Aktion
Der Absturz bei einem Vollrausch

Jugendliche schreiben gegen Komasaufen: Im 13. Teil unserer Serie erzählt Dominik Ereignisse nach wahren Begebenheiten.

27.04.2015 | Stand 16.09.2023, 7:06 Uhr
Dieses Symbolfoto eines betrunkenen Mädchens zeigt, was Dominik deutlich drastischer beschreibt: den Absturz bei einem Vollrausch. −Foto: dpa

Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte Ihnen heute meine Erfahrungen mit dem Missbrauch von Alkohol vortragen. Sowohl meine persönlichen, als auch die in meinem Freundeskreis. Unser Freundeskreis besteht aus einer fünfköpfigen Truppe, und es ist schon relativ häufig vorgekommen, dass wir am Wochenende auch einmal zum Feiern gingen. Folglich erlebte ich so auch meine allerersten Erfahrungen mit Alkohol, die ich sicher nicht so schnell vergessen werde.

Da war zum einen das Volksfest. Nach vier Maß konnte ich nicht mehr gerade gehen und stehen und bin so schnell wie ich zu diesem Zeitpunkt noch konnte, zum Parkplatz „gewankt“. Was danach passiert ist, kann sich, glaube ich, jeder denken. Einen Tag später, als ich mit höllischen Kopfschmerzen aufgestanden bin, hätte ich mich am liebsten in Grund und Boden geschämt. Vor meinen Eltern und vor meinen Freunden. Das war für mich erst mal eine Lehre.

Alkohol und frische Luft

Als ich dann ein paar Wochen später auch noch einen Freund in diesem Zustand erlebt hatte, hielt ich mich erst mal zurück mit dem Alkohol. Das ging auch eine Weile gut. Irgendwann feierten ich und meine Truppe dann einen Geburtstag. An diesem Tag habe ich das erste Mal in meinem Leben den harten Alkohol besser kennengelernt. Jeder von uns trank einen halben Kasten Bier und uns ging es noch sehr gut. Irgendjemand ist dann auf die „schlaue“ Idee gekommen, rauszugehen, und wie man das so kennt: Alkohol und frische Luft ist so eine Sache.

Das Bier schlug an, aber wir waren in noch keinem schlimmen bzw. schlechten Zustand. Einige Zeit später erfuhren wir, dass jemand auch noch eine Literflasche Jim Beam-Whiskey dabei hatte und jeder schenkte sich ein volles Glas (kein Schnapsglas) ein. Gut ist was anderes. Nach einer Zeit hatte ich mein Glas leer und war noch zufrieden. Ein Bekannter konnte kaum noch stehen und hat mir angeboten, sein Glas zu leeren, und ich habe es folgedessen „geext“. Danach konnte ich auch nicht mehr stehen. Sofort darauf musste ich mich hinsetzen, da die Gefahr viel zu groß war, irgendwo dagegen zu knallen oder zu fliegen. Meine Freunde haben es dann bemerkt und meine Eltern angerufen. So einen „Anschiss“ habe ich wirklich noch nie erlebt.

Dies hatte zur Folge, dass das noch bis heute mein letzter „Absturz“ war. Die nächste Situation habe ich selber aktiv nicht erlebt, aber es ist eine der schlimmsten Sachen, bei denen ich bisher dabei war. Wir waren an Sylvester bei einem Kumpel eingeladen zum Feiern. Dabei war ein Mädchen (17 Jahre alt), das vorher vielleicht ein bis zweimal anwesend war. Man sollte an dieser Stelle noch hinzufügen: Sie nahm sehr starke Tabletten, bei denen es sich um „Anti-Depressiva“ oder ähnliches handelte, obwohl sie gar keine Depressionen hatte. Sie war an diesem Abend im wahrsten Sinne des Wortes außer Rand und Band und hat Schnaps aus einem Maßkrug getrunken. Wir haben immer wieder versucht, ihr das Hochprozentige wegzunehmen, doch da wurde sie immer „leicht“ aggressiv. Als das Feiern ein Ende hatte (ca. 3 Uhr morgens) wurde uns die ganze Situation erst richtig bewusst. Sie versuchte aufzustehen, hielt sich an einem Regal fest und riss das ganze Regal mit sich in die Tiefe. Und das war nicht das einzige.

Mit dem Gesicht im Schnee

Ein weiterer Tiefpunkt ihrer Seite waren die Unfälle auf der Treppe. Hierzu muss man verdeutlichen, das Haus hatte sehr, sehr viele Treppen und wir waren im obersten Stock. Ich und ein Freund versuchten sie die Treppe runterzutragen bzw. führen, doch sie wollte nicht. Sie rutschte immer und immer wieder aus und wir haben nach einer Weile das Zählen aufgehört. Letztendlich war es uns egal, ob sie es wollte oder nicht – wir haben sie einfach nach unten getragen. Unten ging es dann weiter. Sie brauchte eine gefühlte Stunde, um sich ihre Schuhe anzuziehen, wobei sie wieder einige Gegenstände zerstört hat. Zu unserer Belastung hatte es an diesem Tag auch noch starkes Glatteis, und das Haus wurde auf einem Berg errichtet. Wie man sich vorstellen kann, sind wir alle drei den Berg unfreiwillig runtergerutscht. Sie schrie immer wieder „Jetzt lasst mich endlich mal in Ruhe, ihr Vollidioten!“.

Dann haben wir sie in Ruhe gelassen und in weniger als 30 Sekunden lag sie mit dem Gesicht im Schnee und bewegte sich nicht mehr. Mit der Zeit bekamen wir es mit der Angst zu tun. Sie fiel mehrere Male mit dem Gesicht in den Schnee und blieb so liegen; sie fing an sich an meiner Schulter auszuheulen (weiß ich bis heute noch nicht warum), sie hat sich auch sehr häufig übergeben. Zum Schluss hinaus wurde es uns zu blöd, und wir holten Erwachsene hinzu, welche kurz davor waren, das Mädchen ins Krankenhaus zu verschiffen. Wir haben uns aber dann doch dagegen entschieden, weil dies im Nachhinein nur Probleme verursachen würde.

Als sie dann endlich im Haus war, ist uns aufgefallen, dass sie eiskalt und dehydriert war. Das machte die ganze Situation nicht wirklich besser. Als sie sich dann auch noch an jeder Stelle des Hauses, außer auf der Toilette, übergeben hatte, legten wir sie ins Bett und ließen sie schlafen. Sie wusste am nächsten Tag absolut gar nichts mehr. Tja, das war auf jeden Fall die letzte Party, die mein Kumpel bei sich gehalten hat. Ungünstig war auch, dass seine Eltern (welche strikt gegen Alkohol sind) live dabei waren.

So, das war jetzt meine Geschichte. Man sollte beachten, dass alle Ereignisse auf wahren Begebenheiten beruhen.