Serie
Ein Schmankerl nach alter Schule

Hilde Wieser aus Riedersfurt hat das Kochen von der Pike auf gelernt. Sie verrät uns ihr Rezept für Maultaschen mit Grieben.

13.03.2016 | Stand 16.09.2023, 6:54 Uhr
Die Maultaschen mit Grieben sind fertig. −Foto: kid

In unserem ersten Teil „Vergessene Rezepte: Genüsse aus Omas Küche“ haben wir einen Apfelstrudel aus Kartoffelteig vorgestellt. Aus dem gleichen Teig lässt sich auch ein herzhaftes Gericht zubereiten. Wer es gerne deftig mag, kann daraus Maultaschen mit Griebenfüllung machen. Hilde Wieser aus Riedersfurt hat sie uns beschrieben.

Vielen Frauen im Landkreis ist Hilde Wieser noch als stellvertretende Kreisbäuerin oder durch ihre Koch- und Bastelkurse bekannt. Am Aignerhof (heute Wieserhof) in Riedersfurt geboren, war sie ein Nachzügler. Im Jahr ihrer Geburt 1929 war die älteste Schwester bereits 21 Jahre alt und feierte Hochzeit. Die jüngste Schwester war sieben und ihr passte es nicht, dass sie oft auf die kleinere aufpassen musste. Die Mutter, drei Knechte (Weiberleut waren bei ihrer Mutter nicht erwünscht) und die Kinder bewirtschafteten zu Hause den Hof, während der Vater, ein Viehhändler, die ganze Woche auswärts „auf der Handelschaft“ unterwegs war.

Sonntags gab es das Schweinerne

Als Hilde Wieser schulpflichtig wurde, gab sie ihre Mutter zu guten Bekannten ins damalige Café Klingseisen in der unteren Marktstraße in Kötzting. Eine ihrer Aufgaben dort war es, beim Lukas am Regen (heute noch Lukasgasse) die Milch zu holen. Darum weiß sie auch noch gut, wie im Winter im Regen das Eis geschnitten wurde. In Ermangelung anderer Kühlmöglichkeiten befanden sich unter vielen Häusern in Kötzting Eiskeller. Die Eisblöcke wurden in die Keller gebracht und dienten den Sommer über zur Kühlung verderblicher Lebensmittel. Das Café Klingseisen hatte seinen Eiskeller beim Osl am oberen Markt. „Da gab es Säcke mit Quasten daran, die wurden mit Eis gefüllt, und an den Quasten konnte man sie tragen. Mit dem Leiterwagerl haben wir sie dann in den unteren Markt gebracht“, erinnert sich die 87-Jährige.

Lesen Sie hier den ersten Teil von „Vergessene Rezepte: Genüsse aus Omas Küche“: einen Apfelstrudel aus Kartoffelteig

Mutter hatte in der Küche das Sagen

Ihre Mutter führte weiterhin das Regiment in der Küche, die Arbeitskraft „der Jungen“ wurde draußen benötigt. „Auch mein Mann konnte besser kochen als ich, er hat immer mit seiner Mutter in der Wirtshausküche geholfen“, so erzählt sie. 1953, nach der Geburt ihres dritten Kindes (eines war zu dem Zeitpunkt bereits verstorben) entschloss sich Hilde Wieser mit 27 Jahren, die Winterschule in Kötzting zu besuchen, da ihr Mann einen Lehrbetrieb aufbauen wollte.

Die damalige Leiterin der Hauswirtschaftsklasse, Elisabeth Minuth, ließ jedoch keine Gastschülerinnen zu, was zur Folge hatte, dass Wieser ihre beiden kleinen Kinder der Mutter überlassen musste und sie Internatsschülerin wurde. Bis zu ihrer Prüfung zur Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft in Landau 1963 hatte Hilde Wieser nochmals zwei Kindern das Leben geschenkt, und nebenbei hieß es lernen. Vielen Lehrlingen und interessierten Frauen hat sie seitdem das Kochen beigebracht. Aufgrund eines Beinleidens kann sie heute selbst nicht mehr in der Küche stehen. Sie wird von ihrer Familie, allen voran ihrer Tochter Hildegard umsorgt. Von allen liebevoll „Oni“ genannt, ist sie der ruhende Pol auf dem Hof.

Bei 180 Grad 45 Minuten im Ofen

Inzwischen werden die restlichen Eier aufgeschlagen und mit Rahm vermischt. Wenn die Maultaschen oben schön braun sind, werden sie mit der vorbereiteten Masse übergossen. Ist das Eier-Sahne-Gemisch dann fest und oben etwas braun, dann sind die Maultaschen fertig.

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