Menschen
„Emmi, Du machst das schon“

Das Ehrenamt ist ihre Mentalität: Emmi Preis aus Roding hat viel erlebt im Leben. Nun ist es Zeit für einen Weckruf.

30.11.2016 | Stand 16.09.2023, 6:38 Uhr
Emmi Preis bei ihr auf der Terrasse: Dort, am Platz an der Sonne, gefällt‘s auch dem Beagle. Der Blick schweift hinaus in die Natur, in der Emmi Preis Kraft schöpft, auch für ihre Ehrenämter. −Foto: R. Schlecht

Emmi Preis ist Nachbarin des Caritas-Altenheims. Da und dort trifft sie ab und zu auch betagte Bewohner, die an der Bürgermeister-Brantl-Straße einen Spaziergang machen oder sich auf einer Bank ein Päuschen gönnen. Zehn Minuten Zeit für einen netten Plausch mit Senioren, vielleicht auch mit einer Heimschwester, die nimmt sie sich. Und damit sind wir schon mittendrin im Thema Ehrenamt: „Das Ehrenamt, sagt Emmi Preis, „ist auch der Augenblick der zwischenmenschlichen Beziehungen“.

Raus aus dem Kabäuschen

Sprechen wir heute also übers Ehrenamt, das nicht immer einen gigantischen Zeitaufwand bedarf. Davon abgesehen, sagt Preis, sei es höchste Zeit, besagtem Amt wieder die Ehre, die ihm gebührt, zu erweisen. Dabei treibe sie jedoch eine Sorge um: Die Bereitschaft, unentgeltlich für andere da zu sein, sinke, freilich ein Phänomen der modernen Gesellschaft. Denn viele Menschen zögen sich zurück „in ihr Kabäuschen“. Sofa und Fernseher statt Amt und Mitmenschlichkeit...

Nicht mit Emmi Preis: „Das Ehrenamt ist meine Mentalität.“ Das, lässt sie im Gespräch mit unserer Zeitung wissen, habe natürlich viel mit ihrer Herkunft zu tun. Emmi Preis, geborene Murhauser, wuchs in Stamsried auf; dort, im Elternhaus, in der Metzgerei und Pension mit vielen Kunden und Gästen – da war die kleine Emmi voll im Geschehen und unter vielen Leuten. Dazu kam die Prägung durch ihren geliebten Vater Georg, selbst einer, der sich das Ehrenamt auf die Fahnen geschrieben hatte. Emmi Preis lacht: Schon in ihrer Kinder- und Jugendzeit habe es immer geheißen: „Emmi, Du machst das schon.“

„Das Ehrenamt erfüllt mein Leben. Man trifft immer wieder viele nette Menschen.“Emmi Preis

Dann, mit zwölf, 13 Jahren, entdeckte sie für sich die Volkstanzgruppe Stamsried. In diese brachte sie ihr „Organisationstalent“ ein. Dabei, sagt sie, habe sie erkannt, dass, wenn man etwas auf die Beine stellt, auch anderen eine Freude macht und die Gemeinschaft stärkt. Das Ehrenamt versteht Emmi Preis nicht als permanente Belastung. Es gebe dem Ehrenamtler so viel zurück, „tausendfach, von Menschen, und durch die Verbindungen, die man damit schafft.“ Preis freut sich darüber: „Das Ehrenamt erfüllt mein Leben. Man trifft immer wieder viele nette Menschen“.

Emmi Preis ist Diplom-Betriebswirtin, ferner Geschäftsführerin der KBB Komplett-Baubetreuung GmbH. Als Chefin von 45 Mitarbeitern bringe es nichts, die Chefin herauszukehren. Deshalb bezeichnet Preis ihren Führungsstil als „kollegial“. Beispiel? – Es müsse drin sein, dass, wenn eine Mitarbeiterin, die auch Mutter ist, etwas später zur Arbeit kommen kann, wenn deren Kind Zahnschmerzen hat.

„Es ist ein Geben und ein Nehmen – Ich brauch meine Leute, und meine Leute brauchen mich.“Emmi Preis

Die Konstellation sei dann wie im Ehrenamt: Auf Menschen eingehen, ihnen keine Steine in den Weg legen. Gleichsam müsse es möglich sein, sinnvoll zu kritisieren, um dann aber etwaige Probleme gemeinsam zu lösen. Das gelte in der Firma ebenso wie in der Politik und im Verein. „Es ist ein Geben und ein Nehmen – Ich brauch meine Leute, und meine Leute brauchen mich“.

Zum Entspannen in die Natur

Bedingt Ehrenamt und Beruf einen Spagat? – Preis hält dagegen: Aufeinander zugehen“, das bringe einem „Freude“. Gleichzeitig achte man auf Freiräume. Man könnte es auch Abschalten nennen. Emmi Preis könne und mache das, liebend gerne in Gottes freier Natur. Dass sie Jägerin ist, daraus macht sie keinen Hehl. „Schon mein Vater war Jäger. Ich habe mit 16 den Jugendjagdschein gemacht.“ Gerne, sagt sie, sei sie in ihrem Revier im Gemeindebereich Stamsried.

Emmi Preis hält’s mit einem Gedicht von Hermann Löns und zitiert daraus: „Laß deine Augen offen sein, geschlossen deinen Mund, und wandle still, so werden dir geheime Dinge kund“. In ihren eigenen Worten fügt Emmi Preis an: „Sein und leben lassen in der Natur“. In der Natur schöpfe sie Kraft, frühmorgens oder spätabends, wenn das letzte Vogelsingen verklingt.

Kraft sei eine Quelle. Ein Selbstläufer sei das Ehrenamt nicht, erst recht nicht, wenn man Posten in zahlreichen Vereinen und in der Lokalpolitik innehatte und innehat; im Laufe ihres Lebens als Vorsitzende bzw. Mitglied der Vorstandschaft im Elternbeirat im Kindergarten und in der Schule, im Rodinger Stadtrat, als Frauenbeauftragte der Stadt Roding, am Stammtisch Ramtscham, im Kirchenchor, im Tennisclub Stamsried...

Comeback im Rodinger Stadtrat?

Vom Ehrenamt habe sie noch lange nicht genug. So hege sie zumindest einen Gedanken daran, künftig wieder für den Stadtrat zu kandieren. Diesem habe sie sechs Jahre lang – „eine wunderschöne Zeit“ – als Listenführerin der von ihr 1996 ins Leben gerufenen CSM (Christlich Soziale Mitte) angehört.

Lokalpolitik mitzugestalten, sei eine ehrenamtliche Tätigkeit, sprich das Gestalten, die Heimat mitgestalten, im Sinne all derer, die hier in und um Roding leben. Jungen Leuten lege sie daher ans Herz, sich politisch zu betätigen. Es gehe doch auch um Werte, Werte wie Achtung gegenüber anderen Menschen, auch christliche Werte, Werte also, welche Emmi Preis Tochter und Sohn vermittelt habe.

„Ja, ich bin gläubige Katholikin, ohne Glaube ist der Mensch arm.“Emmi Preis

„Ja, ich bin gläubige Katholikin, ohne Glaube ist der Mensch arm“. Dazu ihr Credo: „Jeder Mensch sollte sich seinen Charakter bewahren.“ Das Ehrenamt brauche starke Charaktere. Zehn Minuten für einen Mitmenschen, die werde man hoffentlich aufbringen können. Der andere, vielleicht ein Bewohner aus dem Seniorenheim, bedanke sich mit einem Lächeln. Ehrenamt kann so einfach sein. Emmi Preis macht Mut dazu.

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