas-Wiser-Haus plant eine weitere Wohngruppen-Einrichtung für sechs Kinder, die bald in Roding eröffnet werden soll.
Schwierige Personalsuche
Vorgesehen ist die Wohngruppe für Kinder von fünf bis zwölf Jahren, wobei die Obergrenze nicht fest sei. „Wer sich hier wohlfühlt, kann hier auch groß werden“, so Mertin zum Wiser-Konzept. Man wolle die Kinder durch alle Höhen und Tiefen des Lebens begleiten.
Weitere Nachrichten aus Cham und der Region lesen Sie hier.
Erhalten Sie täglich die aktuellsten Nachrichten bequem via WhatsApp auf Ihr Smartphone.Alle Infos dazu finden Sie hier.
Einrichtungsleiter Franz Raschof und Jürgen Mertin, stellvertretende Erziehungsleitung, sind froh, ein passendes Haus in Cham gefunden zu haben. Platz finden sollen hier acht Kinder ab fünf Jahren, die viel Schlimmes erlebt haben und nun ein friedliches Heim finden sollen.
Im Erdgeschoss sollte einmal beim Bau ein Schwimmbad eingerichtet werden. daraus wurde nichts, doch viel Platz blieb dennoch. Hier werden nun Einzel- und Doppelzimmerbereiche und Lagerräume mit Trockenbauwänden abgetrennt, wie auch im Dachgeschoss.
Großzügig ist auch der Wohnbereich angelegt, dominiert von einem gemauerten und verklinkerten Kamin und umgeben von großen Fenstern, die einen Weitblick über Katzbach bieten. Es gibt noch einiges umzubauen. Wann Eröffnung sein wird, steht noch nicht fest.
Die Modefarben der 70er Jahre haben an vielen Stellen im Haus ihre Spuren hinterlassen. Damals war das der letzte Schrei, heute ist es eher eine Beleidigung fürs Auge. Wer’s grün haben möchte von den jungen Bewohnern, kann in den großen Garten gehen.