Geheime Orte
Wo der Kalte Krieg nie ganz abtaute

Von Camp Reed bei Rötz aus wachte die US-Army über den Eisernen Vorhang. Noch heute umgrenzt es ein Zaun. Wir waren dahinter.

25.05.2016 | Stand 16.09.2023, 6:45 Uhr
Daniel Haslsteiner
Wäre diese Aufnahme vor 30 Jahren entstanden, wären wohl US-Panzer vor der ehemaligen Garage von Camp Reed zu sehen gewesen. −Foto: Tschannerl

Es ist 1982. An der tschechischen Grenze fahren Armeefahrzeuge auf. Nato-Fernmelder am Hohenbogen und in Amberg schlagen Alarm. Und in ein Waldstück oberhalb von Rötz kommt Bewegung. Ein Hubschrauber steigt aus den Fichten und dreht nach Osten ab. Wenige Augenblicke später beben die Häuser im Süden von Rötz. Eine Kolonne US-Panzer und Jeeps kommt die Straße vom Berg herunter – auch sie wollen nach Osten zur Grenze: Präsenz zeigen.

Vier Jahrzehnte lang war die tödliche Bedrohung durch den Kalten Krieg in Rötz Alltag. Drei Kilometer vom Ort weg schlug die amerikanische Besatzungsmacht Anfang der 50er Jahre Quartier auf. 50 bis 60 Panzer-Kavalleristen hielten in Camp Reed, so der Name des fünf Hektar großen Grenzlagers, Stellung. Ihre Aufgabe: Die Grenze zum Ostblock sichern – von Waidhaus bis Lam. Täglich patrouillierten die Truppen aus Camp Reed mit Jeeps oder schwerem Gerät an den gut 140 Kilometern Eiserner Vorhang. Und huschten Flüchtlinge aus Osten durch ihn oder marschierten die Truppen des Warschauer Pakts verdächtig nahe an den Grenzstreifen, dann rückte ein Empfangskommando aus dem Camp an.

Erst renoviert, dann abgezogen

Nachdem die amerikanische Panzer-Kavallerie pünktlich zur ersten Irak-Invasion Anfang der 90er das Camp verlassen hat, stand es erst mal leer. Einen Mieter für eine ehemalige Armeeanlage finden – offenbar keine einfache Aufgabe. Doch dann gab es eine unerwartete Wende: Als die Zentrale Diensthundeschule der Bayerischen Polizei in Herzogau 2000 eröffnete, war mit dem ehemaligen Grenzlager schnell ein idealer Übungsplatz in nur 20 Kilometer Entfernung gefunden.

Wie perfekt Camp Reed für die Hundeausbildung ist, zeigt uns Wolfgang Karl, der stellvertretende Leiter der Diensthundeschule, vor Ort. 15 Gebäude stehen in dem umzäunten Areal. Gleich hinter dem Tor sind der ehemalige Platz für Panzer und Jeeps sowie eine Garage. Hier stehen jetzt ausgemusterte Polizeiwagen. „Die Hunde üben hier das Durchsuchen von Autos“, erklärt Karl.

Das ganze Camp wirkt so, als hätten sich die Amerikaner auf einen längeren Aufenthalt oberhalb von Rötz eingerichtet. Schauen Sie sich die Holzkassetten-Decken und hochwertigen Klinkermauern an – und da, sogar eine Bar mit Kühlaggregaten. So sieht kein notdürftiger Unterstand an einer potenziellen Front aus.

Jugendliche steigen öfter mal ein

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Lesen Sie hier: Im Camp Reed bei Rötz trainieren Polizisten mit ihren Hunden, die Benzin riechen, auch wenn es verbrannt ist.

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