MZ-Serie
Die Kraft der Familie in der Trauer

Nach dem Tod von Volker Gruber hat seine Frau mit ihren Töchtern die Zukunft für das Männer-Modehaus in Cham wiedergefunden.

27.12.2016 | Stand 16.09.2023, 6:33 Uhr
Magdalena (li.) und Katharina stehen an der Seite der Mutter und führen Gruber-Moden weiter, „…so wie es der Papa gewollt hätte“. −Foto: Fischer

Es war die Nacht zum Dreikönigstag des Jahres 2016. Hannelore Gruber kann die Tränen nicht verdrücken, wenn sie daran denkt. „Das war der schlimmste Tag in meinem Leben.“ Ihr Mann Volker ist an diesem Tag gestorben – nach einem langen Krebsleiden. Er war gerade einmal 52 Jahre alt. Hannelore Gruber hat „die Liebe meines Lebens“ verloren. Und das Modehaus Gruber seinen Chef.

„Wir wussten, dass er unheilbar krank war“, sagt seine Frau heute: „…aber wir haben es niemandem gesagt, weil man glaubt, dass es keinen was angeht!“ Aber es berührt alle in einer Stadt wie Cham, wenn der Chef des größten Hauses für Männermode am Platze so plötzlich aus dem Leben geht – mit 52 Jahren. Das bewegt die Menschen. Und sie reden darüber. Hannelore Gruber weiß das heute…

Die Töchter an der Seite der Mama

Mit den Kindern hat die Mutter wieder eine Zukunft gesehen – auch für das Modehaus Gruber. Die beiden wollen in die Fußstapfen des Vaters treten. Katharina, mit 24 die ältere, hat ihr Studium für Mode-Management in Nagold abgeschlossen und ist seit dem Tod des Vaters daheim im Haus fest eingebunden. Sie sagt: „Wir wollen das Geschäft gemeinsam so erfolgreich weiterführen, wie es unser Papa gemacht hat.“ Die jüngere Magdalena (19) hat heuer Abitur gemacht und danach ebenfalls ein duales Modemanagement-Studium begonnen. Die Praxis macht sie daheim in Cham.

Mutter Hannelore erzählt noch eine Geschichte, bei der ihr die Tränen kommen – von dem „Labrador-Mädchen Amelie“. „Zu diesem Hund hat mich mein Mann gezwungen, denn ich wollte eigentlich nie ein Tier haben – aber jetzt bin ich so froh, dass es Amelie gibt. Es ist eine lebendige Erinnerung an ihn.“

„Wir wollen das Geschäft gemeinsam so erfolgreich weiterführen, wie es unser Papa gemacht hat.“Katharina Gruber

„Er war die Liebe meines Lebens“

Genau in dem Moment sagt Hannelore Gruber auch diesen Satz: „Er war die Liebe meines Lebens.“ 25 Jahre war sie die Chefin an der Seite von Volker Gruber hier im Haus. Sie selbst hat Erzieherin gelernt. Da hat sie Volker auch kennengelernt, als Auszubildende im Pater-Rupert-Mayer-Zentrum für Behinderte in Regensburg. Er hat dort seinen Zivildienst gemacht. 1990 haben die beiden geheiratet.

Gemeinsam haben sie das über 100 Jahre alte Chamer Traditions-Geschäft so ausgerichtet, dass es auch eine Zukunft hat. 2008 wurde das Modehaus mit Millionenaufwand komplett umgebaut – auch architektonisch ein höchst moderner Akzent in der Chamer Innenstadt. Aber das Konzept ist geblieben: Gruber-Moden sind „Männer-Sache(n)“.

Das wird auch so bleiben. Die Chefin: „Wenn man etwas macht, dann sollte man es richtig machen.“ Das sehen auch die jungen Töchter nicht anders. Aber: Es gibt da schon „ein paar neue Ideen“, die Katharina und Magdalena im Kopf haben. Mehr will die Mutter darüber noch nicht verraten. Nur das noch: Der Millionen-Umbau des Jahres 2008 war „eine Investition im Vertrauen auf die Innenstadt Cham“. Das gilt auch heute noch.

„Ich glaube an Cham.“Hannelore Gruber

„Ich glaube an Cham“, sagt Hannelore Gruber: „Toll, was auch das Haus Frey in diesem Sinne gemacht hat!“ – Aber: „Es wäre schön, wenn es noch ein paar Läden mehr drumherum geben würde.“ Und wie läuft’s bei Gruber? „Ich bin sehr zufrieden“, sagt die Chefin. Die Kunden haben dem Modehaus auch gerade erst das beste Zeugnis ausgestellt: Platz eins im dritten Chamer Kundenspiegel.

Und die Stärke der Mitarbeiter

Und was würde Volker Gruber sagen, wenn er zuschauen könnte von dort, wo er jetzt ist? Seine Frau ist sich sicher: „Gut gemacht, würde er sagen. Und: Ich bin stolz auf euch.“ Dann wird ihre Stimme ganz leise, so dass du sie kaum mehr hörst: „Glauben Sie mir“, haucht sie durch ihre Tränen: „Er wäre nicht so schnell gegangen, wenn er nicht überzeugt gewesen wäre, dass wir das auch alleine schaffen.“

„Er wäre nicht so schnell gegangen, wenn er nicht überzeugt gewesen wäre, dass wir das auch alleine schaffen.“Hannelore Gruber

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