Unfall
Strafbefehl für Unfall mit Luftkissen

Staatsanwaltschaft wirft Churpfalzpark-Betreiber mangelnde Prüfung vor – der weist die Vorwürfe zurück, will aber zahlen.

28.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:23 Uhr
Am Tag nach dem Unfall im August 2016 suchte Joachim Muth im Gespräch mit unserer Zeitung nach einer Erklärung für den Unfall. Er habe so etwas in 25 Jahren Erfahrungen mit Luftkissen noch nie erlebt. −Foto: ck

Es war ein Schock für alle, die dabei waren. Auch für Joachim Muth selbst, Inhaber des Churpfalzparks. Völlig unerwartetriss das Riesen-Luftkissen, eine der Attraktionen des Parks in Loifling. Dabei verletzten sich zwei Frauen aus Viechtach schwer. DieUrsache war nicht auf Anhieb einfach zu ermitteln.

Deshalb veranlasste die Staatsanwaltschaft ein Gutachten zu dem Luftkissen. Und auch für das Prüfinstitut scheint die Ursache nicht auf Anhieb erkennbar gewesen zu sein. Denn das Gutachten zur Unfallursache traf erst Anfang dieses Jahres bei den Behörden ein. Für die Staatsanwaltschaft las sich daraus dennoch ein Schuldiger heraus. Der Betreiber des Churpfalzparks, Joachim Muth, bekam jetzt vom Amtsgericht Cham einen Strafbefehl wegen fahrlässiger Körperverletzung in zwei Fällen.

„Fahrlässige Körperverletzung“

Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Regensburg Oberstaatsanwalt Theo Ziegler, erläuterte, dass im Gutachten eine Fahrlässigkeit bei der Prüfung und im Umgang mit dem Luftkissen zu erkennen sei. Dies habe dann zu dem Unfall geführt. Deshalb gehe man hier von fahrlässiger Körperverletzung in zwei Fällen aus, die mit einem Strafbefehl behandelt würden.

Künftig kein Kissen mehr im Park

Es habe zwei Tage die Luft gehalten, bevor es nachgefüllt werden musste. Andere Vorgängerkissen hätten täglich gefüllt werden müssen. Am Tag zuvor seien etwa 80 Parkbesucher auf einmal auf dem Kissen gehüpft. „Und dann werfen sie einem vor, es nicht erkannt zu haben, dass das Kissen auf 25 Meter reißt“, hadert Muth mit den Behörden. Auf über 20 Meter Länge war das Hüpfkissen aus heiterem Himmel aufgegangen. Das knapp zwei Meter hohe Kissen sackte schlagartig in sich zusammen und die fünf Menschen darauf fielen auf den Boden. Die beiden Frauen, 54 und 58 Jahre alt, wurden bei dem Unfall schwer verletzt, die Kinder, sechs und acht Jahre alt, und ihr Großvater wie ein weiterer Mann hatten laut damaliger Aussage von Rettungsdienstleiter Michael Daiminger großes Glück und blieben bei dem Unglück unverletzt.

Muth hat sich entschlossen, kein neues Riesen-Hüpfkissen mehr anzuschaffen – „auch wenn es zu den Hauptattraktionen im Park gehörte!“ Aus Sicherheitsgründen verzichte er darauf, aber auch, weil es beim nächsten Unfall dann wohl nicht mehr um fahrlässige, sondern womöglich um vorsätzliche Körperverletzung gehe. Die Gesetzgebung werde wohl bei so etwas hart durchgreifen, meint Joachim Muth. Um das auszuschließen brauche es jeden Tag spezielle Messungen auf dem Kissen – das sei zu aufwendig. Da investiere er lieber in neue Fahrgeschäfte.

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