MZ-Serie
Die Steine der Heimat sind sein Metier

Manfred Bergbauer aus Bad Kötzting ist seit seiner Kindheit auf der Suche nach den harten Bodenschätzen des Bayerwalds.

04.07.2016 | Stand 16.09.2023, 6:51 Uhr
Alois Dachs
Manfred Bergbauer sammelt seit seiner Kindheit Mineralien aus dem Bayerwald und kennt die meisten Vorkommen. −Foto: Tschannerl

„Steinreich“ zu sein, davon träumt wohl jeder materialistisch eingestellte Mensch. Der gelernte Zahntechniker Manfred Bergbauer vom Roten Steg hat sich diesen Traum durch kontinuierliches Sammeln, „von Kindesbeinen an“, erfüllt. Allerdings kann er sich nicht an einem riesigen Haufen Geld erfreuen, sondern an einer Mineraliensammlung, die er in mehreren Vitrinen im Untergeschoss seines Elternhauses aufgebaut hat. Und er hat die Erfahrung gemacht, dass Mineraliensammler niemals mit dem zufrieden sein dürfen, was sie schon haben, sondern immer nach noch schöneren Steinen Ausschau halten sollten.

Als 13-jähriger Schüler hatte Manfred Bergbauer einmal die riesige Mineraliensammlung von Dr. Fritz Albrecht, dem Chef der damaligen „ARA-Quarzit“ und Gründer der heutigen „ARA-Kunst“ anschauen dürfen – und er war total fasziniert, vom Aufbau, vom Glitzern der Steine und der großen Vielfalt an Mineralien, die es im Bayerischen Wald gibt.

Jedes Wochenende unterwegs

„Seitdem bin ich fast jedes Wochenende zwischen Furth im Wald und Passau unterwegs“, sagt der Sammler, der seit Jahren auch Mitorganisator der Mineralienbörse in Bad Kötzting ist. Der versteinerten Vielfalt im Boden des Bayerischen Waldes gilt sein Hauptaugenmerk. Erfolgversprechend seien dabei vor allem „Aufschlüsse“, Erdarbeiten für Straßenbau, Sprengungen, aber auch Steinbrüche, für deren Betreten aber unbedingt eine Genehmigung des Betreibers einzuholen ist. Der Pfahl mit seinen Quarzsteinen, die Steinbrüche bei Tittling, Hauzenberg und Rattenberg enthalten ebenso schöne Mineralien wie der Hohenbogen.

Sehen Sie hier unser Video über Mineraliensammler Manfred Bergbauer:

Die jährliche Mineralienbörse, aber auch gelegentliche Stammtische der Sammler sind nach Aussage von Manfred Bergbauer wichtig, um sich mit Kollegen auszutauschen. Bei der Mineralienbörse liegen die Schwerpunkte meist auf Quarz und Kalkspat, die durchschnittlich 400 bis 500 Besucher kommen aus einem Umkreis von rund 200 Kilometern. „Da wird viel getauscht“, erzählt der Sammler.

Quarzkristalle statt Schwammerl

Einige besonders schöne Quarzkristalle hat Manfred Bergbauer beim Schwammerlsuchen im Bärnloch, zwischen Hafenberg und Sackenried, gefunden. Seine Sammlung ist nach den verschiedenen Fundorten aufgebaut. Hafenberg, das ehemalige Gelände der ARA-Quarzit in Altrandsberg, das Eck bei Arnbruck, das Graphitgebiet in Kropfmühl bei Passau, Amethyste von der Saldenburg bei Passau, Quarz mit Topas-Einschlüssen aus dem Gebiet Schönberg, alles hat Manfred Bergbauer akribisch geordnet und von Hand beschriftet.

Die Schildchen will er in nächster Zeit noch professioneller gestalten, aber was in den Vitrinen lagert, ist nur ein Bruchteil seiner Fundstücke. Im benachbarten Kellerraum stapeln sich Obstkisten bis zur Decke, in denen viele Zentner Mineralien noch auf eine Bestimmung und auf einen Platz in weiteren Vitrinen warten.

Mit Mikroskop oder Röntgenstrahl

Wie findet ein Sammler interessante Steine? „Man schaut auf die Pegmatitgänge, in denen kommen hauptsächlich die Mineralien vor“, erklärt Bergbauer. Wenn es nicht gelingt, mit dem Mikroskop eine Steinzusammensetzung genau zu bestimmen, schickt sie der Sammler an einen Spezialisten zur Röntgenuntersuchung. „Die ist sehr zuverlässig“, erklärt Bergbauer, denn von den 5000 verschiedenen Mineralien, die bestimmt werden können, zeigt unter dem Röntgenstrahl jedes einen anderen Ausschlag.

Sehen Sie hier unsere Bildergalerie über Mineraliensammler Manfred Bergbauer:

„Sammlerstücke sollten nicht bearbeitet werden“, erklärt Bergbauer eine weitere Maxime. Um aus einem größeren Stein ein „sammelwertes“ Stück herauszuholen, hat er sich von Heinrich Müller, dem „Grubmüller“, vor Jahren eine spezielle Steinpresse bauen lassen, die den Stein mit Hy-draulikkraft exakt brechen kann. Nur wenige Mineralien in seiner Sammlung sind geschliffen oder poliert, Cordierit eignet sich zum Beispiel zum Schleifen, erklärt der Sammler, der lieber Mineralien in seinen Vitrinen hat, die mit „inneren Werten glänzen“. Unter ultraviolettem Licht entwickelt sich unter dem Mikroskop zum Beispiel an der Oberfläche von Autunit oder Tobernit eine bunte Märchenwelt.

Mit Zahnbürste und Ultraschall

Mineralien finden ist nur der erste Schritt der erfolgreichen Sammlertätigkeit. Nach der Bestimmung wird der Stein gewaschen und formatiert. „Der Einschluss muss richtig sein“, erklärt Manfred Bergbauer. Mit der Zahnbürste wird der Fund gereinigt, bei fasrigen Teilen kommt er ins Ul-traschallbad. Erst dann winkt ein Platz in einer der zahlreichen Vitrinen, in denen Manfred Bergbauer seine Schätze präsentiert. Für ihn und seine Sammlerfreunde sind die oft unscheinbaren Steine voller Leben.

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