MZ-Serie
Wilde Hoiwa schmecken nach Sommer

„Bist scho in de Hoiwa g’wen?“ Frisch gepflückt schmecken die kleinen Früchte besonders gut, nicht nur den Kindern.

31.07.2016 | Stand 16.09.2023, 6:44 Uhr
Isabell Dachs
Der Hoiwadatschi kann mit Puderzucker bestreut werden. −Foto: kid

„Bist scho in de Hoiwa g’wen?“ Die Frage nach dem aufwendigen Sammeln der kleinen blauen Beeren taucht im Moment immer wieder auf. Allgemein ist jetzt ist die Jahreszeit der „Birl“, wie wir sie in der Mundart nennen. Während die Saison für Erdbeeren fast schon wieder vorbei ist, sind derzeit Johannisbeeren, Stachelbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren reif und bald werden wir auch die Holunderbeeren ernten können. Im Spätherbst kommen noch Sanddorn und Schlehen dazu. Aufgrund der günstigen Witterung heuer, werden wir mit den süßen Früchten reich beschenkt. Frisch gepflückt schmecken die kleinen Früchte besonders gut, nicht nur den Kindern.

Doch auch beim Beerenpflücken gibt es ein paar Dinge, die zu beachten sind, vor allem wenn sie Wildfrüchte sammeln, nicht die im Garten kultivierten. Grundsätzlich sind wilde Beeren zwar nicht so groß, wie die Kultivierten, aber dafür geschmacklich einzigartig. Für das Beerensammeln eignen sich feste und robuste Gefäße, die auch Flecken vertragen, denn den Fruchtsaftflecken ist oft schwer beizukommen. In Plastiktüten oder grob geflochtenen Körben zerquetschen die Beeren leicht oder bleiben in den Maschen hängen. Früher benutzten die Leute dafür die kleinen Blech- oder Emaillekannen, wie sie auch für die Milch verwendet wurden. Diese eignen sich ebenso gut für Beeren.

Waldfrüchte für die Haushaltskasse

Im Wald ist Beeren pflücken nur für den Eigenbedarf erlaubt. Gewerbsmäßiges Pflücken, sprich für den Verkauf, ist verboten, beziehungsweise erfordert eine Genehmigung. Das gilt im Übrigen auch für Schwammerl. Wer zu viel erntet und erwischt wird, kann sogar ein Bußgeld riskieren. Früher war das anders, da bestritten gerade ärmere Familien mit dem Sammeln von Waldfrüchten den Sommer über ihren Lebensunterhalt.

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Fleißige Sammler belieferten auch die Konservenfabrik Soeffing & Ehemann in Kötzting, bevor diese Ende der 80er Jahre schließen musste. In Spitzenzeiten waren 200 bis 300 Menschen „in der Konserven“ beschäftigt, die jährlich 400 bis 500 Tonnen Pilze und ebenso viele Waldbeeren verarbeiteten. In den 60er Jahren wurden für die Konservenfabrik sogar Lastwagen eingesetzt, die morgens Frauen auf die Schareben brachten, wo besonders große Heidelbeeren zu finden waren. Abends wurden die Frauen abgeholt und ihnen ihre Ernte abgekauft.

Es gibt auch giftige Beeren

Auch um die Gewohnheiten von Waldbewohnern sollte man wissen, wenn man zum Beerensammeln geht. So erging stets die Mahnung meiner Oma an ihre Kinder, wenn sie „um Huiwa“ (zum Himbeeren sammeln) gingen. „Bassd’s aaf, wenn af d’Staoriegel d’Sunn recht hischeint, dass eich koa Kreizoder ned dawischt!“ Tatsächlich lieben es Schlangen, sich zu sonnen und fühlen sich mitunter bedroht, wenn Menschen in ihre Nähe kommen, oder gar versehentlich auf sie treten. Wenn auch der Biss einer Kreuzotter für Erwachsene in der Regel nicht tödlich wirkt, so ist er für Kinder nicht ungefährlich.

Die richtige Kleidung hilft

Auch die Kleidung sollte bei Sammelaktionen überlegt gewählt werden, denn Sommerzeit ist Zeckenzeit! Die kleinen Tiere können durch ihren Biss Krankheiten übertragen oder schmerzhafte Entzündungen auslösen. Sie lauern bevorzugt im hohen Gras und auf Sträuchern. Lange Hosen, am besten in die Socken gestopft, und langärmelige Shirts oder Hemden schützen Beine und Arme vor unerwünschten Einwirkungen, wie Zecken, Insektenstiche, Dornenkratzer oder dem versehentlichen Berühren von Brennnesseln. Rüsten Sie sich außerdem je nach Wetterlage gegen zu viel Sonne mit einer Kopfbedeckung beziehungsweise einem leichten Regenschutz für drohende Schauer aus. Wählen sie ältere und bequeme Kleidung und vor allem festes Schuhwerk.

Besonders bei Heidelbeeren sind Einmalhandschuhe empfehlenswert, wenn die Hände in den Tagen nach dem Sammeln sauber sein sollten. Zitronensaft ist darüber hinaus auch hilfreich. Damit eingerieben kriegen Sie nicht nur Fruchtflecken besser aus der Kleidung, auch von Beeren verfärbte Hände, Lippen und Zähne werden so wirkungsvoll wieder entfärbt.

Nur die reifen Beeren zupfen

Die beste Zeit zum Beerensammeln ist nachmittags, denn dann sind sie besonders süß. Sammeln Sie nur intakt aussehende, vollreife Beeren. Wenn sie sich ganz leicht abzupfen lassen, ist das ein weiteres Indiz für den richtigen Reifegrad. Einmal geerntet, haben Beeren es gern kühl, dunkel und geräumig.

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